Der Nachfolger zum sensationellen letztjährigen Debüt-Tape AN/AL des New Yorker Garage Punk-Zauberers Jean Mignon hat etwas weniger stilistische Vielfalt an Bord als jenes, gleicht das aber vollkommen aus durch einen durchweg empfindlich erhöhten Energielevel seiner schnörkellosen Garage Punk-Klopper hier, unaufhaltsam vorangetrieben, hochentflammbar und mit mehr als nur einem Hauch von Proto Punk im Allgemeinen und der New Yorker Szene ca. '74-'77 im Speziellen.
Ein volles Fass ungesund zuckerigen Vergnügens, die zweite EP dieser New Yorker. Die beschwören hier einen eingängig-kaputten Mix aus Synth- und Garage-, Art- und Eggpunk herauf, der irgendwie den Sweet Spot trifft zwischen den Klangwelten von… sagen wir mal Metdog, Smirk und Cherry Cheeks, ich glaub so ungefähr kommt das hin. Guter Scheiß!
Meine armseligen Versuche über Musik zu schreiben mögen vor gut 10 Jahren noch viel schlimmer gewesen sein als sie es heute noch sind, aber zumindest muss mir meine Musikauswahl von damals zu 99% immer noch nicht peinlich sein. Tiger! Shit! Tiger! Tiger! wurde dabei im Herbst 2013 die fragwürdige Ehre zuteil, das Subjekt des allerersten Posts in diesem Blog zu sein und hier ist jetzt ihre neueste LP, die erste nach einer über sechs Jahre andauernden Funkstille. Der langsamen Arbeitsweise zum trotz, kann man ihnen also einen ungewöhnlich langen Atem attestieren - die Typen haben mal ganz locker locker die meisten Bands von damals überdauert! Die Entwicklung ihres Sounds über die Jahre macht ausgesprochen Sinn in meinen Augen. Lief ihre exzellente 2013er LP Forever Young noch stark in den Fußstapfen von Noise Pop- und Fuzz Punk-Bands der späten nuller- und frühen 2010er Jahre wie No Age, Wavves und Male Bonding, schlug Corners in 2017 eine deutlich relaxtere, indierockige Richtung ein. Mit der neuen LP findet sich die Band tief im Gebiet des oldschooligen Shoegaze wieder, mit besonders starken Echos von Bailterspace und Swervedriver. Das Tempo wird massiv gedrosselt, ohne dabei jemals langweilig oder schläfrig zu klingen - es bedarf außerordentlicher Raffinesse und mehr als solidem Handwerk in der Songkonstruktion um dieses Ding erfolgreich durchzuziehen und Tiger! Shit! Tiger! Tiger! liefern hier ausnahmslos eine Qualität ab, wie ich sie lange vermisst habe in einer bislang eher traurigen Ära für das Genre, in der die meisten jener Bands fraglos eine beeindruckende Sammlung von Effektpedalen akkumuliert haben, aber nicht die Songs, Energie und Vision besitzen um mehr zu leisten als mich sanft in den Schlaf zu lullen. Das hier, das klingt irgendwie ganz schön alt und dennoch ist das für mich im Jahr 2024 wie ein lange ersehnter Hauch frischer Luft.
Es hat für die Band aus Sydney so etwa ein halbes Jahrzehnt dafür gebraucht aber tatsächlich gibt's hier nun ihre dritte EP zu beglupschen, in ihrem vollen Glanz und endlosen Spektakel. Ihre ureigene Fusion aus Noise Rock, Hard- und Postcore hält die nervöse Energie der Vorgänger aufrecht aber schraubt gleichwohl genug an den Parametern rum um spannend zu bleiben, zum Beispiel in Shame Bomb, worin sich ein von ihnen bislang ungehörter Sinn für Melancholie breit macht. Andererseits kommt man jetzt in Songs wie Level Skipper und Prick in the Franger wieder ziemlich nah an das Tempo und den Zerstörungslevel des Debüts heran nach der etwas zurückhaltenderen Safe Word-EP, während Tracks wie Night Shift Blues erneut all den Dreck und Schmodder des oldschooligen Amphetamine Reptile-mäßigen Geriffes mit zwei Fäusten voll unnachgiebiger Hardcore-Energie vereinen.
