Ein deutsches und ein österreichisches Qualitätslabel haben gemeinsam einen weiteren kurzen Knaller für anspruchsvolle Garagenkenner auf Lager, fabriziert von ein paar Wiener Figuren die es ziemlich gut raus haben, wie man synchron seine Instrumente zur richtigen Zeit, auf die richtige Art an den richtigen Stellen und in der passenden Intensität anfasst, woraufhin diese eine Geräuschtapete absondern, die meinen Ohren gut tut.
Damit hatte ich nicht gerechnet… Satte sieben Jahre nach seiner letzten EP reaktiviert Jason Hendardy aka Permanent Collection aus Oakland sein altes Musikprojekt und liefert ein tadelloses neues Album ab, das - trotz des etwas fatalistisch anmutenden Titels - eine gewisse Abkehr von der klanglichen Trübsal seiner Vorgänger darstellt. Der düstere Post Punk tritt deutlich in den Hintergrund und die melodischen Tendenzen zwischen Noise Pop und Shoegaze geraten ins Spotlight - eine durchweg spaßige Fahrt mit hohem Energielevel. Wenn du dir jemals gewünscht hast, Bands wie A Place To Bury Strangers oder Ceremony (VA) würden weniger Zeit mit abspacen verbringen und stattdessen direkt zur Sache kommen, dann ist das hier die Platte für dich.
Hier noch ein bisschen schnörkelloser, popoverdreschender, hüftschwingender, geradeausrockender Garage Punk von einer Bend aus Melbourne, deren Krawall ein bisschen wirkt wie eine Kreuzzüchtung aus Mini Skirt und frühen Teenanger, vielleicht noch ein bisschen Obits. Das Resultat bekommt dann eine akzeptabel geringe Menge an Oi! gefüttert, außerdem ein bisschen früh-80er US Westküstenpunk, vielleicht sogar ein paar Spurenelemente von Crass. Das ausgewachsene Biest könnte dann in etwa so klingen wie das, was Tony Dork hier veranstalten und ich finde das Ergebnis ist ganz prächtig ausgefallen.
Mal wieder ein echter Knüller aus dem Hause Digital Hotdogs. Einer von der verschrobenen Sorte, der seine flauschige Wärme unter einer kratzigen Oberfläche verbirgt. Klingt andersweltlich und doch sehr vertraut. Fast so wie man es von Veröffentlichungen dieses Labels erwartet. Über die Band an sich gibt es praktisch keine Infos. Es sind zwei gleichnamige Bands auf Bandcamp zu finden, aber ich glaube nicht dass es sich um eine davon handelt. Was wir hier zu hören bekommen ist eine massive Fülle an saumäßig eingängigen Songs, verpackt in gleichermaßen verträumte und kraftvolle Klangwelten irgendwo zwischen Post Punk, Noise Pop, Shoegaze und 90er Indie Rock, der Erinnerungen an die frühen LoFi-Abenteuer von Bands wie Eric's Trip, Guided By Voices und Flying Saucer Attack wachruft… vielleicht auch noch ein bisschen Sebadoh. Oder aber man schlägt die Kurve zu jüngeren Bands á la The Molds, Treehouse, Pardoner, Rat Columns oder Teardrop Factory. Egal von welcher Seite du es betrachtest: Du hast ausgezeichneten Geschmack und bist wie gemacht für diese Platte.
Ich hab es schon mindestens zwei mal verpeilt, diese geniale Band aus Ottawa, Kanada zu erwähnen - wobei ihr sie vielleicht immerhin schon mal auf einer der bisherigen Verspannungskassetten gehört habt. Wie dem auch sei, falls ihr bisher noch keine Bekanntschaft mit dem chemisch instabilen Garagen-/Hardcore-/KBD-Feuerwerk der Liquid Assets gemacht habt, ist das hier eure nächste Chance. Dieses Tape aus der zuverlässigen malaysischen Punkfestung Pissed Off! Recs enthält alle Songs ihres Demotapes und einer 7" aus dem letzten Jahr - in überwiegend neu aufgenommenen Darbietungen von massiv erhöhter Sprengkraft.
