Nachdem die Noisecombo aus Louiseville, Kentucky vor ein paar Jahren mit ihrem Debütalbum UFO Rot bereits einen starken ersten Eindruck hinterlassen hat, hab ich die Band erstmal etwas aus den Augen verloren bis eine Split 7" mit den Italienern Brutal Birthday wieder meine Aufmerksamkeit geweckt hat. In der Zwischenzeit hat ihr Sound aus Noise Rock, Sludge Punk, Postcore und einer rauen Garagenkante ganz schön an Wucht und Bestimmtheit dazugewonnen und erinnert mich mal an eine zugänglichere Variante von Nearly Dead, verquickt mit jeder Menge alter Hot Snakes, ein paar subtilen Sonic Youth-Momenten, der Dissonanz von Spray Paint und dem kompromisslosen Druck von Metz. Bin überzeugt.
Was muss ich dazu denn noch groß erzählen? Eine neue Cassingle mit zwei mal neuem Kraftfutter der Hammerköpfe! Also dreht ordentlich auf und schaut den eigenen Extremitäten dabei zu, wie sie in nervöses Zucken ausbrechen.
Der Name dieser Band aus San Francisco hat möglicherweise aus reinem Zufall die gleichen Vokale wie Fugazi, aber das würde mich wundern. Klingt ihr Postcore doch etwas wie ein Querschnitt durch den Dischord-Katalog - vom derben Hardcore der Gründungszeit bis zu den komplexeren Sounds der darauf folgenden zwei Jahrzehnte. Dazu kommen noch ein paar Tropfen Bad Brains - wiederum aus beiden Phasen, in denen die noch gut waren - und ein bisschen Garagenknarz. Überhaupt unterscheidet sich die EP von den meisten aktuellen Veröffentlichungen des Genres durch eine rohe, ungestüme Energie, wo andere Bands eher Disziplin walten lassen. Erfrischend finde ich das.
Eine verdammt notwendige Compilation von Shawn Foree und seinem großartigen Synthpunk-Projekt Digital Leather ist seit kurzem vom Düsseldorfer Label Stencil Trash Records zu bekommen. Forees Musik sauge ich mir seit anderthalb Jahrzehnten mit dem Strohhalm rein und hab immer noch nicht genug davon. Da kommt es gelegen, dass FEEET überwiegend die obskureren Ecken seiner umfangreichen Diskografie plündert. Die meisten dieser Songs sind irgendwann mal auf diversen Tapes erschienen und viele sind nun erstmals Digital und auf Vinyl zu bekommen. Nur ein Teil davon war mir bislang geläufig und einige derjenigen, die ich schon kenne hätte ich gerne mal in digitaler oder physischer Form gehabt. Einen Track hier kennt nicht mal Discogs.
Das ganze klingt keineswegs nach Krümeln vom Tisch, sondern ergibt in der Summe ein sehr starkes und homogenes Album. Wer also einen guten Einstieg in die gleichzeitig so quirlige wie auch zappendustere Welt von Digital Leather sucht wird hier fündig. Außerdem Pflichtprogramm für diejenigen, die zwar mit Forees Werk vertraut sind, aber nicht schon seit 15 Jahren auf obskuren Labels erschienene Kassetten aus den Staaten importieren. Und auf wen keines der beiden Kriterien zutrifft, der sollte hier hier dennoch zugreifen, weil das Teil einfach eine von Anfang bis Ende brilliante Platte ist.
Blooming Season kommen aus Montreal, spielen aber im Kontrast dazu eine Mischung aus Postcore - der eher nach Washington und Chicago klingt - und Post Punk der tendenziell recht zugänglichen, aber keineswegs zahmen Sorte, dem ich mal eine gewisse Nähe zur aktuellen britischen Szene unterstellen würde. Im Titelsong der EP wird darüber hinaus ein Drama in Cinemascope ausgerollt, das an Protomartyr oder Bambara erinnert. Überhaupt ist das eine abwechslungsreiche und dabei nahezu makellose Viertelstunde, in der kein Song wie der andere Klingt.
Das ist schon die dritte Platte an einem Stück heute, deren Songtexte in einer mir unverständlichen Sprache gesungen, gebrüllt oder gekotzt werden. Das ist reiner Zufall, echt jetzt. Jedenfalls kommen Laxity aus Krakau und treffen absolut meinen Nerv mit einem Sound aus Post Punk, ganz viel Noise, No-Waviger Dissonanz und vereinzelt etwas Hardcore. Wen Bands wie Soupcans, Vulture Shit, Gumming oder Strange Attractor nicht abschrecken, der ist sicher auch bei dieser Band ganz richtig am Platze. Aber auch wer sich für eine extra-krude Variante von Spray Paint erwärmen kann, wird hier seine Momente finden.
Hab ich anlässlich des letzten Demos der Band aus Alicante, Spanien noch den Neo Neos-Vergleich bemüht, kommt das auf Demo Nummer drei nicht mehr so recht hin. Neben etwas weniger schrottigen, aber immer noch angenehm scheppernden Produktionswerten zeigen drei neuen Songs eine Hinwendung zu einem melodischeren Unterbau, der ihnen ebenfalls ganz ausgezeichnet steht.
Svart Katt aus Stockholm und ihr leicht garagig angehauchter, melancholischer Punkrock machten in jüngerer Vergangenheit ja schon mit einer EP und einem Album auf sich aufmerksam, die beide schon mehr als nur beachtlich waren. Mit ihrem neuesten Kurzspieler hat die Band meines Erachtens aber ihr bisheriges Glanzstück geschaffen. Könnte man das bisherige Songmaterial besonders auf Albumlänge noch als etwas eintönig und simpel gestrickt bezeichnen, machen die neuen Songs einen gereiften, sorgfältig ausbalancierten Eindruck und bestätigen mein Bild von ihnen als eine Art schwedische Radioactivity, zu denen sie auch qualitativ zunehmend aufschließen.
Der verlängerte Synthpunk-Arm von Raymond Schmidt (u.a. S.B.F., Race Car) hat seine zweite EP bei Digital Regress draußen und erweist sich - wie eigentlich alles woran er sich beteiligt - erneut als hochpotente Spaßkanone.
Fluung aus Seattle liefern auf ihrem ersten Langspieler einen ausgesprochen angenehmen Flashback zu der goldenen Ära des amerikanischen Indie Rock, angereichert um ein wenig Shoegaze und vereinzelt mal etwas folkiges Geschrammel. In dieser speziellen Kombination erinnert mich das z.B. an Built To Spill, Swervedriver oder Archers Of Loaf. Und an aktuelle Bands wie Ovlov, Washer oder Tape/Off. Die durchweg starken Songs dieser Platte müssen sich dabei hinter keiner der genannten Bands verstecken.