Die neueste EP der Band aus Minneapolis - bestehend aus Mitgliedern von so unterschiedlich bekannten Bands wie Low, Steel Pole Bath Tub und Gay Witch Abortion - ist einerseits mal wieder genau der zu erwartende Wirbelsturm aus ungestüm vorgetragenem, minimalistisch und roh produziertem Noisrock und Postcore; andererseits handelt es sich aber auch um ihre bislang melodischste und zugänglichste Veröffentlichung. Besonders herausragend finde ich die letzten beiden Songs Get Free und I Already Know, die für einen nahezu perfekten Abschluss einer erneut sehr starken EP sorgen.
Vielleicht erinnert sich noch wer: Vor (gefühlten) zehn Jahren kam hier mal 'ne Band namens Chicago Typewriter vor. Eine der (gefühlt) zweieinhalb guten Bands aus meiner Region. Hatte mich schon gefragt was aus denen geworden ist. Die Antwort kommt jetzt in Form einer ganz schön gelben EP und lautet: Eine andere Band ist aus denen geworden. Na ja, fast. Es sind wohl die meisten oder sogar alle Mitglieder erhalten geblieben, der Sound hat sich deutlicher in Richtung von 75% Noise Rock und 25% Postcore verschoben und erinnert an so einige der alten und neueren Genre-Hausnummern. Neben dem kantigen Riffing der unvermeidlichen Jesus Lizard kommen mit vor allem die walzenden Grooves von Tar in den Sinn. Außerdem die Repitition von METZ, der Drive von Drive (duh!) Like Jehu und diverses altes Gedöns aus dem BluNoise-Umfeld. Kann was.
Wie schon die beiden Vorgänger ist auch die neue EP der Band aus den kalifornischen Fullerton eine tadellose Postcore-Attacke, die zum Beispiel Freunde der Hot Snakes mit Sicherheit erfreuen wird.
Was für ein verdammt geiler Scheiß ist das denn bitte? Das Debüt-Tape dieser Band aus Sydney ist eine unverschämte Wucht. Irgendwo zwischen kompromisslos vorwärts rollendem Hardcorepunk, noiserockiger Gitarrenarbeit und ungezähmtem Postpunk entwickelt das eine Energie, die mich mehr als nur ein bisschen an das erste Bad Breeding Album erinnert, aber auch Freunde von Bands wie Acrylics, Leisure World oder Anxiety sollten hier unbedingt mal ein Ohr riskieren!
Das zweite Album von No Sister aus Melbourne ist erwartungsgemäß mal wieder ein sehr starkes Teil. Am Sound des schon saumäßig hörenswerten Debüts gab's ja eh nicht viel zu reparieren und entsprechend liegen die Neuerungen hier eher im Detail. Nach wie vor klingt das als träfen frühe Sonic Youth mit ihren damals noch deutlich hörbaren Connections zu Glenn Branca und der New Yorker Experimental- und No Wave-Szene auf den wuchtigen Postcore, Noise- und Mathrock der 90er Touch&Go-, Dischord- und AmRep-Schule. Das alles gießen sie dann in so abwechslungsreiche wie auch ausgefeilte Arrangements und in häufig unkonventionelle, schwer vorhersehbare Songstrukturen. Ein weiterer Volltreffer!
Diese Band aus dem eh schon für jede Menge Qualitätslärm bekannten Brisbane trifft mit ihrer ersten EP schon mal ziemlich ins Schwarze. Straightes aber ausgefeiltes Punkzeug mit beachtlichem Garage- und Fuzz-Faktor, deutlichen Anzeichen von Hard- und Postcore. Als grobe Orientierungshilfe hätte ich zum Beispiel frühe Video, Flowers Of Evil, Bad Breeding, Hot Snakes oder Davidians anzubieten.
Mal wieder eine Band aus Chicago die einen speziellen Klangkosmos beackert, der an diesem Ort irgendwie schon seit Jahrzehnten besonders gut zu gedeihen scheint. Passenderweise wurde das Zeug auch deutlich hörbar bei Electrical Audio aufgenommen, wenn auch ohne direkte Beteiligung eines gewissen Mr. Albini. Kann man sich also schon denken, mit was für Musik wir es hier zu tun haben: Ein Sound, der sich deutlich im Umfeld von Noise- und Mathrock, Post- und Slowcore bewegt und vom ersten Moment an Assoziationen zu den Klassikern von Slint, Tar, Codeine und späteren Unwound hervorruft. Die unvermeidlichen Shellac kann man natürlich ebenfalls raushören und etwas Sonic Youth-Dissonanz macht sich auch immer wieder breit.
Altbekanntes Zeug also, aber auch absolut hochwertig und stilsicher. Selten bekommt man heute einen derartigen Sound auf so hohem Niveau, in solch einer hochkonzentrierten und disziplinierten Darbietung zu hören. Eigentlich ist das viel zu gut für die Veröffentlichungsform als Tape. Mir als volldigitale Person könnte das ja eigentlich ziemlich schnulle sein, aber für Leute mit anderen audiotechnischen Vorlieben und generell auch als Zeichen der Wertschätzung für dieses tolle Album wäre es doch zu wünschen, dass irgendwer das Tonmaterial noch auf schwarzen Bodenbelag transferiert.
Bike Thiefs sind ein Trio aus Toronto und hierbei handelt es sich um ihre dritte EP. Die macht ziemlich Laune mit einem schön druckvoll vorwärts walzenden Klangkostüm, das zwischen postpunkigem Indierock und wuchtigem Postcore oszilliert, beides ist mit einer herzhaften Noise-Kante versehen. In der erstgenannten Eigenschaft erinnert mich das ein wenig an die Gotobeds, in der letzteren an aktuelle Bands wie Tunic, Greys oder Batpiss. Das fluppt ganz hervorragend.
Der dieses Jahr aus der Taufe gehobene Tape Club des New Yorker Labels Exploding In Sound hat mich vor kurzem ja schon mit dem großartigen Tape von Milked sehr beeindruckt. Auch die neueste Kassettenveröffentlichung der Bude weiß mir durchaus zu gefallen. Die kommt von von Big Heet aus Tallahassee, Florida und zu hören gibt's recht verschwurbelten und vielseitigen Postcore, der neben vielen anderen Einflüssen öfter mal an so Bands wie Unwound, Jawbox oder Drive Like Jehu erinnert. Den Songstrukturen würde hier und da noch etwas Feinschliff und Entwirrung gut tun, aber es gibt auch haufenweise positive Überraschungen. Etwa wenn der Opener On A Wire mit sehr markanten Mission Of Burma-Harmonien aufwartet. Wenn in Mirror aus an 80er Sonic Youth erinnernden Dissonanzen plötzlich ein kurzes Gitarrensolo aufpoppt, das man so eher auf einem frühen Television-Demo erwartet hätte. Oder wenn sie, wie in Incomplete, in einen absolut tadellosen, melodischen Punkklopper ausbrechen, der bei aktuellen Genre-Größen wie Red Dons oder Radioactivity nicht fehl am Platz wäre. Die weitere Entwicklung der Band wird sicher spannend.
Dayshifters sind ein Trio aus Austin. Die schnell und dreckig produzierten Songs ihres Demos machen als erstes Lebenszeichen schon einen absolut vielversprechenden Eindruck, ich werde mit großer Spannung verfolgen, wohin sich das ganze noch entwickeln wird. Soundmäßig haben wir es hier mit Noise-infiziertem Postcore zu tun, der sich wohl die eine oder andere Scheibe bei Jawbox und Hot Snakes abgeschnitten hat, aber auch an Embrace kann man sich in einigen Momenten erinnert fühlen.