Auch auf ihrem zweiten Album überzeugen mich die Leipziger erneut weniger mit Originalität als mit solidem Handwerk und hoher Wandlungsfähigkeit, mit der sie auch hier eine Reihe bewährter Formeln präzise und spezifikationsgetreu wiedergeben. Post Punk ohne Bullshit, könnte man auch sagen. Dieses mal lässt sich neuerdings aber auch ein Hauch von Eggpunk-Ästhetik darin feststellen. Songs wie Dogman bekommen dagegen eine eher garagige Kante verpasst. Egg Machine hat eine Spur von Wire mit an Bord, Invisible Spook gefällt mit oldschooligen Goth-/Deathrock-Vibes und durchweg weht irgendwie auch der Geist von Gun Club durch diese Songs. Selbstredend bieten sich auch weitere Leipziger Acts wie Ambulanz, Lassie und Laff Box als mehr oder weniger robuste Vergleiche an.
Die Band aus Montreal legt hier ordentlich nach mit dem ersten neue Material nach einer exzellenten, selbstbetitelten LP in 2020. Viel Synth-lastiger ist die Sache diesmal geworden aber auch kein bisschen weniger infektiös, was einen konstant im Wandel befindlichen Vibe versprüht, der hin und wieder auch an so Bands wie Freak Genes, Useless Eaters, Powerplant, Andy Human and The Reptoids, Lost Sounds, Mononegatives und Alien Nosejob erinnern mag, nur um einige der offensichtlichsten Hausnummern zu nennen.
Flat Worms gehören fraglos zu den zuverlässigsten Acts der letzten Jahre - man weiß im groben, was man zu erwarten hat aber auch dass es gut wird und jedes mal genug frische Ideen mitbringt, um spannend zu bleiben. Selbstredend kann die neueste LP auch nicht enttäuschen. Ihr ganz eigener Sound zwischen den Welten von Garage Punk, Noise Rock und Post Punk pulsiert so tight und energisch wie eh und je, kommt dabei vielleicht aber noch eine spur verspielter und abwechslungsreicher rüber als zuvor. In SSRT vermischen sich die markanten Grooves von Wire und Television zu einem subtil krautigen Konstrukt. Time Warp In Exile fühlt sich in etwa an wie eine Fusion von The Cowboy mit Spray Paint… ähnliches könnte man auch dem das Album abschließenden Titeltrack bescheinigen, aber der borgt sich definitiv auch ein paar Elemente vom Ruts-Klassiker It Was Cold.
Sorry folks, es gibt keinen kompletten Albumstream den ich einbetten kann, aber drüben bei Soundcloud gibt es das ganze Ding zu hören..
Aufregender Scheiß im Spannungsfeld zwischen Noise Rock, Postcore und Garage Punk auf der neuesten EP dieser Band aus Tokyo, die sich obendrein als ausgesprochen vielseitig und wandlungsfähig präsentiert. Proto-Being stürmt direkt los wie eine Mischung aus Multicult, Tar und Drive Like Jehu. Slug hat dann mehr einen melodischen Vibe, der an Bands wie Bitch Magnet, Polvo und Chavez erinnert. Evidence verströmt einen Acid-getränkten Proto Punk-Vibe als träfen z.B. MX-80 auf frühe The Men und einen Hauch von Wipers. Zu guter Letzt ist dann in Disconnect noch so eine gewisse Hot Snakes-meet-Nation Of Ulysses-Energie am Start.
Zwei starke deutschsprachige Post Punk-Releases hier. Kalte Hand kommen aus Augsburg, klingen dabei aber eher nach Berlin der letzten 10 Jahre - ihr in eiskalten Sarkasmus gehüllter dystopischer Post Punk ruft unter anderem Bands wie Pigeon, Glaas, frühe Diät and Pretty Hurts sowie weitere deutsch singende Erscheinungen wie Die Wärme, Hyäne, Maske, Die Verlierer, L'appel Du Vide ins Gedächtnis… nicht zuletzt hat's auch einen leichten Hauch von Puff and Pisse. Die Tendenzen letzterer zwei Bands drängen sich dann stärker in den Fokus auf der Debüt-EP des Hamburger Duos Dunkle Strassen - ein kraftvoll geradeaus gehender Sound mit einer deutlichen Noise Rock-Kante, der darüber hinaus vielleicht noch Ähnlichkeiten zu internationalen Acts wie Arse, Ascot Stabber oder Crisis Man aufweisen mag.
