Yay! Drei neue Minuten gepflegte Schrottästhetik vom Synthpunk-Projekt aus Orlando, Florida. Wem die letzte EP schon etwas zu behämmert klang, der wird diese hier erst richtig hassen. Die drei Songs senken nachweislich den IQ des Hörers. Das gute dabei: Einem geschädigten Denkvermögen ist das scheißegal.
Ganz schönen Wind macht die Formation aus Stockholm auf ihrem ersten Langspieler. Der Sound ist irgendwo an den Tellerrändern von Hardcore und Post Punk zu verorten, bringt aber ebenso den Vibe der aktuellen Dark-/Death Punk-Welle mit. Das klingt geringfügig verwandt mit Acrylics, Dauðyflin, Tarantula, The Bug oder den derberen Momenten von Criminal Code. Jede Menge schlechte Laune also. Und schlechte Laune kann man in diesen Tagen ja nie genug haben.
Ein neuer Kurzspieler der Garagepunks aus Melbourne kommt diesmal aus dem guten britischen Hause Drunken Sailor Records zu uns. Darauf wirkt ihr Sound etwas entschlossener als auf ihrem guten, aber leicht orientierungslos wirkendem letzten Album; die groben Koordinaten stimmen aber nach wie vor: Freunde von Uranium Club, Proto Idiot, Sauna Youth und Ausmuteants werden daran einigen Gefallen finden.
Missing Pages sind eine aktuelle Band um Stephen Svacina, der den meisten von euch ja sicher schon mal als Teil von Jonly Bonly und Mind Spiders untergekommen ist. Nach letztgenannter Band klingt ihr kräftiger Mix aus melodischem Punkgedöns, klassischem Indie Rock und Power Pop dann auch ein bisschen, natürlich aber auch nach den anderen zwei Teilen der texanischen Garagen-/Powerpop-Dreieinigkeit, Radioactivity und Marked Men. Außerdem etwas nach Milked, Xetas und Bad Sports. Geht klar!
Der Post- und Synthpunk auf dem ersten Tape von Public Interest aus Oakland gibt sich ziemlich variabel, lässt z.B. mal den kalten Synthwave raushängen, klingt ein anderes mal nach einer elektrifizierten Variante von Diät und nach Useless Eaters im spacigen Abgroovemodus. Oder wie etwa Ausmuteants und Puff vermutlich klingen würden, wenn beide Bands mal irgend etwas mal ernst nähmen.
Nachdem Drool aus Chicago in den letzten zwei bis drei Jahren mit ein paar EPs schon ordentlich Appetit gemacht haben, gibt's jetzt den ersten Hauptgang auf die Ohren. Nach wie vor haben wir es mit verwinkeltem Post Punk der Sorte Rank Xerox, Marbled Eye, Labor oder Kommissars zu tun, der sich recht strikt an die etablierten Genremuster hält, seine Sache dabei aber auch durchweg kompetent ausführt. Das meiste Wachstum gegenüber den EPs zeigen sie aber immer in den Momenten, wenn sie sich ein bisschen Melodie trauen. Diese Augenblicke sind der Faktor, mit dem sie sich etwas von guten Genrestandard absetzen können und wenn das die Richtung ist in die es jetzt gehen soll, dann darf man echt gespannt sein auf die nachfolgenden Releases.
Geht sofort ins Blut, die Debüt-EP einer Pariser Band, deren Mitglieder sonst in den Besetzungen von Bootchy Temple und Joujou Jaguar anzutreffen sind. Makellosen Powerpop gibt's darauf zu hören irgendwo zwischen 80er/90er Sarah Records Sound und dem neuseeländischen Flying Nun-Umfeld, der auch aktuell ganz gut mit Bands wie Scupper, Persian Leaps oder Lovebirds zusammen passt.
Noise Rock und Sludge Punk aus Denton, Texas. Klar ist das nichts neues unter der Sonne und einige werden sicher schon mit den Augen rollen wenn ich erwähne, dass die ein bisschen nach der allseits beliebten Oldies-Kapelle Jesus Lizard klingen. Also hier: Die klingen etwas nach Jesus Lizard. Siehste? Schon sind 'se am rollen. Vereinzelt spülen auch die ebenso unvermeidlichen, frühen Shellac an die Oberfläche oder ein Hauch von Slug. Aber ziemlich gut ist das eben auch, bringt beachtlichen Wumms und eine angenehm räudig-rustikale Kante mit.
Erfreuliche Geräusche gibt's aus der Synthpunk-Ecke zu vermelden. Mal wieder aus Australien, war ja klar. Aber diesmal klingt das so gar nicht nach dem heimischen Ausmuteants-Umfeld, sondern eher nach der verschrobenen LoFi-Ästhetik von US-Bands á la Wonder Bread, Channel 83 oder C57BL/6. Ist gekauft.
Garage Punk mit deutschen Lyrics ist aus irgendeinem Grund ja eine ziemlich rare Angelegenheit und genau das macht diese Debüt-EP einer Band irgendwo aus Niedersachsen zu einer erfrischenden Anomalie. Musikalisch hält sich das am psychedelisch-spacerockigen Rand des Genrespektrums auf, erinnert mit seinen massiven Reverb- und Feedbackorgien z.B. an Destruction Unit oder die an dieser Stelle neulich zu bewundernden Australier Wash, aber auch große Teile der kalifornischen Dwyer-Connection sind als Vergleich nicht ganz fehl am Platz. Zudem weckt ein leicht postpunkiger Unterton in Verbindung mit den minimal aber deutlich gehaltenen Texten Assoziationen zum Stuttgarter Unbehagen. Sauber!