The Roamin' Catholics - The Roamin' Catholics

The Roa­min' Ca­tho­lics aus Syd­ney sind (oder wa­ren? Ich bin mir da nicht so si­cher…) mal wie­der ei­ne von die­sen Un­der­ground-Su­per­groups, wie sie in der aus­tra­li­schen Sze­ne re­gel­recht aus dem Bo­den sprie­ßen; es sind un­ter an­de­rem Mit­glie­der von Ghast­ly Spats, House­wi­ves, Dry Fi­nish, Bitch Pre­fect und Peak Twins be­tei­ligt.
Das ers­te Mi­ni­al­bum die­ser For­ma­ti­on klingt in et­wa wie ei­ne Ver­men­gung von klas­si­schen Ver­tre­tern des un­kon­ven­tio­nel­len Pop á la The Fall, Flip­per oder Half Ja­pa­ne­se mit ak­tu­el­len Ga­ra­ge­punk-Bands wie et­wa Aus­mu­tean­ts und Ura­ni­um Club. Das Er­geb­nis ist wun­der­bar knar­zi­ger Rock'n'Roll ir­gend­wo zwi­schen den Stüh­len von Ga­ra­ge- und Post­punk, der trotz vie­ler Ver­schro­ben­hei­ten nie aus­ein­an­der fällt.




Ei­nen (kom­plet­ten) Al­bum-Stream gibt's lei­der nicht. :(

Tics - Tics

Auf dem ers­ten Al­bum die­ser Köl­ner Band be­kommt man schwer fest­zu­na­geln­den, zu gro­ßen Tei­len in­stru­men­ta­len Post­punk von stän­dig wech­seln­der Ge­stalt und mit star­kem Hang zum Ex­pe­ri­ment zu hö­ren, durch­zo­gen von selt­sam an­mu­ten­den Sprach­samples und mit ge­le­gent­li­chem, an al­te No Wa­ve-Schu­le er­in­nern­derm Sa­xo­phon­ein­satz.

Aber in der chao­ti­schen Viel­falt der Plat­te mei­ne ich doch ein paar ro­te Fä­den zu er­ken­nen und füh­le mich ab­wech­selnd mal an Mi­nu­temen, The Pop Group oder Mis­si­on Of Bur­ma-Ge­schram­mel er­in­nert, in an­de­ren Mo­men­ten hat's ei­nen Touch von Gang Of Four, manch­mal riecht es ver­däch­tig nach The Fall oder nach dem un­kon­ven­tio­nel­len Post­pun­k/­Pro­to-Post­co­re von Sac­cha­ri­ne Trust und Sloven­ly.



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Milked - Death On Mars

Mil­ked ist ne­ben den an die­ser Stel­le schon mehr­fach er­wähn­ten Hung Toys ein wei­te­res So­lo­pro­jekt von Kel­ly John­son, sei­nes Zei­chens ehe­ma­li­ger Front­mann der Noi­ser­o­cker Ge­ro­ni­mo!. Un­ter dem Ali­as hat er im Lau­fe der letz­ten bei­den Jah­re be­reits ein Al­bum und ei­ne EP mit schram­me­li­gem Psy­che­de­lic-Pop auf­ge­nom­men, aber mit sei­nem neu­es­ten Lang­spie­ler meint er es ganz of­fen­sicht­lich ernst.

Die char­man­te Lo-Fi Ho­me­re­cor­ding-Äs­the­tik ist ei­nem wuch­ti­gen Klang­kos­tüm ge­wi­chen, das die neu­en Songs eher an die bei­den Hung Toys-Plat­ten oder an sei­ne al­te Band er­in­nern lässt; ein heut­zu­ta­ge sel­ten ge­wor­de­ner Sound aus kräf­tig ro­cken­dem In­die-/Al­ter­na­ti­ve Rock, ver­mischt mit der Me­lo­diö­si­tät kon­tem­po­rä­rer Krach­bands á la Wav­ves, Ca­li­for­nia X oder Hap­py Di­ving und ver­edelt durch ge­le­gent­li­che An­klän­ge an den psy­che­de­li­schen Power­pop der Soft Boys.

