Während ein neuer Langspieler der Neo Neos - oder unter was auch immer für einem Pseudonym Herr Voltaire diesmal verkehren wird - noch auf sich warten lässt, kann man sich zumindest schon mal an dieser schönen Compilation abarbeiten, vollgestopft mit exklusiven Tracks diverser Bands aus der erweiterten Nachbarschaft mit und ohne C.V. an Bord. Die meisten davon werden euch sicher schon ein Begriff sein.
…und hier ist gleich nochmal explosiver Postcore und Noise Rock von zwei Johns aus London, die sich mit ihrem Sound in unmittelbarer Nähe zu Genrevertretern á la Tunic, Death Pedals, USA Nails und frühen Idles bewegen, obendrein aber auch etwas von der kompromisslosen Fuzz-Ekstase der frühen The Men channeln. Wenn sie sich dann - wie etwa in Laszlo - auch noch ein wenig Melodie zutrauen, ist sogleich für ein weiteres Highlight gesorgt.
Ganz unvorbereitet erwischt mich diese Rakete aus Noise Rock, Hard- und Postcore, gezündet von einer niederländischen Band, die ich in der Vergangenheit eher mit solidem Post Punk in Verbindung gebracht hätte. Der war zwar kompetent, aber auch deutlich weniger spannend als das, was sie auf ihrer aktuellen EP abziehen. Ein bisschen wie ein chemisch instabiler Cocktail mit Bestandteilen von Bad Breeding, USA Nails, Arse, Acrylics oder Metz.
Die neueste EP der Grazer Postpunk-Formation fällt schon vom ersten Takt an durch einen im Vergleich mit dem Vorgänger noch mal deutlich potenzierten Wumms auf und auch die Songs haben ordentlich an Profil zugelegt. Meinte ich auf dem Vorgänger noch leise Postcore-Einflüsse zu vernehmen, konzentriert man sich diesmal ganz auf den kantigen Post Punk mit Anklängen an Crisis, Institute, Diät.
Auch EP Nummer zwei der Band aus Melbourne ist wieder ein wahnsinnig geiles Feuerwerk zwischen den Stühlen von Fuzz- und Garage Punk, Hard- und Postcore geworden. Orientierungshilfen wären da unter anderem Cutie, Anxiety, Kaleidoscope, Arse, Bad Breeding, Acrylics… sucht euch was aus!
Melodischen Punk-Krempel der Luxusklasse setzt es auf auf dem neulich via Dirt Cult erschienenen Debütalbum der Warp Lines aus Ottawa. Was in der ersten Hälfte vor allem an Bands wie The Estranged, Red Dons und 90er Klassiker á la Leatherface, Samiam, Sugar erinnert, zeigt andererseits aber auch mit fortschreitender Laufzeit zunehmende Tendenzen in Richtung Noise Rock und Postcore, irgendwo zwischen Meat Wave, Polvo und extra-melodischen Jawbox.
Nick Normal aus Portland ist in der Vergangenheit bereits mit einer Handvoll eher LoFi-mäßiger EPs in willkommenster Art und Weise auffällig geworden. Nicht nur hat der Bursche neuerdings zwischen den ganzen anderen schrägen Kaspern auf Discontinuous Innovation Inc. eine perfekte Labelheimat gefunden, sondern er hat nun auch zum ersten mal eine EP in einer Qualität aufgenommen, die das hörbare Spektrum geringfügig besser ausnutzt. Ansonsten wie gehabt ein mächtiger Spaß auf halbem Weg zwischen Post- und Garagepunk mit einem deutlich wavigen Schliff. Aufgrund von letzterem kann man sich an Andy Human oder Erik Nervous erinnert fühlen, darüber hinaus auch mal an Ausmuteants oder Useless Eaters.
Post Punk aus Hattiesburg, Mississippi, den ich mal als angenehm bodenständig bezeichnen möchte. Die zackige Energie der Nots kommt mir da in den Sinn, Daylight Robbery, Primitive Teeth, ein Hauch von The Estranged, gemäßigten Criminal Code… manchmal gar etwas Wire. Obendrein ist noch ein gewisser Fuzzpunk-Faktor im Spiel, wie ich ihn beispielsweise mit den Briten Feature verbinde.
Thigh Master aus Brisbane blasen zum zweiten mal ihren verschrammelten Indie Rock und Jangle Pop in die Atmosphäre und der macht hier einen deutlich runderen Eindruck als noch auf dem Debüt. Es schwingt jede Menge alte neuseeländische Schule so á la The Stones und The Clean mit, aber auch wer jüngere Bands wie The Molds, Tape/Off, Zebra Hunt oder Landlines zu dulden versteht, kann sich unter Umständen einen Narren hier dran fressen.
Mit denen hier hatte ich eigentlich schon gar nicht mehr gerechnet. Aber in der Tat scheint es die Band aus Breslau noch zu geben und ihr neuer, zweiter Langspieler nimmt mit seinem unterkühlt wavigen, mechanisch groovenden Post Punk die Fäden genau dort wieder auf, wo das Debüt sie liegen gelassen hat. Die verstrichenen Jahre seitdem machen sich aber dennoch durch jede Menge Feinschliff im Arrangement und eine routinierte, deutlich geschärfte Darbietung bemerkbar.