Kawumm! Exquisiter neuer Scheiß im Fahrwasser des Garage-verseuchten Oldschool Hardcore-Chaos, losgetreten von einer Band aus Perth, Australien deren Geräusche mich an so Bands wie G.U.N., frühe Electric Chair, Cement Shoes, Crisis Man, Cülo oder Chain Whip erinnern.
Die spanischen Noise Pop-Overlords Beta Máximo schlagen wieder zu mit einem starken Bündel neuer Songs. Schwer zu glauben, dass ihr gigantischer Output erst irgendwann im letzten Sommer seinen Anfang genommen hat… Ursprünglich noch mit einer deutlichen Eggpunk-Ästhetik, hat sich ihr Sound graduell in eine etwas ruhigere und verträumte, leicht Shoegaze-mäßige Richtung entwickelt und diese neuen Songs sind fraglos die rundeste Inkarnation ihrer jüngeren Entwicklung.
Was auch immer sich über diese Band aus Cincinnati, Ohio herausfinden lässt bleibt in einen dichten Nebel der Ungewissheit verhüllt und die etwas stereotypische Verliererband-Pseudobiographie auf der Bandcamp-Seite stärkt jetzt auch nicht gerade das Vertrauen in dessen Wahrheitsgehalt. Da sind also vermutlich Leute von Bands wie The Serfs, The Drin, Crime of Passing und Motorbike involviert und zumindest einige der Songs lassen sich ins Jahr 2019 zurückverfolgen, als sie erstmals auf der Pedestrian Sentiments EP erschienen sind. Darüber hinaus weiß ich aber nicht, inwiefern man den Details glauben schenken soll. Eins ist allerdings sicher: Die Musik tritt durchweg Arsch und bringt zumindest in gewisser Weise die Ästhetik, wechselhaften Produktionswerte und stilistische Breite der goldenen Guided By Voices-Ära in Erinnerung. Davon ab, oszilliert das Zeig so zwischen schrammeligem Power Pop im Geiste etwa von Bad Wettin' Bad Boys oder Bad Sports in Songs wie Coward Of The State, Wannabe (A Star) und Silver Queen; erdig-psychedelischem Garage Rock (Didn't Win The Lottery, Obnoxious And A Neu) sowie ein paar catchy melodischen Garage Punk-Smashern á la Booji Boys, Tyvek and Parquet Courts. It's Been A Bad Week ähnelt der Garage-getränkten Noise-Ästhetik von A Place To Bury Strangers, Peyton's Kids hat so einen gewissen Woolen Men-Vibe und mehr als nur einmal fühle ich mich auch an den folkigen Post Punk von Chronophage erinnert.
Immer eine glanzvolle Angelegenheit, eine neue LP der massiv einflussreichen Pioniere der US-Garage Punk-Welle der mittleren Nuller- und 2010er Jahre aus Detroit. Als kleine Neuerung fällt hier mal direkt das von Emily Roll gespielte Saxofon ins Ohr und verleiht dieser Platte etwas zusätzliche Textur. Ansonsten ist das hier aber der klassische Tyvek-Sound wie wir ihn kennen und lieben aus relativ simplen aber doch rasiermesserscharfen Riffs und Hooks, ausbalanciert mit der eher losen und scheppernden, relaxt-schrammeligen Präsentation - alles davon hat mitunter sicher auch als Inspiration für etwas später aufkeimende Bands wie Strange Attractor, Parquet Courts, Shark Toys oder UV Race gedient!
Noch eine saustarke EP von Cel Ray aus Chicago, die hier genau da weitermachen wo sie mit der im Früjahr erschienenen Cellular Raymond EP aufgehört haben. Ich wiederhole mich hier, aber nach wie vor kommt mir ihr verspielter und erfinderischer Sound so rüber wie eine Kombination aus einigen der tollsten female-fronted Bands der vergangenen Dekade á la Vexx, BB and the Blips, Negative Scanner, Gen Pop or Amyl and the Sniffers einerseits, hat aber auch reichlich Echos der aktuellen Brut des verschnörkelten Garage-meets-Post Punk, repräsentiert durch Bands wie Uranium Club, Reality Group, Patti, Dumb or R.M.F.C..
Die vergangenen zwei EPs von Ismatic Guru aus Buffalo, New York waren schon eine durchaus spaßige, vielversprechende Angelegenheit aber auf ihrer neuesten Kassette greifen die Rädchen ihrer Musik erstmals so richtig ineinander zu einem tighteren Klangbild und einer deutlich ausgereifteren Vision. Ich würde mal sagen dass ihre Mischung grob in den Sphären von Garage-, Synth- und Eggpunk durchaus ihre eigene kleine Nische in einem dicht gedrängten Genre-Umfeld gefunden hat, indem sie die schnuckelig-verschrobene Klangästhetik mit reichlich funkiger Action und darüber hinaus ein paar krautig-psychedelischen Vibes anreichern - letztere werden besonders auffällig im ersten und letzten Track.
