Der dieses Jahr aus der Taufe gehobene Tape Club des New Yorker Labels Exploding In Sound hat mich vor kurzem ja schon mit dem großartigen Tape von Milked sehr beeindruckt. Auch die neueste Kassettenveröffentlichung der Bude weiß mir durchaus zu gefallen. Die kommt von von Big Heet aus Tallahassee, Florida und zu hören gibt's recht verschwurbelten und vielseitigen Postcore, der neben vielen anderen Einflüssen öfter mal an so Bands wie Unwound, Jawbox oder Drive Like Jehu erinnert. Den Songstrukturen würde hier und da noch etwas Feinschliff und Entwirrung gut tun, aber es gibt auch haufenweise positive Überraschungen. Etwa wenn der Opener On A Wire mit sehr markanten Mission Of Burma-Harmonien aufwartet. Wenn in Mirror aus an 80er Sonic Youth erinnernden Dissonanzen plötzlich ein kurzes Gitarrensolo aufpoppt, das man so eher auf einem frühen Television-Demo erwartet hätte. Oder wenn sie, wie in Incomplete, in einen absolut tadellosen, melodischen Punkklopper ausbrechen, der bei aktuellen Genre-Größen wie Red Dons oder Radioactivity nicht fehl am Platz wäre. Die weitere Entwicklung der Band wird sicher spannend.
Das in Portland ansässige Label Drop Medium hat eine sehr nette Split-7" rausgehauen mit zwei Garagepunk-Bands/Projekten aus Nashville. Datenight spielen davon eine etwas traditionellere Variente mit diesem gewissen 77er-Touch. Das Soloprojekt Spodee Boy hingegen kommt hier noch mal eine Spur unterirdischer in seinem LoFi-Sound rüber als auf der eh schon sehr knarzigen letzten EP. Klanglich ist das irgendwo in der Nähe von Neo Neos und Wonder Bread zu verorten, aber auch dem jüngeren Schaffen von Erik Nervous, der sich hier auch an einem Song beteiligt, ist das nicht ganz unähnlich.
Eine eiskalte Brise kommt in Form dieser Platte von irgendwo aus Frankreich zu uns rübergeweht, mit Klängen die gleichermaßen sinister und einlullend sind. Minimalistische Kraftwerk-Elektronik wird darauf zusammen mit einer kulturell unbedarften Vorstellung von was auch immer zum Henker ein Chanson sein könnte durch den Suicide-Fleischwolf gedreht; das alles vermengt sich letztendlich zu einem surrealen Albtraum in dem David Lynch und John Carpenter die Bontempi-Orgel bedienen. Gute Nacht, schlaft alle gut.
Dayshifters sind ein Trio aus Austin. Die schnell und dreckig produzierten Songs ihres Demos machen als erstes Lebenszeichen schon einen absolut vielversprechenden Eindruck, ich werde mit großer Spannung verfolgen, wohin sich das ganze noch entwickeln wird. Soundmäßig haben wir es hier mit Noise-infiziertem Postcore zu tun, der sich wohl die eine oder andere Scheibe bei Jawbox und Hot Snakes abgeschnitten hat, aber auch an Embrace kann man sich in einigen Momenten erinnert fühlen.
Schon wieder ist ein neuer Kurzspieler des umtriebigen Blind Shake-Seitenprojektes am Start. Anders als auf der letzten 7" geht auf diesem Tape etwas weniger der Punk ab. Dafür tobt sich das wie gewohnt sehr klassige Songmaterial irgendwo im Umfeld von 60s Pop und Psychedelia aus, vereinzelt kommen auch ein paar Surf-Vibes zum tragen.
Erinnert sich noch wer an Blessed State? Diese Band aus Northampton, deren ansonsten recht straighter Hardcore-Sound durch eine unerwartete Vorliebe für Dinosaur Jr.-artige Gitarrenleads und -solos auffiel? Keine Ahnung ob die Band noch existiert, jedenfalls spielen zwei der Mitglieder von denen jetzt bei Fragile Rabbit, außerdem gibt es personelle Überschneidungen mit den Indierockern Left & Right. Nix mehr mit Hardcore hier, der melodische Lärm mit J. Mascis-Bezug darf diesmal seinen freien Lauf nehmen. Außerdem liegt man auch nicht ganz falsch, fühlt man sich etwa an sich an California X oder die Debüt-EP von Milk Music erinnert.
Da hat sich die New Yorker Band ja einige Jahre Zeit gelassen mit ihrem ersten Langspieler. Und während die bisherigen EPs in ihrer starken Fragmentiertheit noch den Eindruck einer Band auf der Suche nach der eigenen Vision machten, stellt sich spätestens jetzt heraus: Genau das ist ihre Vision. Das Chaos in den Songstrukturen ist kein Ausdruck musikalischer Unentschlossenheit, sondern ihr selbst gewählter, bevorzugter Modus Operandi. Unter den Fetzen und Fragmenten finden sich dann aber auch absolut klassische Bestandteile aus dem Indierock der Breeders und frühen Pixies wieder, die mit einen Sonic Youth-mäßigen Schredderfaktor und gerne auch mal aus Noise Rock und Doom entlehnten Riffs kollidieren.
Die Punks aus Oakland haben bisher noch nie enttäuscht und auch die neue 7" auf Emotional Response ist mal wieder A-Material ohne besondere Überraschungen. Eben ihr ganz eigener, unverkennbarer Sound aus 77er-, Garage- und leicht angewavetem Post Punk.
Das zweite Album des Duos aus Springfield, Missouri gefällt mir auf Anhieb sehr gut, rollt einen Sound aus Synthpop/-punk aus, der in jeder Menge Goth und was-auch-immer-für-ein-Wave (Sorry, hier enden meine Genre-Kompetenzen. RRRHund, übernehmen sie!) getränkt ist. Das Songmaterial ist überwiegend recht einfach gestrickt, der Klangteppich dafür reich an noisigen Texturen. Mehr braucht es auch gar nicht, das Ding fluppt sehr ordentlich. Das definitive Popsong-Highlight When You Were Mine lehnt sich mit seinen starken Shoegaze-Vibes dann aber doch noch vorsichtig aus dem Fenster.