Durchweg spaßige Angelegenheit, diese Split LP auf Big Neck Records. Die Blood Bags aus Auckland, Neuseeland verstehen es einwandfrei, einen köstlich im roten Bereich angesiedelten Krawall zwischen Garage-, Fuzz- und Stoner Punk loszutreten, der möglicherweise Assoziationen zu The Cowboy oder frühen The Men hervorruft. Komplettiert wird der Genuss durch einen gewissen Stooges-Faktor, der einen kräftigen, Funhouse-mäßigen Vorschub gewährleistet. Brain Bags aus Salt Lake City liefern daraufhin einen Sound ab, der sich irgendwie schon stark verwandt dazu anfühlt, in der Wahl seiner musikalischen Einflüsse aber ein deutlich weiteres Spektrum bearbeitet. Los geht's mit einem Vibe so á la Cramps-meet-Scratch Acid. Im weiteren Verlauf schält sich dann ein Klangerlebnis heraus, das sich bestimmt die eine oder andere Scheibe beim Proto-Noiserock-Komplex der 80er Jahre abgeschnitten hat, unter anderem bei No Trend, Flipper und Live Skull.
Aus der kleinen New Yorker Krachmanufaktur, die uns unter anderem bereits den kräftigen und schlauen Hard-/Postcore von Kaleidoscope beschert hat, bekommen wir hier eine weitere Naturgewalt zur Verarbeitung vorgesetzt. Das Debütalbum von Tower 7 hat ohne Frage eine gewisse Ähnlichkeit zu den bereits erwähnten Kaleidoscope, gleichzeitig kommen ihre Schallattacken aber noch eine Spur unnachgiebiger daher - nicht zuletzt weil man sich anders als letztere auch recht großzügig bei Vorbildern der britischen Crust-Frühgeschichte bedient. Fraglos sind ihre bevorzugten Werkzeuge etwas stumpfer, aber gleichermaßen effektiv.
Glen Schenau, manchen sicher bekannt als der Frontmann der Kultband Kitchen's Floor aus Brisbane, hat solo bisher zwei EPs von eher Richtung Avantgarde schielendem Art Rock veröffentlicht, der schon alleine aufgrund seiner allgemeinen Schrägheit überzeugte - durchzogen von dissonant-hyperaktiver Schrammelei, wie eine funky kaputte Alternativrealitäts-Variante von The Wedding Present und endgültig über die Klippe geschoben von sehr nach Töpfen, Pfannen und Plastikeimern klingender Percussion. Letzteres weicht auf seiner neuesten 7" einem herkömmlichen Drumkit und vollem Bandsound, der insgesamt in eine geringfügig weniger experimentelle, deutlich grefbare Form an den Tellerrändern von Post Punk, Noise Rock und 90er Indierock morpht, ohne dass dabei die Verspieltheit und kreative Energie der Vorgänger auf der Strecke bliebe. Melkbelly trifft auf Live Skull? Nee, das trifft diesen Nagel nicht so ganz den Kopf… aber auch keineswegs komplett daneben.
Auf einer Debüt-EP, an der es absolut nichts auszusetzen gibt, verschießt ein Duo aus Philadelphia vier treffsichere Ladungen aus schlau arrangiertem, vielseitigem Lärm irgendwo im Umfeld von Postcore, Noise Rock- und Post Punk, liefert dabei Assoziationen an das Schaffen diverser Bands á la Dasher, Cutie, Donors, Little Ugly Girls, Hit Bargain, Street Eaters oder Xetas.
Auf der aktuellen 7" der Londoner Band macht ihr Sound einen etwas unerwarteten Schlenker in Richtung des skandinavischen Post Punk der frühen 2010er, ziemlich genau in der Mitte zwischen der kompromisslosen frühen kopenhagener Schule (Lower, Iceage, Echo People, etc.) und deutlich zugänglicheren Acts wie Holograms oder RA. Oder die Australier Low Life wären vielleicht auch ein halbwegs zutreffender Vergleich. Die B-Seite hingegen verpasst The Cure's Grinding Halt einen geringfügig New Order-mäßigen Vibe, was ebenfalls ganz vortrefflich funktioniert.