Die Berliner Band um Mitglieder u.a. von Useless Eaters, Idiota Civlizzatto, Exit Group und Clock Of Time liefert hier mal wieder reichlich Klasse ab in Form von raffiniert konstruierten, leicht Deathrock-infizierten Post Punk-Grooves, wobei Clock Of Time hier am ehesten als Referenz taugen für ihren Sound den ich gar nicht anders als "klassische Berlin-Schule" der vergangenen 10+ Jahre einordnen kann, was hier in eine ähnliche Kerbe schlägt wie schon etwa Pigeon, Liiek, Diät, Pretty Hurts… Ich sehe das aber auch absolut positiv, denn der etablierte "Berlin-Sound" wäre ja auch erst gar kein Begriff geworden, würde er nicht für ein so konsistent hohes Niveau stehen.
Der bisherige Output der Shrinkwrap Killers erschien mir immer als etwas eintönig und wechselhaft, aber ihre zweite LP auf Iron Lung Records trumpft mal locker mit ihrer bislang stärksten und abwechslungsreichsten Sammlung neuer Songs auf. Eine seltsam vertraute Mischung ist das, die man guten Gewissens und akkurat als etwa ein Horror-/Sci-Fi-/Dystopie-getränktes Mashup aus Lost Sounds, Spits und Stalins of Sound bezeichnen kann. Funzt!
Eine saubere Splitveröffentlichung vom Berliner Label order05records. Der Auftakt der Post Punk-Institution Nag aus Atlanta überrascht mit Synth-unterstützten Psychedelic-Vibes, die z.B. an Mononegatives oder spätere Useless Eaters erinnern. Der andere Song ist dann eine weitere Sprengung in dem vertraut rohen Klangkostüm der Band. Die Seite von Astio aus Trient, Italien kommt hingegen mit einer etwas konventionelleren aber nicht weniger Klasse versprühenden, moderat melodischen Post Punk-Energie rüber, wie man sie unter anderem von Criminal Code, Sievehead oder etwas aktueller von Pyrex, Body Maintenance oder Schedule 1 gehört hat.
Diese Band aus Adelaide gibt es jetzt schon über ein Jahrzehnt und es macht den Eindruck als hätten sie erst jetzt mit ihrer vierten LP ihren eigenen Groove gefunden… oder zumindest muss ich, nach oberflächlicher Betrachtung des bisherigen Materials, der neuen Platte bescheinigen in einer ganz anderen Liga zu spielen - Songwriting, Arrangements und Produktion kommen hier nahtlos zu einer weitaus reiferen Vision zusammen und gleichzeitig bleibt das ganze ausgesprochen abwechslungsreich und spannend. Ich fühle mich an eine ganze Reihe australischer Hausnummern erinnert wie etwa Pub-/Garage Rock Bands á la Mini Skirt, Hideous Sun Demon oder Pist Idiots, Post Punk/-core Bands wie Batpiss, Bench Press, Rip Room oder auch eine Spur alter Klassiker von (80er) Scientists und The New Christs.
Erneut eine Schönheit vom italienischen Bollwerk Goodbye Boozy Records. An Repulsion Switch erinnert ihr euch vielleicht noch anlässlich ihres 2019er Demos und einer Handvoll weiterer EPs, die seitdem erschienen sind. Hier bekommen wir es aber gleich noch mal mit ihrem bislang stärksten Klumpen neuer Songs zu tun in einem erfrischend simplen und gleichermaßen explosiven, garage-lastigen Hardcore-Sound. Eine weitere bekannte Größe hier in der 12XU-Zentrale ist natürlich Synth Punk-Guru Klint aus Schleswig. Der übernimmt auf Seite B die Kontrolle mit gewohnt kunstvollem Handwerk, schrulligen Experimenten und einer Ladung neuer Tracks, die sich weitgehend auf der wilderen Seite des Spektrums austoben und somit ganz ausgezeichnet das RS-Material komplementieren. Flutscht!
Nach seiner bislang ambitioniertesten LP Material im letzten Jahr, auf welcher Smirk aka Nick Vicario (auch bekannt von Bands wie Public Eye, Crisis Man und Cemento) seine Klangpalette stark in Richtung von leicht Desperate Bycicles-mäßigem Art Punk ausstreckte und gleichzeitig noch einige der infektiösesten Perlen des melancholischen Powerpop-Songwritings ablieferte, kommt seine neueste 7" wieder etwas geradliniger und einfacher gestrickt daher, trifft aber nach wie vor immer ins Schwarze mit seinen stark Sample-gestützten Songs und Arrangements.
Die letztjährige Dampfwalze von einer Mini-LP namens Estray ist sicher schwer zu toppen aber die vermutlich von Leipzig und Berlin aus agierende Band macht auch auf dem Nachfolger eine durchweg gute Figur und erweitert ihren Garage Punk-Sound um so eine gewisse Noiserock-Kante, die mich ein wenig die Noise-/Garage Punk Hybride der New Yorker Brandy erinnert oder auch an ältere Science Man. Nach wie vor gibt es aber auch keinen Mangel and melodischen Pop-Smashern á la Wouldn't You, Fomo und Get Clean, so dass auch Fans des leicht Booji Boys-angehauchten Noise- und Powerpop der letzten LP hier nicht zu kurz kommen.
Eine entzückende Ladung relaxter, jederzeit etwas schief liegender Psychedelic- und Garage Punk-Jams von einer Band aus Toronto. Das hat durchaus einen gewissen US Protopunk-Vibe und darüber hinaus einen unübersehbaren Space-/Acid Rock-Einschlag, was ein bisschen rüberkommt wie 'ne Mischung aus den noch recht frischen LPs von Jean Mignon, Peace de Résistance oder auch geringfügig älterem Scheiß von Faux Ferocious oder frühen White Fence. Geht ja mal sowas von klar, das!
Mit einer schlauen, filigran konstruierten Mischung aus Post Punk, Noise Rock und Postcore begeistert mich dieses Demo einer New Yorker Band. Um den Elefanten im Zimmer kommen wir hier nicht rum: Das hat wohl einiges von den Stadtnachbarn Straw Man Army absorbiert, besonders von ihrer ersten LP, aber es gibt ja wohl schlimmeres als mit den Besten verglichen zu werden, oder? Auch Freunde von Bloody Gears, Faraquet, Meat Wave und ähnlichem wird das sicher einen netten Tritt verpassen.
Nachdem das Demo und die EP in '21/'22 schon reichlich Laune gemacht haben, kommt die erste LP der über Leipzig, Halle und Berlin verstreuten Band mit einer beachtlichen Schlagkraft daher, was eigentlich auch nicht verwundern sollte, sind hier doch Leute u.a. von Liiek, Ambulanz, Dee Bee Rich, Lassie und Exwhite am start hier. Davon sind die drei letztgenannten Bands die offensichtlichsten Orientierungspunkte, will heißen: Verspielter aber auch wuchtig vorwärs walzender Garage Punk mit weiteren Ähnlichkeiten zu überwiegend europäischen Bands wie z.B. Dadar, The Dirtiest, Shitty Life, Mitraille, The Gobs, Finale… in den melodischeren Momenten vielleicht auch eine Spur von Booji Boys.