Der zweite Langspieler von Pardoner aus San Francisco ist schon wieder 'ne Bombe geworden, auch wenn die Detonation diesmal bewusst etwas leiser gehalten wurde in einem relaxter daherschrammelnden, von tiefer Melancholie durchzogenen Sound zwischen klassichem 90er Indie Rock und Noise Pop, vereinzelten Spurenelementen von Noise Rock und Postcore. Zusammengehalten wird das alles wie gehabt von ausnahmslos exzellentem Songmaterial. In der aktuellen Szenerie kann man Bands wie Treehouse, Tape/Off, Ovlov oder Milk Music als Vergleiche bemühen; aus der Vergangenheit kann man hingegen Echos von Swervedriver, Dinosaur Jr, Polvo oder Archers Of Loaf vernehmen.
Abdur Rahim Latada aka das Ein-Mann-Projekt Grow Rich aus Jakarta, Indonesien hat sich gerade mit seiner zweiten EP zurück gemeldet. Darauf hat sein Sound aus Noise Pop, Shoegaze und Fuzz Punk nochmal eine ordentliche Schippe Dynamit oben drauf gelegt und stärker noch als auf der eh schon sehr guten ersten EP vor einem Jahr glänzt die Platte durch tadelloses Songwriting, angetrieben von einer druckvollen Produktion. Dabei erinnert das ganze ausschließlich an die etwas entschlossener lärmenden Hausnummern des besagten Genrespektrums wie etwa Swervedriver, Mega City Four, Sugar und einen Hauch von Superchunk; außerdem an aktuelle Bands á la Milked und Monster Treasure. Erneut, astreiner Stoff.
Hier ist auch gleich schon die zweite Hammerveröffentlichung, die vergangenes Wochenende zeitgleich mit den Neutrals auf Emotional Response erschienen ist. Seablite kommen aus der Gentrifizierungshölle von San Francisco und begeistern auf ihrem ersten Langspieler mit melodischem Zeug irgendwo zwischen Noise Pop, oldschooligem Shoegaze, Dream- und Schrammelpop, der mit großer Sicherheit einiges aus den C86- und Sarah Records-Ären in sich aufgesogen hat. Mit einem ordentlichen Drive und tadellosem Songwriting treffen Seablite durchgehend ins Schwarze zu einem Sound, der zwar verträumt aber - anders als so viele andere Bands dieses Genrespektrums - niemals schläfrig ist.
Astreiner Scheiß aus Mexiko, mit dem ich in diesem Moment echt mal nicht gerechnet hätte. Ein melancholischer Sonnenuntergang am Surferstrand trifft hier auf den Noise-/Jangle Pop und Proto-Shoegaze aus der britischen C86-Schule, erweitert um die tendenziell etwas psychedelischen Ausschweifungen des neuseeländischen Flying Nun-Universums der 80er Jahre.
Nachdem mir schon das letzte Album von Vacation aus Cincinnati, Ohio mit Leichtigkeit alle Türen eingerannt hat, verpassen sie ihrem Sound auf dem neuesten Tape ein saftiges downgrade, das ihnen sehr gut steht. Der borderline-LoFI Klang versprüht einen etwas verspielteren Vibe, ohne dass dabei der Lärm zu kürz käme. Da fühlt man sich unweigerlich an alte Guided By Voices, Sebadoh, ein bisschen Superchunk und außerdem an gegenwärtige Bands wie Treehouse erinnert. Wie es von den Jungs nicht anders zu erwarten war, glänzt das alles erneut durch hochwertiges Songwriting.
Eine glitzernde Wand aus Noise und Melodien errichtet dieses Trio aus New Brunswick, New Jersey auf ihrem Debüt-Tape, so massiv dass es einen nur mitreißen kann. Ein von Anfang bis Ende stimmiges Kraftpaket das zwischen den Eckpfeilern aus Noise Pop, vernebeltem Psych, Shoegaze und kraftvollem Indie Rock nicht nur mit bezaubernd melancholischen Melodien und verträumter Atmosphäre aufwartet, sondern dabei auch ordentlich die Wände zum wackeln bringt.
