Das englische Trio Leaves schert sich ganz offensichtlich einen Scheiß um aktuelle Trends der britischen Szene und ich finde das sehr erfrischend. Stattdessen betätigen die sich in einer klassischen Melange aus Postcore, Noise- und Math Rock, die mehr nach Chicago, dem erweiterten Touch and Go-Universum und verwandtem Krempel klingt. Kompetent und beherzt wird hier eine Ästhetik revitalisiert, die in letzter Zeit doch etwas rar geworden ist. Die offensichtlichsten Referenzen wären hier Slint, aber auch mit Bands der Sorte Tar, Unwound, frühen Shellac and späten Bitch Magnet läge man hier nicht falsch, sowie einer Spur von Chavez oder Polvo und sogar etwas kraftvollen '90er Dischord-Vorschub kann man besonders in Do Something erkennen. Was jüngere Bands angeht, böten sich auch frühere Pile und - noch viel treffender - Luggage als stilistisch eng verwandte Beispiele an.
Ein echtes Wunderwerk des von Covid-Lockdowns motivierten Lärms, erschaffen von einem zwei Generationen umspannenden britischen Trio, kommt jetzt mit etwa dreijähriger Verzögerung auch mal noch bei uns an. Ein halsbrecherischer Mix aus Garage Punk mit Brass-Zusätzen, Hard- und Postcore, verschmilzt das Zeug die Tendenzen jüngerer Phänomene wie, sagen wir mal, Cement Shoes, Crisis Man oder Mystic Inane mit den ebenbürtig lärmigen Sounds von X in den frühen bis mittleren 80ern - der australischen Band namens X, wohlgemerkt. Das alles wäre aber nur ein halber Spaß ohne ohne die ansteckende Freude in den Vocals von Sängerin Eliza, die - wenn ich das alles richtig einschätze - zum Zeitpunkt der Aufnahme 2021 gerade mal sechs oder sieben Jahre jung war.
Das ist ja mal ein brillianter Scheiß, auf den ich so nicht vorbereitet war. Entspricht mal sowas von gar nicht dem Zeitgeist und hat klar seinen ganz eigenen Willen. Jau, das Zeug fühlt sich irgendwie alt an. Ich bin auch irgendwie alt, deshalb mag ich das. Man stelle sich vor, Saccharine Trust, Minutemen, Swell Maps und The Pop Group träfen sich für ein okkultes Ritual, um einen vergessenen Acid Rock-Dämon aus den 60ern zu beschwören, das Resultat einer unheiligen Vermählung von Psych- und Math-Rock. Klar steckt dessen Nase ein paar Millimeter weit im eigenen Arschloch, aber das gehört ja auch zum guten Ton in diesen Genres. Vermutlich habt ihr an diesem Punkt schon entschieden, ob ihr den Krempel liebt oder hasst. Ich persönlich finde das, was die Gruppe aus Philadelphia hier halluziniert ausgesprochen knorke! Das gehört einfach… legalisiert, sowas!
Es hat für die Band aus Sydney so etwa ein halbes Jahrzehnt dafür gebraucht aber tatsächlich gibt's hier nun ihre dritte EP zu beglupschen, in ihrem vollen Glanz und endlosen Spektakel. Ihre ureigene Fusion aus Noise Rock, Hard- und Postcore hält die nervöse Energie der Vorgänger aufrecht aber schraubt gleichwohl genug an den Parametern rum um spannend zu bleiben, zum Beispiel in Shame Bomb, worin sich ein von ihnen bislang ungehörter Sinn für Melancholie breit macht. Andererseits kommt man jetzt in Songs wie Level Skipper und Prick in the Franger wieder ziemlich nah an das Tempo und den Zerstörungslevel des Debüts heran nach der etwas zurückhaltenderen Safe Word-EP, während Tracks wie Night Shift Blues erneut all den Dreck und Schmodder des oldschooligen Amphetamine Reptile-mäßigen Geriffes mit zwei Fäusten voll unnachgiebiger Hardcore-Energie vereinen.
Ein dichtes, Noise-geladenes Post Punk-Spektakel entfaltet sich auf der Debüt-EP dieser Band aus Richmond, Virginia zu vier aufwändig konstruierten Songs, die jetzt schon einen voll ausgereiften und selbstsicheren Eindruck hinterlassen. Zeitweise hat das mal diesen gewissen Vibe von Straw Man Army, erweitert um subtile Spuren von Poison Ruïn. Andere Momente erinnern mich an einige der melancholischeren, Song-orientierten Post Punk-Acts des vergangenen Jahrzehnts wie frühe Estranged, Public Eye, Criminal Code, Bruised, VHS, Waste Man und sogar die Bollwerke Wymyns Prysyn und Institute/Mothers's Milk aus Atlanta taugen als Vergleiche.