Collate aus Portland waren niemals eine Band die ihrem Genre sonderlich viel neues abgewinnen kann, aber das soll keineswegs heißen, dass er nicht trotzdem ordentlich Spaß macht, ihr relativ simpler Mix irgendwo zwischen dem eher funky tanzbaren Ende der No Wave-Skala und Gang Of Four-mäßigen Dance-/Post Punk Grooves. Es ist außerdem eine Platte, die sich hinterlistig anschleicht bevor sie sich kräftig im Gehörgang verkantet, weil das stärkste Material unauffällig in der zweiten Hälfte untergebracht wurde.
Nach einem unerhört spannenden 2021er Demo legt die Band aus Kopenhagen ein nicht weniger aufregendes Debütalbum nach. Einerseits ist das ein seltsam vertrauter Sound, in dem die lokalen Legenden Lower und (frühe) Iceage sicher ihren Fingerabdruck hinterlassen haben - einen ähnlichen Vibe aus überlebensgroßem Drama hat das, welches sich in chaotisch-emotional-kompromisslosen Performances entlädt - zusätzlich zu weniger bekannten Kopenhagener Bands wie Melting Walkmen, Echo People und Spines. Andererseits steht das aber auch fest auf eigenen Füßen nicht zuletzt dank felsenfester Songfundamente und einer Fülle netter Überraschungen wie den Black Metal-Anleihen im Instrumental The World Says Its Name, einem deutlichen Morricone-Vibe und Murderer-artigem psychedelischem Cowpunk-Nebel in Drive of Distress, während Light and Fire und This Is How I Die einen gewissen Poison Ruïn-Vibe in sich tragen. Zu guter letzt kollidiert dann im Rausschmeißer-Track The Dream ordentlich viel Rites of Spring- und Dag Nasty-Energie mit etwas 90er Samiam, Leatherface sowie geringfügig jüngeren Noisepop-Acts á la Star Party, Times Beach, No Age, Male Bonding oder Joanna Gruesome.
Eine recht unverhoffte neue EP der famosen Red Dons, deren Mastermind Daniel Husayn in den letzten Jahren mehr mit dem Mastering toller Musik als mit dem Spielen und Aufnehmen solcher beschäftigt war. Hier sind also die ersten neuen Songs seit gut sechs Jahren von der Band, die ursprünglich mal in Portland ihren Anfang genommen hat. Es ist unter'm Strich wohl ihr ruhigstes, melancholischstes Material und das Ergebnis funktioniert absolut hervorragend, dank des unfehlbar exzellenten Songwritings, einer felsenfesten Darbietung und diesem gewissen Feingefühl für Harmonien, wie es wenig anderen Bands zu eigen ist.
Das Schwedische Label Push My Buttons bringt hier das Langspieldebüt dieser Schweizer Band, welches auch ihr bislang stärkstes Material präsentiert und die musikalische Vision erstmals vollständig realisiert. Das bedeutet: ein verdammt ohrwurmlastiger Dopaminrausch aus glitzernd Wave-igen Synth- und Garage Punk-Smashern - exquisite Süßware mit Echos etwa von Wristwatch, Digital Leather, Sex Mex, Teledrome, Powerplant, The Gobs, Shrinkwrap Killers, Stalins Of Sound und Videodrome.
Diese Band aus Oshkosh, Wisconsin braut hier eine Reihe erfinderischer und wandlungsfähiger Anachronismen zusammen, grob in den Parametern von Post Punk und Postcore, Garage Punk und klassischem 90er Indie Rock agierend, was in der heutigen Landschaft wunderbar fehl am Platz und aus der Zeit gefallen rüberkommt. Das hat z.B. diesen gewissen 90er Dischord und Toch and Go-Feel in Songs wie Phthalate Mates und dem psychedelisch groovenden, epischen Rausschmeißer Clumsy Ascetic. Eine Spur von Protomartyr gibt es in Locks Fasten, psychedelische Blüten treibt The Delivery und Songs wie Radio Static haben ein bisschen was von Swervedriver. Darüber hinaus mag man sich an Sachen erinnert fühlen wie die Post Punk und Postcore-Acts Batpiss, Stuck und Bench Press, Bands auf der Schewlle zwischen Garage- und Post Punk á la Tyvek, Parquet Courts oder Flat Worms und nicht zuletzt auch Bands an den melodisch-schrammeligen Tellerrändern von Post- und Art Punk wie Gotobeds, Sleepies, Tape/Off und Shark Toys.