Der erste Langspieler der Yups aus Los Angeles ist eine wild gemischte Wundertüte, deren Inhalt ausnahmslos Spaß macht. Begrüßt wird man mit powerpoppigem Garage Punk, wie er den Booji Boys, Datenight oder Vaguess nicht fernsteht, außerdem einem Hauch von British Invasion, den Resonars nicht unähnlich. Im weiteren Verlauf gibt's unter anderem noch melodischen Noisepop á la No Age, Wavves, frühe Japandroids zu hören und relaxten oldschool Indie Rock, der ein bisschen klingt wie Swervedriver auf Valium. Bei all diesen Dingen lassen sie nix anbrennen.
Shopvac aus Toronto machen mit ihrem Demo schon mal einen ganz vielversprechenden ersten Eindruck mit melodischem Krach zwischen Noisepop und den etwas derberen Daseinsformen von Shoegaze, nicht ganz unähnlich zu Bands wie frühen Ovlov, Wild Moth, Solids oder Tideland.
Ich seh das Cover und denk mir was zum Fick? Dahinter kann sich doch nichts gutes verbergen. Sicher eine dieser ausgelutschten PsychedelicStonerProgressiveSpaceDoom-Kapellen, die seit Jahrzehnten jeglicher Entwicklung und Kreativität erfolgreich aus dem Weg gegangen sind. Oder best case: Ein uninspirierter Oh Sees-Klon.
Und wie falsch ich da lag! Bis auf den Teil mit Oh Sees. Diese Platte würde nämlich tatsächlich gut auf Dwyer's Label Castle Face passen, aber die Band aus Los Angeles ist auch reichlich inspiriert. Die Fantasy- und Science Fiction-Verweise sind nicht da um ernst genommen zu werden und riechen mehr nach Heavy Metal. Dem Film. Na ja, manchmal auch dem Genre (siehe Ferengi Madness!). Und ja, es gibt auch viel psychedelisches bis abgespacetes Zeug aber Thriller Party haben Punk im Arsch. Fuzzpunk, mit dem sie die halluzinogeneren Elemente komplementieren und der mich an No Age, Male Bonding, Hüsker Dü oder Japandroids erinnert. Oder wenn's eher Psychodingens wird an Pow!, spätere Parts & Labor und deren Nachfolgeband Upper Wilds. Und natürlich auch mal Oh Sees. Das hat Energie, das macht Krach und Spaß. Spaß, wie er anderen Bands tabu zu sein scheint, die mit ähnlichen Versatzstücken rumhantieren.
Wenn ich mir jede Woche meinen Weg durch das Dickicht an Musikeinreichungen schlage, fühlt sich das meistens mehr nach unbezahlter Arbeit an als nach Spaß. Am Ende lohnt es sich aber doch, wenn mir ab und an eine solche Perle unterkommt wie der zweite Langspieler von Commander Keen aus dem Städtchen Cookeville, Tennessee. Unterschätze nie die Kleinstadtpunks! Nicht nur sind die Typen nach einem Helden meiner Kindheit benannt, auch in musikalischer Hinsicht liegen wir absolut auf einer Wellenlänge. So viel liebgewonnenes aus der jüngeren wie auch uralten Vergangenheit spült meine Assoziationsmaschine da an die Oberfläche. Beginnend mit dem energischen Postcore von Drive Like Jehu, dem Fuzz Punk von California X oder Happy Diving, Noisepop á la No Age, Playlounge oder den unvermeidlichen Japandroids. Ihre Songs pendeln außerdem zwischen der hymnischen Euphorie etwa von Beach Slang oder Needles//Pins und der Melancholie von Milk Music. Haben die Qualitäten des arschtretend-melodischen Postpunks von Piles oder Die! Die! Die! und gelegentlich scheint sogar eine leise Ahnung von Quicksand oder Leatherface durch. Das alles wurde hochkompakt in zehn über jeden Zweifel erhabenen Songs verkapselt, deren Gehalt an hartnäckigen Hooks und Melodien weit oberhalb der empfohlenen Tagesdosis liegt. Davon wird mir aber keineswegs schlecht, ich bekomme nur noch mehr Hunger auf einen zweiten Nachtisch. So. Verdammt. Gut.