Was ist das denn für ein geiler Scheiß, den uns da eine Band aus Valencia auftischt? Begrüßt einen mit Post Punk in no-waviger Dissonanz und entwickelt sich darauf hin zu einem unberechenbaren Bastard, der einem unvermittelt hereinbrechende Hardcoreattacken, Versatzstücke von 90er Dischord-Postcore, ein bisschen Emogedöns, Mathrock und melodischem Indie Rock der vergangenen Dekade um die Ohren haut. Über all dem schweben die unkonventionellen Harmonien á la Sonic Youth der Daydream Nation-Ära, das verbindende Element welches diese seltsamen Klangkonstrukte zusammenhält. In der Gegenwart könnte man vage Vergleiche zu den Leipzigern Molde bemühen.
…und gleich noch mal Sounds in der Gegend von Noise Rock und Sludge Punk; und zwar von jener Band aus Bologna, die vor geraumer Zeit schon auf einer Split 7" mit Tropical Trash sehr gefiel und die nun eine ebenso kurze und schmerzhafte Debüt-EP des mal mehr, mal weniger primitiven Lärms hinterher schiebt.
Hätte man mir diese Splitscheibe zweier Bands aus Leesburg und Chicago als ein volles Album einer einzigen Band verkauft, wäre mir - abgesehen von etwas unterschiedlicher Fidelität der Produktion - überhaupt nichts aufgefallen, so sehr ähnelt sich der Sound von Football und White Savage. Beide Bands bewegen sich selbstbewusst im Umfeld von Garage und Psychedelic, Noise Rock, Sludge Punk und ein wenig Postcore, dabei lassen sie aber auch gar nix anbrennen. In verschiedenen Momenten erinnert mich das z.B. mal an The Blind Shake, ein anderes mal an Hot Snakes. Knallt ganz vortrefflich.
Die Ein-Mann-Band Abstract Sense aka Ozan Bodur, der hier vor nicht allzu langer Zeit ja schon mit einer sehr, sehr starken Debüt-EP überraschte, hat jetzt offenbar seinen Wohnsitz von Istanbul nach Brüssel verlegt. Da möchte man ja gerne mal auf 'ne Tasse Kaffee vorbeischauen. Nicht zuletzt, weil in Brüssel musikmäßig eh immer einiges zu gehen scheint.
Sein erster Langspieler nimmt jedenfalls die Fäden dort wieder auf, wo er bei der EP aufgebört hat, weitet aber sein klangliches Spektrum auch weiter aus, kokettiert in z.B. in Jizz Jazz mit dem titelgebenden Genre oder taucht in Withdraw auch mal in psychedelisch-abgespacete Sphären ein. Ansonsten dominiert aber weiterhin seine markante Mischung aus Noise Rock, Post Punk und 90er Indierock, die von seiner mitreißenden und noch mal ein ganzes Stück ausgefeilteren Gitarrenarbeit irgendwo zwischen Wipers, Sonic Youth und Spurenelementen von Kurt Ebelhäuser (insbesondere sehe ich mich an frühe Scumbucket erinnert) das besondere Etwas verpasst bekommt.
Was für 'n Aufprall! Die Debütsingle auf Slovenly des New Yorker Trios mit Mitgliedern u.a. von Scene Creamers, Trans Am, Chrome Cranks und El Front an Bord fackelt nicht lange rum und knallt in roher Vollendung zwei wuchtige Sprengsätze aus Garagepunk/-blues auf den Betonboden, wobei die A-Seite etwas nach Gun Club-meets-UV Race klingt; auf der B-Seite vermischt sich dass dann mit astreinem Noiserock-Donnerschlag, einem leichten Devo-Vibe und dem Casio-Punk von R. Clown.
Der dissonante Krach zwischen den Tellerrändern von (Neo-)No Wave und Weirdo Noise Rock auf dem aktuellen Tape dieser Band aus Denton, Texas kam mir unmittelbar bekannt vor. Und wie sich dann herausstellte sind tatsächlich drei von vier Bandmitgliedern zumindest zeitweise bei Flesh Narc aktiv, die hier ja auch schon zwei mal vertreten waren. Kaputtes aber ebenso spaßiges Geschredder.
Sergio, der Mann hinter dem immer spannenden und massiv 12XU-kompatiblen Musikblog Retratando Voces, hat neuerdings auch ein eigenes Label am Start und mit seiner ersten Veröffentlichung, dem Debütalbum von Cubane Vale aus Madrid, bereits einen ausgezeichneten Treffer gelandet. Der Lärm darauf ist mehr als nur ein bisschen schräg - irgendwo in den etwas eigenwilligeren Randgebieten von Post Punk, Noise und Postcore zu verorten, erweist sich das Album als ein hyperaktiver Springteufel, der aber trotz einer ausgeprägten Affinität für chaotische Strukturen und Arrangements jederzeit die Kontrolle über das Geschehen behält. Das hat ein bisschen was von aktuellen Genre- Grenzgängern wie Gumming, Labor oder Soupcans, hat außerdem auch gewisse Parallelen zu ihren Stadtnachbarn Juventud Juché. Aber nicht zuletzt finde ich mich auch öfter mal an etwas abseitigere Vertreter der älteren Noiserock-Geschichte á la Brainiac oder Slug erinnert und vereinzelt gibt's auch Anklänge an Sonic Youth in der wilden Mittachtziger-Phase zu erahnen.
Vorzüglich schlecht gelaunter und vollgeschwitzter Noise-, Fuzz- und Sludge Punk aus Dublin dem als Sahnehäubchen noch ein Sänger den Rest gibt, der klingt als hätte ihm jemand das letzte Bier leer getrunken. Kann man ja verstehen, aber jetzt beruhig dich erst mal.
Seit knapp vier Jahren taten sich die Noiserocker aus Portland immer wieder mal mit Releases hervor, die Anfangs mehr durch ihre brachiale Wucht überzeugten als durch musikalische Raffinesse, jedoch mit jeder neuen Veröffentlichung eine konkretere Form annahmen. Ihre neueste 7" kommt dann auch direkt als ihr bislang reifstes Stück Lärm daher, ein kompaktes Kraftpaket das mich in der aktuellen Szenelandschaft vor allem an Tunic erinnert. Wenn es jetzt auf diesem Niveau weitergeht, dann kommt da noch was auf uns zu.
Drei Jahre nach ihrer sehr appetitlichen Debüt-7" ist nun bei Volar Records der erste Langspieler der Band aus San Diego zu bekommen. Darauf geht es vergleichsweise moderat garagig, dafür vermehrt postpunkig zu und es lässt sich eine starke Affinität zum Noise Rock der früh-neunziger Amphetamine Reptile-Schule ausmachen, getrieben von schön dummem wie auch spaßigem Stooges-Geriffe.