Der erste Kurzspieler dieser Band aus San Francisco macht schon mal einen ausgezeichneten ersten Eindruck in der Gestalt von fünf ausgesprochen kurz angebundenen Ausbrüchen aus Hardcore, Post- und Garage Punk.
Äh… Weiterentwicklung? In einem Atemzug mit dieser Band? Jedenfalls haben Lumpy & The Dumpers aus Saint Louis mal wieder ein neues Häufchen Dung fallen lassen. Nach wie vor ist das im Umfeld von Noise, Punk und Garage zu verorten, aber was sie auf ihrer neuesten EP fabrizieren könnte man teilweise schon als semi-kompetent bezeichnen. Neu dazu kommt außerdem ein zaghafter Einsatz elektronischer Lärmerzeugung und in Someone's in the House hat sich überraschend ein No-Waviges Saxofon verirrt. Aber zu keinem Zeitpunkt droht das ganze auch nur annähernd normal zu klingen. L&TD bewahren ihren rohen, abgefuckten Charme.
Mal wieder eine Band aus Chicago die einen speziellen Klangkosmos beackert, der an diesem Ort irgendwie schon seit Jahrzehnten besonders gut zu gedeihen scheint. Passenderweise wurde das Zeug auch deutlich hörbar bei Electrical Audio aufgenommen, wenn auch ohne direkte Beteiligung eines gewissen Mr. Albini. Kann man sich also schon denken, mit was für Musik wir es hier zu tun haben: Ein Sound, der sich deutlich im Umfeld von Noise- und Mathrock, Post- und Slowcore bewegt und vom ersten Moment an Assoziationen zu den Klassikern von Slint, Tar, Codeine und späteren Unwound hervorruft. Die unvermeidlichen Shellac kann man natürlich ebenfalls raushören und etwas Sonic Youth-Dissonanz macht sich auch immer wieder breit.
Altbekanntes Zeug also, aber auch absolut hochwertig und stilsicher. Selten bekommt man heute einen derartigen Sound auf so hohem Niveau, in solch einer hochkonzentrierten und disziplinierten Darbietung zu hören. Eigentlich ist das viel zu gut für die Veröffentlichungsform als Tape. Mir als volldigitale Person könnte das ja eigentlich ziemlich schnulle sein, aber für Leute mit anderen audiotechnischen Vorlieben und generell auch als Zeichen der Wertschätzung für dieses tolle Album wäre es doch zu wünschen, dass irgendwer das Tonmaterial noch auf schwarzen Bodenbelag transferiert.
Bike Thiefs sind ein Trio aus Toronto und hierbei handelt es sich um ihre dritte EP. Die macht ziemlich Laune mit einem schön druckvoll vorwärts walzenden Klangkostüm, das zwischen postpunkigem Indierock und wuchtigem Postcore oszilliert, beides ist mit einer herzhaften Noise-Kante versehen. In der erstgenannten Eigenschaft erinnert mich das ein wenig an die Gotobeds, in der letzteren an aktuelle Bands wie Tunic, Greys oder Batpiss. Das fluppt ganz hervorragend.
Emotional Response hat mal wieder zugeschlagen und sich mit diesem Quartett aus Oakland eine weitere Perle rausgepickt. Die Debüt-EP von Sob Stories überzeugt auf ganzer Linie mit ihrem aus der Zeit gefallenen Power- und Jangle Pop. Der Klingt als wäre die Zeit so ca. 1980 stehengeblieben und wer so was wie eine Seele besitzt, wird sich der Fülle and mitreißenden Hooks und Melodien kaum entziehen können.
Auch schon wieder drei Jahre her seit dem letzten Album der Noiserocker aus Sydney. Und die Zeit haben sie hörbar dafür genutzt ihren Sound zu verfeinern, denn so kompakt haben sie noch nie geklungen. Eingängiger als zuvor, mit einer neu gewonnen Melodiösität. Ist natürlich nur in Relation zu den alten Platten verstehen, das Zeug wummst immer noch ganz gewaltig. Der Brachiale Noise alter Helden á la Green Magnet School oder Fudge Tunnel, kombiniert mit der relativen Zugänglichkeit jüngerer Bands wie frühe Greys, So Stressed oder USA Nails. Den gewissen Grunge-Faktor der vergangenen Alben haben sie sich aber auch bewahrt.