Aber die größ­te Stär­ke die­ser neun Songs liegt in den sou­ve­rä­nen, ab­so­lut ta­del­lo­sen Song­wri­ting-Qua­li­tä­ten von Kel­ly John­son be­grün­det und ei­nem durch­weg ex­zel­len­ten Ge­spür für mit­rei­ßen­de Me­lo­dien. Ei­gent­lich ist hier je­der Song ein Voll­tref­fer. Ei­ne wahn­sin­nig star­ke Plat­te und mög­li­cher­wei­se die bes­te Ver­öf­fent­li­chung aus die­sem spe­zi­el­len Gen­re-Spek­trum, die mir die­ses Jahr un­ter­ge­kom­men ist.



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Flowers Of Evil - City Of Fear

Das zwei­te Al­bum der Band um Cro­co­di­les-Sän­ger Bran­don Wel­chez ge­fällt mir mal wie­der um Län­gen bes­ser als das, was sei­ne an­de­re Band in ver­gan­ge­nen Jah­ren so fa­bri­ziert hat und knüpft naht­los da an, wo das De­büt­al­bum vor zwei Jah­ren auf­ge­hört hat: Old­schoo­li­ger Hard­co­re­punk trifft hier auf staub­tro­cke­ne Ga­ra­ge­punk-Riffs, ei­nen ge­le­gent­li­chen Hauch von post­pun­ki­ger Dis­so­nanz und es weht kein Wind von 1976 1977. Auch der Ver­gleich zu frü­hen Teen­an­ger und Vi­deo trifft im­mer noch zu.



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Pinkbatts - BLACK to COMM Session 020417

Da hab ich letz­te Wo­che noch den Wunsch nach et­was bes­ser klin­gen­den Auf­nah­men der Band aus Syd­ney ge­äu­ßert und der geht dann auch noch prompt in Er­fül­lung. Und zwar in Form ei­ner Live-im-Stu­dio-Ses­si­on für Black Wire Re­cords. Die be­stä­tigt den gu­ten Ein­druck, den die Lo­Fi-mä­ßi­ge ers­te (Live-)EP bei mir ge­macht hat. Ganz ex­zel­len­tes Zeug ist das näm­lich. Im­mer auf­pas­sen, was man sich wünscht. Dies­mal ist es noch gut aus­ge­gan­gen.

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Cold Kids - Das Wollen Wir 7"

Gar nicht üb­ler deutsch­spra­chi­ger (Post-)Punk aus Bam­berg.

Debate Club - Fish Fry

Schi­cker zwei­ter Kurz­spie­ler ei­ner Band aus Mont­re­al mit zu­rück­ge­lehn­tem Ga­ra­ge Rock und ei­nem Hauch von Surf, der zu­letzt über das fran­zö­si­sche La­bel Be­ko den Weg hier­hin ge­fun­den hat.


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Haldol - The Totalitarianism of Everyday Life

Auf ih­rem zwei­ten Lang­spie­ler na­vi­gie­ren Hal­dol aus Phil­adel­phia selbst­be­wus­ter als je zu­vor durch Song­ma­te­ri­al, das eben­falls durch­weg zum bis­her stärks­ten der Band ge­hört. Ihr dun­kel­grau­er De­ath- und Post­punk hat da­bei or­dent­lich an Druck und Tex­tur ge­won­nen, gibt sich in­ner­halb sei­nes Gen­re-Spiel­raums un­er­war­tet ab­wechs­lungs­reich und hat auch ein paar neue Über­ra­schun­gen an Bord. Wenn bei­spiels­wei­se gleich in den ers­ten bei­den Songs As­so­zia­tio­nen an die Noi­ser­o­cker Spray Paint wach­ge­ru­fen wer­den oder an Wi­pers er­in­nern­de Leads los­bre­chen, als hät­te der al­te Herr Sa­ge selbst vor­bei­ge­schaut. Hier hat ei­ne Band ein­deu­tig ih­ren Sound ge­fun­den; al­les sitzt, passt, wa­ckelt und hat Luft auf die­ser Plat­te.



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Power-Buddies - Lonely Ghoul

Knap­pe drei Jah­re nach ih­rer De­büt-EP weiß mich die Ga­ra­gen­band mit stark va­ri­ie­ren­der Be­set­zung aus dem ka­na­di­schen Ed­mon­ton ein wei­te­res mal zu über­zeu­gen. Auf dem zwei­ten Tape der Band gibt es Ga­ra­ge­punk mit An­klän­gen an Mudho­ney und Feed­ti­me zu hö­ren, dem sie ei­ne kon­stan­te Schlag­sei­te ver­pas­sen, oh­ne dass der al­te Kahn je­mals ab­zu­sau­fen droht.