Knowso aus Cleveland, Ohio gehören klar zu den eigenwilligsten und einprägsamsten Bands der vergangenen paar Jahre. Auch ihr neuester Langspieler zeigt sie in ausgesprochen starker Verfassung. Ihre Verschmelzung aus Post Punk, Noise- und Math Rock ist genau so verschroben und wunderlich wie auch tight, rigide und kantig, kombiniert eine scheinbar sehr methodisch-mathematische herangehensweise mit einem Ausmaß an Spaß und Catchyness, wie man es in diesem Genre-Umfeld eher nicht erwarten würde. Diese Band dreht nach wie vor so ziemlich ihr eigenes Ding, aber wenn Vergleiche unbedingt sein müssen, dann bieten sich unter anderem so Bands wie Brandy, Landowner und Big Bopper an, oder vielleicht auch Nag in ihren etwas zugänglicheren Momenten.
(…) so fokussiert wie schon lange nicht mehr (…) schrieb ich anlässlich ihres letzten Albums Smile Building's Exit. "Hold my beer…" sagt daraufhin die Band aus Tempe, Arizona und schüttelt eine weitere LP aus dem Ärmel, zur gleichen Zeit aufgenommen wie der Vorgänger und mit einem sogar nochmal etwas eingängigeren Gesamtvibe. Ihr patentierter Mix mit Elementen aus sowohl aktuellen wie auch altertümlichen Post Punk-Zaubertricks, oldschooligem Noise Rock und stark No Wave- und 80er The Fall-inspirierten Lärmexperimenten hat noch nie so hell gefunkelt, so catchy und rund geklungen wie auf dieser Platte.
Das Trio Luggage aus Chicago hat sich über die vergangenen acht Jahre als ein echtes Bollwerk bewiesen des unverfroren exzentrischen, dissonanten und sperrigen Noise Rock, Postcore und Math Rock, den sie typischerweise zu einem Kriechtempo herunter drosseln. Mit der Zeit sind sie nur noch kompromissloser geworden, eine Entwicklung die jetzt in ihrem neuesten unförmigen Klumpen von einer LP gipfelt - erneut ein Ausbruch von schwerverdaulichem Lärm, der stark in der Schuld von so Bands wie Slint, Tar und Shellac steht. Wenn ich einen aktuelleren Vergleich wählen müsste, wären wohl auch Behavior (insbesondere ihr spektakuläres zweites Album Bitter Bitter) eine taugliche Referenz.
Flat Worms gehören fraglos zu den zuverlässigsten Acts der letzten Jahre - man weiß im groben, was man zu erwarten hat aber auch dass es gut wird und jedes mal genug frische Ideen mitbringt, um spannend zu bleiben. Selbstredend kann die neueste LP auch nicht enttäuschen. Ihr ganz eigener Sound zwischen den Welten von Garage Punk, Noise Rock und Post Punk pulsiert so tight und energisch wie eh und je, kommt dabei vielleicht aber noch eine spur verspielter und abwechslungsreicher rüber als zuvor. In SSRT vermischen sich die markanten Grooves von Wire und Television zu einem subtil krautigen Konstrukt. Time Warp In Exile fühlt sich in etwa an wie eine Fusion von The Cowboy mit Spray Paint… ähnliches könnte man auch dem das Album abschließenden Titeltrack bescheinigen, aber der borgt sich definitiv auch ein paar Elemente vom Ruts-Klassiker It Was Cold.
Sorry folks, es gibt keinen kompletten Albumstream den ich einbetten kann, aber drüben bei Soundcloud gibt es das ganze Ding zu hören..
Aufregender Scheiß im Spannungsfeld zwischen Noise Rock, Postcore und Garage Punk auf der neuesten EP dieser Band aus Tokyo, die sich obendrein als ausgesprochen vielseitig und wandlungsfähig präsentiert. Proto-Being stürmt direkt los wie eine Mischung aus Multicult, Tar und Drive Like Jehu. Slug hat dann mehr einen melodischen Vibe, der an Bands wie Bitch Magnet, Polvo und Chavez erinnert. Evidence verströmt einen Acid-getränkten Proto Punk-Vibe als träfen z.B. MX-80 auf frühe The Men und einen Hauch von Wipers. Zu guter Letzt ist dann in Disconnect noch so eine gewisse Hot Snakes-meet-Nation Of Ulysses-Energie am Start.