Für alle, denen es hier gestern etwas zu freundlich und poppig zuging, hier ist ein gutes Gegengift. Auf ihrem neuen Tape fabrizieren die New Yorker bis zum Anschlag räudigen Doom- und Sludgepunk in einem exzellent schlechten LoFi-Sound. Das klingt wie mit Opas Diktiergerät aufgenommen.
Je nach Auffassung ist das der zweite oder dritte, oder auch gar kein Langspieler der Band aus Milwaukee (nicht zu verwechseln mit den ebenfalls großartigen Noiserockern Pile aus Boston). Nennt es Postpunk, Noisepop, Fuzzpunk, Noisegaze oder Dreampunk. Jedenfalls kommt ihr melodielastiger Lärm mit seiner unwahrscheinlichen Verknüpfung von treibender Punk-Energie und verträumten Texturen hier wieder an den hohen Energielevel ihrer ungestümen ersten EP (mein bisheriger Favorit von der Band) ran, erklimmt aber im Song-Niveau ein neue Stufe für die Band. So durchgängig kompakt und ausgereift haben sie bisher noch nie geklungen.
31Ø8 ist ein Soloprojekt eines gewissen Tyler Zypreksa aus London und das hier ist sein zweites - wie schon der Vorgänger selbstbetiteltes - Album. Das begrüßt einen im ersten Song mit einem Sound á la "Jesus And Mary Chain der Automatic-Phase treffen auf den Shoegaze von frühen Ride und einen Hauch von Madchester". Im weiteren Verlauf hört sich die Platte durch wie eine Rundreise durch so ziemlich alles, was es im gleichen Zeitrahmen so an - vornehmlich britischem - alternativem Powerpop gab, angefangen mit dem Spektrum an C86-Style Bands der mittleren Achtziger und dann quer durch dessen spätere Abkömmlinge bis ca. in die mittleren Neunziger. Durchweg versiertes Songhandwerk mit gefährlichem Ohrwurmfaktor.
Das zweite Album der Noiserocker aus Chicago knüpft nahtlos an das ausgezeichnete Debütalbum an, mit Lärm aus hochkonzentrierten, rasiermesserscharfen Grooves, der sich in seinen Mitteln klar aus den uralten Genre-Traditionen bedient, dabei aber dennoch eine starke, eigene Stimme entfaltet.
Wow. Mit diesen verdammten Hippies aus Olympia, Washington hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Aber hier ist es. Sieben Jahre nach ihrer grandiosen Debüt EP und einem mittelgradigen, von einem bekannten Musikmagazin losgetretenen Hype. Und vier Jahre nach einem etwas durchwachsenen ersten Album, tauchte letzten Mittwoch ohne Vorwarnung plötzlich diese Platte bei Bandcamp auf.
Darauf befinden sich wie zu erwarten ein paar der gewohnten Rocker mit dieser gewissen Mischung aus Euphorie und Melancholie, für die viele die Band so liebgewonnen haben. Vor allem werden hier aber auch die folkigen Einflüsse des ersten Albums weiter ausgebaut, auch für etwas Psychedelic und krautige Versatzstücke ist hier Platz. Und das funktioniert diesmal auch alles ganz ausgezeichnet, aufgrund des durchweg starken Songmaterials.
Ein "Demo" also. Von einer Band, die bereits eine EP und ein Album veröffentlicht hat. Dieser Krempel wurde ursprünglich als CD auf ihrer letztjährigen Japan-Tour verkauft. Darauf erzeugt das Trio aus Marseille schön groovenden, minimalistischen Postpunk mit leichtem Noise-Faktor, vorangetrieben von unbeirrt vorwärts pluckernden Beats aus der Konserve.
Auf dem Debütalbum dieser Band aus Cardiff setzt es Noiserock der eher klassischen Art. Irgendwann in den Neunzigern hätten Genrefans das vermutlich als eine eher kommerzielle Variante abgetan, die auf das breitere Alternative-Publikum schielt. Über zwanzig Jahre später wird mir hingegen ganz warm ums Herz, wenn mir auf einer aktuellen Platte so was charmant altmodisches begegnet.
Auf ihrem neuen Kurzspieler lassen die Powerpopper aus Perth den garagigen Unterton der letzten EP hinter sich und präsentieren zwei makellose Popsongs mit einem klaren Postpunk- und etwas subtilerem C86-Einfluss.
Idles aus Bristol haben nach ein paar Kurzspielern jetzt ihr Langspieldebüt am Start und oh boy… Das ist ein kompromisslos vorwärts dreschender Drecksack von einer Platte geworden. Bis zum Anschlag angepisster Lärm auf der Schwelle zwischen Noiserock und (Post-)Punk, der lyrisch wie musikalisch einen passenden Soundtrack zum Alltag im Brexitland abgibt.
Diese Protopunker aus Detroit gründeten sich 1969 und sind bis heute aktiv. Klar von den örtlich umtriebigen Stooges und MC5 beeinflusst, klingt auch ihre zweite Single aus dem Jahre 1978 immer noch so, als wäre die Zeit '69 stehen geblieben. Die olle Kammelle ist jetzt über das Almost Ready Records-Sublabel Last Laugh Records wieder zu bekommen.