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Secret Shine - There Is Only Now

Ei­gent­lich mag ich ja Shoe­ga­ze, sehr ger­ne so­gar. Aber ir­gend­wie ver­mag mich aus der ak­tu­el­len Ge­ne­ra­ti­on von Bands die­ses Gen­res we­nig zu be­geis­tern. Ich kann nicht zu hun­dert Pro­zent be­nen­nen, war­um das so ist.

Teil mei­nes Pro­blems mit ak­tu­el­lem Shoe­ga­ze liegt wohl dar­in be­grün­det, dass der Zeit­geist eher zu­guns­ten von pop­pi­gen und lei­sen bis kaum wahr­nehm­ba­ren Dre­am­pop-Klän­gen aus­schlägt. Lärm ist ge­ra­de nicht an­ge­sagt. Ent­spre­chend dre­hen sich die mu­si­ka­li­schen Ein­flüs­se und der Dis­kurs in den ein­schlä­gig be­kann­ten Mu­sik­ma­ga­zi­nen der­zeit vor al­lem um die mir per­sön­lich voll­kom­men am Arsch vor­bei­ge­hen­den Slow­di­ve, die die­ses mu­si­ka­li­sche Nichts per­fek­tio­niert hat­ten.

Ei­ne an­de­re Er­klä­rung drängt sich mir auf, wenn ich mal wie­der ein paar mei­ner per­sön­li­chen Gen­re-Fa­vo­ri­ten von al­ten Bands wie Chap­ter­house, Ri­de, Li­lys, Swer­ve­dri­ver oder Pa­le Saints aus der Mot­ten­kis­te ho­le. Dann fällt mir auf, das je­de die­ser Bands ein aus­ge­zeich­ne­tes Ge­spür für zeit­lo­se (Power-)Popsongs hat­te. Mal sehr aus­for­mu­liert, mal eher va­ge und mi­ni­ma­lis­tisch, aber im­mer ein funk­ti­ons­tüch­ti­ges und sehr ef­fek­ti­ves Grund­ge­rüst um die Ar­ran­ge­ments der Bands zu tra­gen. Das geht mei­nes Er­ach­tens dem über­wie­gen­den Teil ak­tu­el­ler Shoe­ga­zer voll­kom­men ab und vie­le da­von tä­ten gut dar­an, sich et­was auf die­se al­ten Tu­gen­den zu be­sin­nen, an­statt end­los ir­gend­was an ih­ren Ef­fekt­boards zu op­ti­mie­ren.

Das ak­tu­el­le Al­bum von Se­cret Shi­ne (Ja, ich weiß. Ganz so neu ist das nicht mehr.) il­lus­triert das mal wie­der bes­tens und zeigt, wie so was rich­tig geht. Die Band aus Bris­tol wur­de 1991 ge­grün­det, kam da­mit et­was ver­spä­tet in der Sze­ne an und hat im Lau­fe der frü­hen Neun­zi­ger ein Al­bum und 'ne Hand­voll 7"s auf dem da­mals wich­ti­gen La­bel Sa­rah Re­cords ver­öf­fent­licht. Da­mals ei­ne von vie­len Bands, die nichts bahn­bre­chend neu­es fa­bri­zier­ten, aber für ei­nen kon­stan­ten Strom an grund­so­li­dem Shoe­ga­ze sorg­ten.

In der heu­ti­gen Land­schaft strahlt ih­re neue Plat­te da­für um­so mehr. Das Song­ma­te­ri­al wür­de ich mal als "öko­no­misch" be­zeich­nen; auf das We­sent­li­che re­du­ziert und kei­ne No­te zu viel, aber im­mer ge­nug um den Songs ein kla­res Pro­fil zu ver­pas­sen, sie nicht in der Be­lie­big­keit ver­sin­ken zu las­sen. Auch die Pro­duk­ti­on der Plat­te trifft den Na­gel auf den Kopf. Klar, druck­voll und viel­schich­tig, so wie vie­le der lieb­ge­won­ne­nen Klas­si­ker. So muss das.



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