Auch das dritte Album von Uranium Club ist erwartungsgemäß all Knüller no Füller. Ich glaub es wäre übertrieben, angesichts der groben Masse an sauguten, jungen wie auch älteren aktiven Garagenbands eine davon als die beste zu küren, aber es läst sich kaum bestreiten dass Uranium Club die letzten vier Jahre lang sowas von in der Zone sind, mit einem bereits voll ausgereiften Sound erstmals an die Öffentlichkeit traten und seitdem scheinbar einfach nichts falsch machen können. In ihrer speziellen Nische aus borderline-virtuos dargebotenem, schlau arrangiertem und fies abgroovendem Garagepunk mit einem Hauch von Artpunk macht ihnen derzeit niemand was vor.
Ansonsten herrscht hier überwegend business as usual - die Rezeptur wurde wieder inkrementell verfeinert und ein paar kleinere Experimente wie etwa die schrägen Samples im Opener sind neu. Die auffälligste Veränderung betrifft aber die Lyrics. Die sind zwar immer noch weitgehend von absurdem bis schwarzem Humor durchzogen, können aber neuerdings auch einfach mal vollkommen ironiefrei tiefschwarz und resigniert rüberkommen. So klingt es, wenn Humor als Bewältigungsstrategie nicht mehr greift und das Lachen zeitweilig im Halse stecken bleibt. Willkommen im Club.
Astreiner Garagenstoff auf aus Vancouver der sich durch starke Songfundamente auszeichnet und von einer tiefen Melancholie durchsetzt ist. Außerdem mit an Bord: reichlich Surf-Twang, psychedelische Fuzz- und Feedbackorgien. In dieser Kombi erinnert das etwas an die letzte Apache Dropout LP, an etwas poppigere Crystal Stilts oder eine deutlich lautere Variante von The Fresh & Onlys.
Das Szenebollwerk Sorry State Records aus Raleigh, North Carolina macht einen auf Flex Your Head und haut eine ambitionierte Compilation in Form einer Doppel-LP raus, die in satten 49 Songs von 19 Bands als Momentaufnahme der örtlichen Punkszene verstanden werden will. Wenn auch tendenziell das räudig oldschoolige Hardcoregedöns in mal mehr, mal weniger origineller Daseinsform dominiert, kann man sich kaum über mangelnde Vielfalt beklagen - American Idylls klingt wie ein Rundumschlag von so ziemlich vielem, was auch dieses Blog antreibt, und das auf überwiegend sehr starkem bis grandiosem Niveau. Einige Bands, die hier schon mal vorgekommen sind und andere, die ich besser mal im Auge behalte. Keine Zweitverwertung, sondern zu 100% exklusives Material wurde hier verbraten. Vielleicht die essenzielle Punkcompilation in diesem Jahr.
Exzellenter Stoff einer Band aus Monterrey, Mexico, der über das Washingtoner Label Ressurection Records den Weg hierher gefunden hat. Ein garagiger Sound bildet hier die Basis, auf der sich ein farbenfrohes Spektakel entfaltet als wären etwa die Red Dons mit ihrem Hang zur großen Hymne zusammen mit dem allgemeinen Vibe von Apache Dropout in einem Meer aus 60s Psychedelia und Surfrock eingetaucht. Die B-Seite bekommt dann noch einen leichten Post Punk-Schliff á la Ex-Cult verpasst und der no-wavige Saxofoneinsatz transportiert den Song in unerwartet abgehobene Sphären.
Ich dachte eigentlich, Vol. 1 hier schon mal gepostet zu haben, aber das hab ich seinerzeit wohl irgendwie verplempert. Jedenfalls erweist sich auch die zweite EP des australischen Garagenprojekts als eine unwiderstehliche Spaßkanone, an der u.a. Freunde von Erik Nervous, UV Race oder früheren Useless Eaters sicher nicht vorbei kommen. Wer das ganze auf Vinyl bevorzugt, sollte übrigens noch bis zum Monatsende abwarten. Dann erscheinen nämlich Vol. 1&2 zusammen auf einer LP aus dem guten Hause Erste Theke Tonträger.
Melodisch-melancholisches Punkgedöns aus Stockholm, das stark in eine altbekannte, von Bands wie Marked Men, Radioactivity und Red Dons etablierte Kerbe schlägt, seine Sache dabei aber auch mit tadelloser Kompetenz durchzieht.
Kaum zu überhören, dass bei dieser Band drei Viertel von Tarantüla am Werk sind, denn die klanglichen Unterschiede zu denen sind eher marginal. Vielleicht tritt der Post Punk-Faktor etwas in den Hintergrund, der Hang zu prähistorischem Metal-Riffing wird ein bisschen schamloser ausgelebt. Ansonsten gilt: Was nicht kaputt ist, muss auch nicht gefixt werden. Nach wie vor ein Heidenspaß.
Eine Band aus Nottingham liefert auf diesem Kurzspieler zwei ultra-stumpfe Jams zwischen Noise Rock und Sludge Punk ab. Ein Sound der eher quetscht als drückt, eine durchaus effektive Strategie.
Ultrafies groovender Dance-/Postpunk aus Vancouver mit starker New Wave- und Disco/NotDisco-Geruchsnote. Erfreulicher Weise klaut die Platte nicht ausschließlich bei den üblichen Verdächtigen Gang Of Four sondern weckt in meinem Kopf eher Assoziationen zu den etwas unterbewerteten Briten Transmitters. Erfährt man nun noch, dass hier Mitglieder von Crack Cloud am Werk sind, passt das alles wieder wie Arsch auf Eimer. Ganz besonders angetan bin ich vom Track Suspicion, der in etwa so klingt als hätten Television eine Discosingle aufgenommen.
Die Postpunker Stickers aus Seattle verbreiten auf ihrer neuesten EP mal wieder ausnahmslos giftige Vibes. Aktuell könnte man auf die Idee kommen, dass sie seit dem letzten Album vermehrt Spray Paint sowie alten No Wave gehört haben. Das resultiert in einem stark erhöhten Noise-Faktor und einem Klangkostüm, das auch etwas an vergangene Platten von Pill erinnert.