Die New Yorker Band fällt ja schon alleine durch den Seltenheits-Faktor einer US-Band mit arabischen Texten auf und auch die wiederholten, unerfreulichen Begegnungen des Sängers Nader Haram mit diversen in der Terrorabwehr involvierten Organisationen haben vereinzelt für Schlagzeilen gesorgt. Nee, klar. Wer auf arabisch singt kann ja nur ein ganz fieser Terrorist sein.
Jetzt ist nach einigen EPs der erste Langspieler der Band erschienen und es stellt sich heraus, dass man ihnen auch alleine aufgrund ihrer Musik seine Aufmerksamkeit widmen sollte. Die weiß mich nämlich problemlos zu überzeugen. Kräftiger aber roher Hardcorepunk, der zeitgemäß und oldschoolig zugleich klingt, der nicht nur endlos die tausendmal gehörten, ausgelutschten dreieinhalb Riffs aufwärmt und sich auch nicht an der allgemeinen Breakdown-Epidemie beteiligen will. Die Betonung liegt hier auf "Punk" und in den Songs verbirgt sich tatsächlich ein gewisses Maß an dreckigem Rock'n'Roll. Ich fühle mich etwas an diverse Vertreter des unmittelbaren prä-Revolution Summer Dischord-Sounds der mittleren Achtziger erinnert. Aber ich bin jetzt auch nicht so der große Experte im Hardcorebereich, Genre-Kenner werden da sicher noch ganz andere Einflüsse raushören.
Auch auf ihrer vermutlich fünften EP setzt die Band aus dem kalifornischen Santa Rosa nochmal einen drauf. Das sind zwei durchweg runde, unnachgiebige Noisecore-Attacken auf höchstem Niveau.
Seit einigen Jahren stehen die Wireheads aus Brisbane jetzt schon für einen ausgesprochen kruden Sound, der klingt als würde er jeden Moment in sich zusammen fallen und der auf seine ganz unverwechselbare Art Elemente aus Garage Rock, Proto-, Post- und Art Punk vermengt. Es treffen Versatzstücke von Modern Lovers und Velvet Underground auf den Minimalismus und die quasi zur Religion erhobene Repetition von The Fall. Aber mit einem Frontmann, der eher suizidgefährdet als streitlustig klingt. Dabei gibt er eine eigenwillige Lyrik von sich, die sich mehr auf einer emotionalen als auf einer logischen Ebene erschließt. Als wiederkehrendes Motiv lässt sich diesmal eine seltsame Zahlenmystik erkennen. Kann was bedeuten, muss aber nicht.
Zugänglicher klingen sie auf ihrem neuen Album und definitiv einfacher an einem Stück zu hören als auf dem sehr guten, aber auch recht fragmentarisch und sediert wirkenden Vorgänger Arrive Alive aus dem letzten Jahr. Das meine ich keineswegs abwertend. Der schleppende, resignierte Vibe der letzten Platte war kein Unfall, sondern genau der springende Punkt, das zentrale emotionale Statement dieses Albums. Auf Lightning Ears sind hingegen nicht nur die rockenden Nummern zahlreicher und haben deutlich mehr Biss, auch viele der ruhigeren Momente gehören zu ihrem besten Songmaterial. Die Psychedelia von Is Frances Faye God? und das folkige The Overview Effect gehören zu den definitiven Highlights hier.
Flat Worms aus Los Angeles drangen mir erstmals vor anderthalb Jahren mit einer äußerst appetitanregenden EP auf Volar Records ins Bewusstsein. Jetzt hat die Band, die sich aus durchaus bekannten Musikern mit Verbindungen zu u.a. Wet Illustrated, Kevin Morby, Oh Sees, Ty Segall und Sic Alps zusammensetzt, ihren ersten Langspieler - naheliegender Weise auf Castle Face - veröffentlicht. Die Platte passt natürlich ganz hervorragend ins Portfolio des Labels mit ihrem ordentlich Wind erzeugenden, abgefuzzten Garagepunk, den sie gelegentlich mit einer Messerspitze Noise und dem hier eher subtilen, jedoch unvermeidlichen psychedelischen Unterton verfeinern.