Die Kalifornier Lamictal kommen nach zwei ziemlich irren EPs im letzen Jahr mit einer erneut sehr starken Kassette daher, auf der ihre Vision insgesamt etwas fokussierter wirkt, was vielleicht auch nur das Ergebnis von einer geringfügig polierteren Produktion sein mag… wobei poliert hier dann auch wieder das falsche Wort ist, denn ihre Mixtur aus Garage Punk, Hard-, Post- und Weirdcore ist weiterhin ganz schön versifft, unvorhersehbar und hyperaktiv, überwältigt mal eben die Sinne in weniger als vier Minuten und hat sich dann auch schon wieder verpisst. Essenzieller Scheiß für Frende von Bands wie Big Bopper, Rolex und frühen Patti.
Diese Band treibt jetzt schon einige Jahre ihr Unwesen in der australischen Szene und ich bin irgendwie schon überrascht jetzt festzustellen, dass es sich hier erst um ihren ersten Langspieler handelt. Das Intro lockt erstmal auf eine falsche Fähre mit einem leicht Progressive-angehauchten Vibe, aber daraufhin fügt sich dann alles recht schnell wieder zu einer angenehm vertrauten Klangästhetik zusammen, einem Sound, der irgendwie durchweg die gegenwärtige Szene wiederspiegelt aber doch einzigartig innerhalb dieser bleibt mit seiner verwinkelten, filigranen und eleganten Mischung aus Post und Garage Punk, der perfekt die Balance aus Intelligenz und Spaß hält, jederzeit absolut entspannt klingt und dennoch einwandfrei nach vorne geht, bemerkenswert in seinen vielschichtigen Texturen und einer scheinbar mühelosen Darbietung. Gleichzeitig ist es dann noch ihe kompakteste, eingängigste Platte bisher geworden. Stellenweise kann man das mit mehr oder weniger gegenwärtigen Post Punk-Acts wie aktuellen Institute, Exit Group und Mononegatives vergleichen, in anderen Momenten mit der psychedelisch-abgespacten Variante davon á la Marbled Eye, Waste Man, Bruised oder Public Eye und nicht zuletzt noch mit verspielten, cleveren Garage Punk-Bands vom Schlage Erik Nervous, Clarko, Tee Vee Repairman, Mononegatives, Pinch Points, Dumb, Uranium Club, Reality Group… ich kann so gar nicht aufhören mit dem hochkarätigen Namedropping. Die Scheiße regelt!
Eine weitere konstante Präsenz der US-Garagenszene, irgendwie schon fast seit beginn dieses Blogs immer zugange, kommt hier mit einer neuen LP daher und es handelt sich mal wieder so ein verdammtes Prachtstück! So erfinderisch und vielseitig wie eh und je, führt er darauf seine immer angenehm schräge, Devo-fizierte Auffassung von Garage Punk fort, die dem Hörer immer um zwei Schritte voraus und jederzeit mit dem Schalk im Nacken für eine Überraschung gut ist - eine Vision, die sich erstmals mit der 2019er Beta Blockers LP richtig zusammenfügte. Songs wie Hemgeeh und Projector haben so einen leicht spacig-psychedelischen Mononegatives-Vibe an Bord während die zweite Hälfte von ein paar stark Synth-getriebenen Popsmashern und einer fluffigen They Might Be Giants-Coverversion aufgelockert wird. Als besonderes Highlight auf einer eh schon durchweg geilen Platte wäre da noch Alligator Facing East zu erwähnen, eine sowas von perfekte epische Abfahrt zu kompakten vier Minuten verpresst! Andere plausible Orientierungspunkte für den Sound dieser Platte wären dann noch so übliche Verdächtige wie Andy Human and the Reptoids, Freak Genes, Isotope Soap and New Vogue. Geht alles runter wie Bier!
Verdammt, ganz offensichtlich habe ich es anlässlich aller vergangener Releases dieser Band aus unerfindlichen Gründen immer verpeilt darüber zu posten, was jetzt mal echt die Frage aufwirft, was zum Ficker da mit mir los war! Während ich dazu meinen Therapeuten konsultiere, kann ich zumindest schon mal sagen dass die neueste LP der Citric Dummies ein einziger KO-Schlag aus ganz viel oldschool früh-80er Punkenergie plus ein paar gegenwärtigen Garagen-Vibes darstellt, mit ordentlichem extra-Punch ausgestattet durch die produzierende Hand vom Garagen-Wunderkind Erik Nervous, von dem wir diese Woche auch noch etwas hören werden. Die Hüsker Dü-Referenzen in Titel und Artwork wirken erst mal recht albern, aber auch nicht komplett fehl am Platz, ist hier doch eine durchaus ähnliche furiose Energie mit am Start wie zu der Dü's stärkster Phase, aber auch etwas von Naked Raygun und Adolescents hat das, eine Spur von Bad Brains in den derberen Momenten und von Dickies in den melodischeren Songs. Und überhaupt, jeder Song hier ist ein präziser, sorgfältig geplanter Schlag in die Magengrube und der starke Songzauber dieser Platte bleibt gleichermaßen unnachgiebig.