ISIS - Material World
Dreckiger und primitiver LoFi-Synthpunk aus New Orleans mit starken Ähnlichkeiten und möglicherweise auch personellen Überschneidungen (es gibt fast keine Infos zur Band, ist also reine Spekulation…) zu den ebenfalls dort beheimateten Garagepunk-Wundern Giorgio Murderer und Buck Biloxi and the Fucks.
Order - Demo 2017
Simpeler, gradliniger aber durchaus effektiver Postpunk/Postcore von einer Band irgendwo aus Virginia. Das erinnert mich unter anderem ein wenig an Bad Breeding oder Nervosas.
Padkarosda - Tétova Lelkek
Ausgezeichnetes Postpunk/Deathrock/Dark Punk-Gedöns auf dem zweiten Langspieler von Padkarosda aus Budapest. Das Genre wird hier sicher nicht neu erfunden, dafür punktet die Platte aber mit ihrer Kompromisslosigkeit und einem durchweg sehr stimmigen, tiefdunkelschwarzen Gesamtbild.
Gumming - Gumming
Ultrakaputtes Zeug aus Richmond, Virginia. Irgendwo im Spektrum von Post Punk, Noise und Garage zu verorten und mit einem gelegentlichen Hardcore-Nachbrenner ausgestattet, gehört das zum abgefucktesten Lärm, den besagte Genres derzeit zu bieten haben. Entsprechend weckt das Assoziationen zu den einigen der schäbigsten Bands unserer Zeit. Lumpy & The Dumpers, Soupcans und Strange Attractor wären da unter anderem zu nennen.
Spray Paint with Ben Mackie - Friendly Moving Man
Friendly Moving Man / Dumpster Buddies 7" erscheint am 15. September auf 12XU Records.
Sleeping Bag - Wet
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Das bereits vierte Album dieser Band aus Bloomington, Indiana überrascht mit einem ganz schön aus der Zeit gefallenen Sound, der seine Inspiration gleichermaßen aus dem Indierock der 90er und dem melodischen Post Punk-Revival der 00er Jahre zu ziehen scheint. Die Arrangements sind dabei auf ein absolutes Minimum heruntergekocht, die fragilen Songfragmente sind nicht mehr als ein abstraktes Grundgerüst. Als träfe der eingängige Indierock aktueller Bands á la Dead Soft oder Dancehall auf den introvertierten Minimalismus der Shy Boys oder die ökonomische Klangreduktion des letzten Teenanger Albums.
Plax - Clean Feeling
Plax kommen aus Austin, Texas und bestehen unter anderem aus Mitgliedern von OBN III's und Spray Paint. Besonders die Erwähnung letzterer Band lässt mich natürlich sofort aufhorchen, aber mit so einem verdammt perfekten, unbändigen Biest von einer Platte hatte ich dann doch nicht gerechnet. Das ist ein erstklassig Ärsche tretendes Gemisch aus Punk, Noise und Fuzz, das mal an den energischen Garage Punk von Ex Cult, Uranium Club oder frühen Tyvek erinnert, an den räudigen Postpunk von Institute oder den gnadenlosen Vorwärtsdrang der Hot Snakes. Die ganze Platte ist ein einziges Energiebündel.
Downtown Boys - Cost Of Living
Downtown Boys sind jetzt also auf einem ziemlich bekannten Label gelandet und haben eine selbstbewusste neue Platte am Start, die sich dafür nicht zu entschuldigen braucht. Passenderweise kanalisieren sie ihre Energie hier auch in einen etwas aufgeräumteren, dennoch schön druckvollen und vielschichtigen Sound. Anstatt des Garagen-Fundamentes des Debütalbums toben sich die neuen Songs auf einer bombenfesten Basis aus Postpunk und -core aus. Die produzierende Aufsicht von Guy Picciotto (Rites of Spring, Fugazi) hat sicher mit dazu beigetragen. Es mag reiner Zufall sein, aber hin und wieder fallen mir doch Stilelemente auf, die verdächtig nach Dischord in den 90ern riechen.
Big Huge - Cruel World
Und gleich noch mal ausgezeichneter Power Pop, diesmal aus dem guten Hause des seit jeher absolut geschmackssicheren Mannheimer Labels Erste Theke Tonträger, das den ersten Langspieler der New Yorker Band hierzulande unter die Leute bringt (am anderen Ende der Welt zeichnet sich Don Giovanni verantwortlich).
Um vorweg mal den Elefanten im Zimmer beim Namen zu nennen: Das klingt ziemlich nach Sheer Mag. Wenn auch nach einer etwas garagenlastigeren Variante davon. Sogar die Vocals von Daniel Regelski weisen starke Ähnlichkeiten zur Sheer Mag-Vokalistin Tina Halladay auf. Das ist aber auch alles kein Problem. Es ist ja nicht gerade so, dass die Welt jetzt von Hard- und Southern Rock-beeinflussten Punkbands überwschwemmt wird. Und aufgrund des durchweg starken Songmaterials vermag die Platte auch problemlos auf eigenen Füßen zu stehen.
In einer überwiegend von musikalischer Stagnation und Retrowellen geprägten Zeit begrüße ich doch jede unerwartete Erweiterung des Punk-Vokabulars. Vielleicht kommen in naher Zukunft ja ein paar gelangweilte Kids mit einer ganz anderen, neuen Form von angepisstem Lärm daher, über den wir alte Leute dann die Nase rümpfen können. Bislang lässt die Revolution jedoch auf sich warten und für den Moment empfinde ich auch die Erschließung einer bislang als vollkommen Punk-inkompatibel angesehenen Vergangenheit als eine willkommene Bereicherung.