Wimps aus Seattle melden sich auch mal wieder zurück mit einer zwar wenig überraschenden aber nach wie vor Spaßigen EP. Weiterentwicklung: Fehlanzeige. Muss aber auch nicht sein, stattdessen freue man sich einfach über diesen kleinen Nachschlag an wunderbar zurückgebliebenem Garagenpunk ihrer ganz und gar eigenwilligen Machart.
Noch so ein Noiserock-/Postcore-Gedöns, diesmal von einer Band aus Atlanta, Georgia. Hört sich an wie eine Verschmelzung von Fugazi und Shellac, mit Verweisen auf noch andere 90er-Bands, etwa Fudge Tunnel oder alte Amphetamine Reptile Platten. Bin durchaus angetan davon, was sich in diesem Genrepool gerade so tut, der von einigen Jahren noch ziemlich abgefrühstückt aussah.
Kaviar Special aus Rennes, Frankreich, spielen spaßigen Garagenpunk der primitiven, konservativen Sorte. Sie schaffen es hier dreizehn mal mit Erfolg, einem diese uralten Riffs mit einer derartigen Überzeugung um die Ohren zu hauen, dass man sofort vergisst, wie oft man jedes davon schon gehört hat. Dazu kommt ein gutes Händchen für eingängige Retro-Popmelodien, die immer wieder mal eingestreut werden. Perfekt um mal für 'ne halbe Stunde alles beschissene zu vergessen.
Ruined Families sind eine nicht mehr ganz unerfahrene Hardcoreband aus Athen und wer sich mal ein Bild von der aktuellen Stimmung dort machen möchte, dem sei diese Platte als Illustration ans Herz gelegt. Stilistisch würd' ich das ganze mal als modernen, düsteren Postcore mit Crust-Einschlag beschreiben. Dabei geben sie sich in der Wahl ihrer Einflüsse und in ihren Songstrukturen durchaus originell, immer wieder blitzen alte Emoanleihen, Black Metal und Chaoscore-Einflüsse auf und man kann nie ahnen was für unheimliche Dinge jetzt schon wieder hinter der nächsten Kurve lauern. Die größte Leistung dieses Albums, die Eigenschaft, die lediglich eigenständige und ambitionierte Hardcoreplatten von wirklich herausragenden Genre-Werken unterscheidet, ist aber ihre mitreißende Emotionalität, die hier glaubhaft und nicht konstruiert erscheint, sondern den Hörer wirklich zu berühren weiß.
Das derzeit vor sich gehende 90er Revival hab ich ja schon ein paar mal angesprochen. Hier ist eine Band, die schon 'ne Weile dieses Metier bearbeitet, aber bisher geößtenteils übersehen wurde. Ihr Sound ist eindeutig von den LoFi-Meisterwerken geprägt, die Guided By Voices in den frühen Neunzigern in Serie rausgehauen haben. Und warum auch nicht, in der aktuellen Indie-Landschaft ist noch eine menge Platz für gekonnten PowerPop dieser Machart und die Trefferquote ist hier höher als auf vielen Platten ihrer Vorbilder.
Karcher aus Saarbrücken waren mal. Die Band war mir bisher nie ein Begriff, trotzdem oder gerade deshalb etwas traurig zur Kenntnis zu nehmen, dass das hier ihr Abschiedsalbum ist. Geboten wird mitreißender Noiserock, der genau so von US-Klassikern wie Quicksand, Shellac, The Jesus Lizard inspiriert scheint wie auch von deutschen Noisebands der 90er und Nuller-Jahre, etwa von Ulme, Harmful oder Les Hommes Qui Wear Espandrillos. Irgendwas muss mal passieren unter deutschsprachigen Musikbloggern, damit ich so tolle Bands nicht immer erst mitbekomme, wenn sich sich schon aufgelöst haben. Oder erst wenn irgendwelche Englischsprachigen Blogs drüber schreiben (zur Ehrenrettung der deutschsprachigen Blogs muss ich aber hinzufügen, diesmalmal durch ein solches auf Karcher gestoßen worden zu sein). Die hiesige Musikpresse kann man bezüglich Krach ja eh in die Tonne hauen.
*edit*
Wie rocksportrockerUwe richtigerweise anmerkt, gibt's das Album sowie seinen Vorgänger bei Bandcamp für umsonst. Oder zum Preis eurer Wahl, wenn ihr doch etwas Kohle rüberwachsen lassen wollt.
Clearance , eine noch ganz taufrische Band aus Chicago, haben sich scheinbar nur mit der Mission gegründet, den Sound und Spirit alter Pavement-Platten noch mal aufleben zu lassen. Und wer kann's ihnen auch verübeln, denn in den letzten 15 Jahren gab's wenig dergleichen. Und das hier klingt einfach nach einer sehr guten Pavement-Platte.
Dieses Krachquartett aus London konstruiert hocheffiziente Punk-Eruptionen an der Schnittstelle zwischen Noiserock, Garagenpunk und Postcore. Der energiegeladene Garagecore von Hot Snakes scheint hier mehr als einmal durch, auch aktuellere Geschichten wie etwa Metz hatten wohl etwas beizutragen. Hier wird sowohl der inzwischen arg ramponierte Ruf des Post-Hardcore aufpoliert, als auch dem häufig allzu selbstverliebten und verkopften Noiserock-Genre zu neuer Frische verholfen. (mehr …)
Irgendwie kommt es immer öfter vor, dass ich über englischsprachige Blogs auf absolut geile deutsche Bands aufmerksam gemacht werde, über die sich die ach so furchtbar hippe deutsche Blogosphäre eher totschweigt. Mit etwas Glück gibt's dann noch ein kurzes Review im OX oder so, das war's dann auch schon mit der Öffentlichkeit im deutschsprachigen Raum. Zum Glück verschwende ich wenig Zeit mit dem fruchtlosen durchkämmen deutscher Blogs, sonst wäre ich nie auf Bands wie Banque Allemande oder eben Diät gestoßen.
Mit einem halben Jahr Verspätung erfahre ich nun auch vom zweiten Siebenzöller der Berliner Postpunker, deren erste 7" Pick A Line/No Accent eine der schnörkellos rockendsten heimischen Veröffentlichungen in den letzten Jahren darstellt. Diesmal geht es eher im Schritttempo voran und es tritt eine etwas düsterere, New Wave-artige Seite der Band in den Vordergrund. Ehrlich gesagt, damit nähern sie sich etwas gefährlich dem gewöhnlichen Status Quo der internationalen Postpunk-Gegenwart an, aber ich hoffe mal sie haben das Dreschen nicht auf Dauer verlernt und diese Platte ist eher als eine kreative Fingerübung zu verstehen, als eine Erweiterung des musikalischen Horizontes und ein Sprungbrett für zukünftige Groß- oder Schandtaten. (mehr …)
Die Nachbarschaftsbratzen aus Los Angeles werden bestimmt nicht den Punkrock revolutionieren. Aber für einen gekonnten Garagenpunk-Snack zwischendurch bin ich immer zu haben, und wer das ähnlich sieht darf dieser Band ruhig mal zehn Minuten seiner wertvollen Zeit opfern. Wird nicht dein Leben verändern, schadet aber auch niemandem und macht kurzzeitig 'n Haufen Spaß.