Hat 'ne Weile gebraucht, dass sich die Debüt-LP dieser Band endlich materialisiert hat nachdem das Label Chunklet Industries die Platte schon 2021 anlässlich der Birds of Juneau 7" angekündigt hatte. Vermutlich ist die Schuld mal wieder bei der anhaltend brutalen Presswerk-Warteschleife zu suchen. Es ist aber eine wie erwartet eine sehr starke Platte dabei rausgekommen, auf der die Band um Mitglieder u.a. von Spray Paint, Wilful Boys, Brandy, Pampers and Pyrex die Spannung durchweg aufrecht erhält. HoloLens klingt ein bisschen so als würden Swell Maps ganz einen auf Synthwave machen. In Mallman regiert dann ein Dub-Vibe, der was von frühen Exek in doppelter Geschwindigkeit hat. Aber den Elefant im Zimmer muss ich doch ansprechen, dass das Zeug nach wie vor den größten Teil seiner musikalischen DNA von Spray Paint, besonders deren später Phase, geerbt hat (aber beim Schlagwort DNA fällt mir auch auf… auch ein klarer Funken von No Wave ist hier ebenfalls immer irgendwie am Start…). Darüber hinaus hab ich aber mal auch so eine Vorahnung, dass sich starke Echos dieser Platte auch auf der angekündigten Pyrex LP auf Total Punk wiederfinden werden!
Satte fünf Jahre ist es her seit dem letzten Lebenszeichen dieser Band aus Los Angeles. Ihre erste LP (duh!) jetzt streckt sich etwas stärker in Richtung Garage- und Hardcore Punk aus, nachdem der ältere Scheiß etwas stärker zu Synth- und Elektropunk tendierte. Die unnachgiebigen elektrischen Beats sind aber immer noch am Start hier und geben ganz besonders dem epischen Startschuss Open World einen gewissen Vibe á la Ausmutants-treffen-auf-Big Black… und vielleicht noch ein bisschen Crisis Man dazu? Passt ungefähr, glaube ich.
In einem etwas unerwarteten aber im nachhinein absolut Sinn ergebenden Move bringt die Speerspitze des noch jungen, vage definierten und im Wandel befindlichen Dungeon Punk-Genres ihren ersten Langspieler auf dem etablierten, eher Metal-lastigen Label Relapse Records heraus. Dankenswerter Weise zeigt das herzlich wenig Einfluss auf ihre Klangästhetik und Produktionswerte - mit den neuen Songs kommt die Band aus Philadelphia sogar nochmal ein paar tacken Dreckiger und Lo-Fi-maßiger rüber als je zuvor, ihre schlauen Konstrukte aus Post- und Garage Punk, Noise Rock, Postcore, einem kleinen Schuss von Oi! and nur den urzeitlichsten Zutaten des Proto- und Old-Oldschool Metal nach wie vor absolut einmalig in der aktuellen Szene, klanglich durchweg von einem dicken Schleier aus Bandrauschen bedeckt. Yup, das Ding klingt einfach göttlich muss ich sagen!
Brillianter Scheiß schwappt da mal wieder aus dem Hause Total Punk Records an unsere Ufer! Die Band hat unter anderem Mitglieder von GG King, Predator, Wymyns Prysyn and Uniform (die aus Atlanta, nicht das New Yorker Duo…) an Bord aber der offensichtlichste Vergleich wären dabei die zwei letztgenannten Bands - insbesondere das melancholische Geschrammel von Uniform prägt auch hier den Vibe entscheidend mit. Darüber hinaus erinnert mich das ganze aber auch stark an die australischen Noise-/Post Punk-Götter Kitchen's Floor in dieser Kombination aus scharfkantigen, rauen Texturen, einer Songkunst die gleichzeitig als sperrig und tieftraurig aber auch melodisch und catchy daherkommt, durchzogen von einer allumfassenden Melancholie. Außerdem mag man hier und da an den schrammelfuzzigen Post Punk von City Yelps denken oder, in dem melodischsten Momenten, an den Noise Pop der frühen Treehouse. Ein ausgesprochen vereinnahmendes, episches Klangerlebnis, das an einem Stück genossen werden möchte. Irgendwie selten geworden, sowas.
Die erste LP von Body Maintenance aus Melbourne begeistert mit hochkarätigen Post Punk-Sounds der eingängig-melodischen Machart. Als solches gewinnt das hier keine Preise für Originalität, brilliert dafür aber mit einer selbstsicheren Songwriting-Kunst die sich keine Fehltritte leistet, kombiniert mit einer super-disziplinierten Darbietung zu einem Ganzen, das sich jederzeit durchdacht und solide gebaut anfühlt. Pflichtprogram für Freunde etwa von The Estranged, Sievehead, Criminal Code oder Schedule 1.
