Beim ersten Hinhören denke ich bei dieser Platte sofort an die texanische (Neo) NoWave-/Chaotic Noise Rock Connection um Flesh Narc, Gay Cum Daddies und noch ein paar andere Projekte mit vielen der gleichen Beteiligten. Diese Band kommt jedoch aus Philadelphia, was derartige Verstrickungen eher unwahrscheinlich erscheinen lässt. Auch der Sound und die Songs kommen auf den zweiten Blick deutlich strukturierter rüber, verglichen mit dem weitgehend improvisierten Lärm der genannten Bands. Soundmäßig ist das etwas weniger im No Wave-, etwas stärker im Noiserock-Umfeld zuhause - ab und an scheint da auch mal eine leise Note von Spray Paint, Soupcans oder Big Neck Police durch.
The Cowboy sind zurück! Nach ihrem explosiven Debütalbum vor zwei Jahren weiß auch die neue 7" der Band aus Cleveland um Mitglieder von Pleasure Leftists und Homostupids elegant Ärsche zu treten mit zwei Kloppern im Spannungsfeld von Garage- und Post Punk, noise-lastigen Obertönen, kantiger Oberfläche und entwaffnender Eingängigkeit - Anklänge an Plax, Ex-Cult, Shark Toys, oder Flat Worms inklusive. Die B-Seite überrascht dann mit einem unerwartet relaxt indierockenden Instrumentaltrack.
Das dritte Album von Luggage aus Chicago knüpft nahtlos am Vorgänger an, macht sogar noch einen etwas konsequenteren Eindruck. Passend und unüberhörbar bei Electrical Audio aufgenommen, breitet sich ein spröder bis zähflüssiger Sound zwischen Noise- und Math Rock, Post- und Slowcore aus, der überwiegend nach vergangenen Zeiten in Chicago klingt. Oder abwechselnd mal nach geradlinigeren Shellac, gedrosselten Tar, viel lauteren Slint und noch tristeren Codeine.
Vorzuglicher Scheiß aus Rouen, Frankreich. Kumusta kommen mit einer spaßigen Mischung um die Ecke, die einen straffen Bogen spannt von Noise Rock und -core, über Post Punk/-core bis hin zu einem Hauch von Garagepunk. Man stelle sich zum Beispiel in manchen Momenten eine Verschmelzung aus gedrosselten Bad Breeding und Criminal Code vor. In anderen Augenblicken hat es ein bisschen was von den australischen Postcore-Hausnummern Batpiss und Bench Press.
Nachdem die letzte EP von Girls In Synthesis nicht so richtig meinen Nerv treffen wollte, sind die Londoner auf dem neuesten Kurzspieler wieder voll in ihrem Element. Wie gehabt agieren sie dabei stets auf der Schwelle zwischen Noise Rock und Post Punk, bewegen sich damit durchaus in der Nachbarschaft von Bands wie z.B. USA Nails, Tunic und John (timestwo). Das definitive Highlight hier ist Smarting mit seinem stark Big Black-mäßigen Gitarrengeschrubbe.
Einen gewagten Rundumschlag aus Versatzstücken von Post Punk, Post- und Noisecore setzt eine Band aus Barcelona hier absolut treffsicher ab, hält dabei überzeugend die Balance zwischen unmittelbarer Sprengkraft und selbstbewuster Ambition. Auch die möglichen Inspirationsquellen sind recht breit gefächert. Auf der internationalen Bühne kann man da etwa Downtown Boys, frühe Die! Die! Die! und Les Savy Fav heranziehen, darüber hinaus bringen Sandré aber auch einen klar in der heimatlichen Szene verankerten Vibe, nicht ganz unähnlich zu Bands wie Juventud Juché, Betunizer und Cubano Vale.
Das Bostoner Duo Rita Repulsa betritt die Bildfläche mit einer ersten EP, deren Sample-getriebener Inhalt in etwa den Charm einer extra gehirnamputierten Variante von ISS versprüht, angereichert um einen Teelöffel Noise Rock und eine thematische Fixierung auf… Power Rangers?!? Na gut, kann man machen.
Die stark No Wave-inspirierten Noiserocker aus Austin haben die letzten Jahre mit diversen Kollaborationen und daraus resultierend einem Langspieler, einer EP und zwei Siebenzöllern sehr ansprechend kurzweilig überbrückt. Jetzt gibt's seit längerem mal wieder ein "reguläres" Album, wenn auch die Aufnahmen bereits aus dem Jahr 2016 stammen. So klingt das Material auch eher nach einer logischen Fortsetzung der in jenem Jahr erschienenen LP Feel The Clamps. Wie mit jeder ihrer Veröffentlichungen versuchen sie keine Neuerfindung ihres Sounds, sondern erweitern ihr Klangspektrum graduell und sorgfältig um ein paar neue Facetten. Diesmal fallen vor allem die deutlich entschlackten Arrangements sowie auch der großzügige Einsatz von Synths und elektronischen Drums auf. Das Ergebnis läuft wie immer rund.
…und hier ist gleich nochmal explosiver Postcore und Noise Rock von zwei Johns aus London, die sich mit ihrem Sound in unmittelbarer Nähe zu Genrevertretern á la Tunic, Death Pedals, USA Nails und frühen Idles bewegen, obendrein aber auch etwas von der kompromisslosen Fuzz-Ekstase der frühen The Men channeln. Wenn sie sich dann - wie etwa in Laszlo - auch noch ein wenig Melodie zutrauen, ist sogleich für ein weiteres Highlight gesorgt.
Ganz unvorbereitet erwischt mich diese Rakete aus Noise Rock, Hard- und Postcore, gezündet von einer niederländischen Band, die ich in der Vergangenheit eher mit solidem Post Punk in Verbindung gebracht hätte. Der war zwar kompetent, aber auch deutlich weniger spannend als das, was sie auf ihrer aktuellen EP abziehen. Ein bisschen wie ein chemisch instabiler Cocktail mit Bestandteilen von Bad Breeding, USA Nails, Arse, Acrylics oder Metz.