Eine neue EP der Band aus San Antonio, Texas und wie immer freue ich mich verkünden zu dürfen, dass Sex Mex immer noch sehr nach Sex Mex klingen. Ihr Mix aus Garage- und Synth Punk, Noise- und Power Pop transportiert nach wie vor meisterhaft die Ästhetik der melodisch-eingängigsten Artefakte aus der alten Reatard-Ära. Zuverlässiger Scheiß, der auf keine dummen Ideen kommt und stattdessen einfach Melodien und Hooks abfackelt als gäbe es kein Morgen.
Die EP lässt sich hier leider nicht einbetten, aber drübven auf Bandcamp könnt ihr sie trotzdem hören.
Die zweite EP der Band aus San Francisco kommt zu uns aus der Schmiede der kranken Schreibtischtäter von Discontinuous Innovation Inc. und markiert eine beeindruckende Steigerung in Sachen Energie, Struktur, Eleganz und stilistischer Vielfalt nach einer bereits ausgesprochen appetitlichen Debüt-Cassingle in 2020. Im Jahr 2024 ruft ihre chaotisch-strukturierte Mischung aus Postcore, Post- und Art Punk mit einer mini-Dosis Garage mehr als je zuvor die schmeichelhaftesten Vergleiche hervor zu Krawallmachern im Fahrwasser etwa von Rolex, Patti, Reality Group, Big Bopper, Warm Bodies, Uranium Club und Brandy.
Neuer Scheiß von den Lo-Fi Punks aus Olympia, Washington. Ihr wisst was auf euch zukommt: Mehr von dem vertrauten, auf die Spitze getriebenen Irrsinn der Garage-, Electro- und Fuzz Punk-Demenz für moderat desensibilisierte Menschen, der es darauf anlegt diene Lautsprecher zu zersägen, deine Seele zu verderben, dein Bier zu verschütten und zum Abschied auf den Teppich zu kotzen. Ganz schlechter Einfluss die Kinder, haltet euch besser fern.
Jake Robertson's Alien Nosejob ist ja immer für die eine oder andere Überraschung gut und auch die wie üblich via Anti Fade Records erschienene neue 7" macht da keine Ausnahme! The Executioner erstaunt dabei mit einem von ihm bisher noch nicht so gehörten, stark Richtung Post Punk tendierenden Sound in dem kühle elektrische Beats mit einem nicht weniger rigiden Konstrukt aus repetitiven Riffs zu einem fast schon etwas industrial-mäßigen Vibe verschweißt werden. West Side Story klingt dann nach einer deutlich vertrautereren Alien Nosejob-Formel - ein einfach gestrickter und doch sehr eleganter Garage Punk-Klopper basierend auf einem einzigen, exquisiten Riff, das so bis in alle Ewigkeit weiterspielen könnte aber praktischer Weise ausgeblendet wird, bevor es bleibende (Hör-)Schäden anrichten kann.
Nach der deutlich roheren, hardcore-lastigen International Hertthrob EP im letzten Jahr bewegt die irgendwo in Indiana ansässige Band ihren Sound in eine melodischere, leicht egg-infizierte Richtung, bleibt dabei aber wunderbar abgefuckt und unvorhersehbar. In diversen Momenten erinnert mich das an ein so vielfältiges Bündel von Bands wie, sagen wir mal, Trauma Harness, Print Head, Exwhite, The Gobs, Snooper, Rolex, Witch Piss oder Slimex.
Oh schau an, da ist doch mal wieder jene mysteriöse Figur am Werk, die auch unter so Namen wie Zhoop, Djinn, Nightman, Feed, Brundle bekannt ist und noch weiteren Decknamen, an die ich mich gerde nicht erinnere. Wie üblich macht der Typ genau eine Sache und macht sie ausgesprochen gut - fünf gewohnt exzellente, schnörkellose Detonationen an der Schnitstelle von Garage-, Hardcore- und Fuzz Punk.