Mitglieder von Bib, Nihilistic Fit und einem ganzen Arsch weiterer einschlägiger Namen liefern hier eine Debüt-EP ab, die das Blut zum kochen bringt mit einem zeitlosen Postcore-Sound von höchster Sprengkraft, untermauert von reifem und ausgefeiltem Songmaterial das, wie etwa im Doom-/Sludge-Manöver Face Down, auch mal das Tempo drosseln darf ohne dabei zu langweilen - immer ein gutes Qualitätsmerkmal wenn ihr mich fragt. In jüngerer Zeit hat man ähnlich hochwertigen und schlauen Krawall von Bands wie Romance, Shove, Ascot Stabber, Flowers of Evil oder frühen Bad Breeding gehört.
Ein weiterer Release mit dem Erste Theke-Qualitätssiegel und tatsächlich ein wahnsinniger Sprung vorwärts für diese Band aus Oakland nach einem noch stärker zum Garage- und Synth Punk tendierenden Tape aus dem Jahr 2019. Hier verschiebt sich ihr Sound in die Richtung von durchweg ausgefuchstem Post Punk, der gleichermaßen düster wie auch verdammt catchy und songorientiert rüber kommt - eine Qualität die euch vielleicht auch bei den jüngsten Klängen von Marbled Eye aufgefallen ist, von denen hier auch irgendwer seine Finger im Spiel hat. Das ist durchzogen von einer psychedelischen Wolke die mich an Wire der Chairs Missing / 154-Ära erinnert, aber auch zu einem Cluster von jüngeren einschlägigen Hausnummern wie etwa Institute, Rank/Xerox, Public Eye, Diät, VR Sex, Bruised, Waste Man oder frühen Paint Thinner darf man die schlauen Konstruktionen vergleichen.
Mitglieder von Diode und Freakees bescheren uns hier eine weitere Attacke des wunderschön entgleisten Krachs, der grob an den Koordinaten von Post Punk, Post- und Weirdcore vorbeischrammt. in All The World geht ein repetitives, The Fall-mäßiges Riff nahtlos in pure Hardcore-Anarchie über. Give Me Mine hat dann hingegen eher so eine gewisse Energie als träfen frühe Minutemen auf James Chance. Desweiteren mag man hier drin Spuren von Flipper, Saccharine Trust oder The Pop Group wiederfunden oder alternativ, den Bogen zu jüngeren Bands wie Rolex, Big Bopper oder Gay Cum Daddies schlagen.
Hatte ich ihre letzte digitale Single noch überwiegend mit der althergebrachten Mission of Burma-Formel gleichgesetzt, erweitere ich mein Urteil angesichts der zwei neuesten Songs der Band aus Wollongong, Australien mal zu einem nebulösen Dreieck aus Burma, Wipers und Sonic Youth - eine Klangästhetik zwischen den Welten von Post Punk, Noise Rock und Fuzz Punk, die man in Teilen sicher auch zu jüngeren Bands wie den frühen No Age oder der italienischen Noise Rock-Sensation Orrendo Subotnik vergleichen kann.
Nach einer Reihe sehr netter EPs im letzten Jahr kommt diese Band oder Person aus Marmorra, New Jersey mit einem neuen Album um die Ecke, das seine Songs unter einer noch mal deutlich unauffälligeren, minimalistischen Oberfläche verbirgt, hinter welcher sich jedoch ein ganz spektakuläres Feuerwerk verschrobener DIY-Kreativität entfaltet. Auch wenn man hier und da noch einen Spritzer von Spits oder Stalins of Sound erhaschen kann, gewinnt Die TV's Sound aus Garage- und Post Punk mit dem gewissen Hauch von Psychedelia hier noch weiter an Fokus und Originalität, verpackt in einer auf's Minimum herunterkondensierten Klangästhetik, in welcher die melancholischen schrammel-Texturen sich frei entfalten können. Das hat mehr als nur einen leichten Unterton von Desperate Bicycles an manchen Stellen, von Power Plant oder Freak Genes in anderen Momenten und sogar einen Hauch von Digital Leather hat das inne im gedämpften Pop von Goner. Lass dich nicht vom ersten Eindruck täuschen, das hier ist starke Medizin von Anfang bis Ende.