Exhalants aus Austin, Texas machten im letzten Herbst mit ihrem Demo schon ordentlich gespannt auf das weitere Schaffen der Band. Über Self Sabotage Records ist nun ihr Debütalbum zu bekommen und das weiß erneut zu überzeugen mit seinem Noise Rock und Postcore, der irgendwo zwischen den Klangwelten von 90er AmRep und Touch & Go agiert.
Ich hatte ja meine Vorbehalte, aber auf dem zweiten Album der gerade ziemlich gehypten Band aus Bristol kommt ihre unverschämt vorwärts schiebende Mischung aus Postpunk/-core und Noise Rock keineswegs verwässert rüber, sondern Idles klingen hier einfach noch viel mehr nach sich selbst als schon auf ihrem grandiosen Debüt. Das gleiche gilt für den Gesang von Frontmann Joe Talbot, der dem vormals noch etwas im Zaum gehaltenen inneren Springteufel ungezügelt freien Lauf lässt. Wie ein endlos agitierter (oder man könnte auch sagen: unglaublich britischer) Seelenverwandter von Protomartyr's Joe Casey spuckt er hässliche Realitäten auf den Boden, die aus seinem Mund wie sinistere Abzählreime klingen. Und zwar von der Sorte, an deren Ende unvermeidlich jemand weinend nach Hause läuft. Eine passende Untermalung für's neue Zeitalter der Bullies.
Auf Album Nummer drei - erneut aus dem Hause Albini und Weston mit reichlich Knarz und Druck ausgestattet und erstmals von der polnischen Genre-Festung Antena Krzyku in PVC gepresst - hat die Noiserock-Formation aus Toronto ihr Marschtempo mal locker halbiert und das Drama bis zum Anschlag aufgedreht. Schmerzhaft im besten Sinne ist diese Musik, deren epische Qualitäten keinen Platz in herkömmlichen Songstrukturen fänden. Und als wäre das alleine noch nicht bedrückend genug, konfrontieren Alpha Strategy den Hörer mit tiefschwarzer Lyrik, deren Bilder sich nur als vage Konturen im Nebel erschließen, aber deren menschlichem Spiegelbild ich nicht in einer unbeleuchteten Gasse begegnen will. In seiner spröden, schleppenden Art klingt das ein bisschen als träfe das sperrige letzte Album der Berliner Heads auf die kriechenden Arrangements der Postpunker Behavior, die Theatralik aktueller Iceage und die Bösartigkeit von The Birthday Party. Ein klares Highlight, selbst in diesem an hochkarätigem Noiserock nicht gerade armen Jahr.
Hochpotenter Scheiß, was dieses Trio aus Minneapolis auf ihrem bereits dritten Langspieler veranstaltet. Melodische Fragmente und shoegazige Texturen kollidieren mit dissonantem Lärm. Wuchtig nach vorne gehender Post Punk á la Lié, Death Stuff, Shit Giver oder Dasher trifft auf den Fuzz Punk/Noise Pop etwa von Slowcoaches oder UV-TV, Noise Rock der Marke USA Nails oder Batpiss. Unvorhersehbar, eigenwillig und doch erstaunlich homogen, absolut eigenständig kommt diese wilde Mixtur rüber.
Little Ugly Girls aus Hobart, Australien (Tasmanien) bestehen bereits seit den ganz frühen Neunzigern und haben lokal schon lange den Status einer Punklegende, waren international bislang aber gänzlich unbekannt. Das sollte sich jetzt ändern, denn knapp drei Jahrzehnte nach der Bandgründung kamen sie doch tatsächlich mal auf die Idee, ihr Debütalbum aufzunehmen. Was sich darauf findet ist der helle Wahnsinn, eine musikalisch auf die Essenz heruntergekochte Mischung aus ebenso zeitlosem wie auch explosivem Postcore und Noise Rock.
Nachdem die Band aus Oakland mit der Fun Limbo EP im letzten Jahr ihr bislang derbstes Artefakt abgeliefert hat, kommt jetzt ein zweites Album hinterher, das nicht nur alle Tendenzen des bisherigen Outputs vereint, sondern auch das Klangspektrum noch deutlich erweitert. Die Hüsker Dü-artigen Melodien der ersten EP sind wieder vermehrt am Start, so wie auch der erbarmungslos sägende Weirdo Hardcore. Darüber hinaus bewegen sich die Songs dann noch zwischen Momenten von energischem Garagepunk, beherzt zubeißendem Sludge-/Noise Rock und einem Anflug von verquerem Post Punk. Ein unvorhersehbares rundum-sorglos-Paket also, bei dem sie sich keine nennenswerten Fehltritte leisten.
Wow. Das ist ja mal eine Platte die ich nicht so richtig einordnen kann. Gleichermaßen angepisstes wie auch unberechenbares Zeug irgendwo zwischen Noise, Post Punk, Hard- und Postcore, das jederzeit ein paar Dellen und einen ordentlichen Dachschaden aufweist, dennoch keineswegs sperrig, sondern ausgesprochen zugänglich rüber kommt. Mir fällt spontan kein auch nur halbwegs treffender Vergleich ein und das ist an sich schon mal eine stolze Leistung.
Irgendwann mal als so was wie die etwas derberen, kanadischen White Lung durchgegangen, hat sich das Trio aus Vancouver über zwei Alben zu einer ganz eigenen auditiven Gewalt entwickelt und gefällt mir inzwischen weitaus besser als was das offensichtliche Vorbild zuletzt so verzapft hat. Mit ihrem dritten Album hat die Band kürzlich ihr wohl wütendstes Stück Lärm abgeliefert, das die bisherige Rezeptur eher graduell verfeinert. Dafür geht ihr Sound im Umfeld von Post Punk, Noise und Postcore jetzt aber mit einer ungeahnt kompromisslosen Wucht und Entschlossenheit in die Offensive, welche die bereits sehr ungemütlichen Vorgänger noch mal locker in den Schatten stellt.
Die drei EPs dieser Band aus Dallas strahlen mit recht abwechslungsreichem Noise Rock, der ausgezeichnet die Balance zwischen Chaos und Struktur hält, wobei Vol. 1 noch etwas unkontrollierter losbollert. Spätestens bei Vol.3 fließt sich das ganze dann aber in deutlich konkretere Strukturen und versprüht so einen gewissen Jesus Lizard-meets-Shellac Vibe. Geht klar, das.
Angenehm quergedachter Post Punk aus Chicago mit Momenten von Psychedelic, Math- und Noise Rock, der es musikalisch dicker hinter den Ohren hat als es die verschrobene LoFi-Produktion anfänglich suggeriert.