Herrlich schnörkelloser und wahnsinnig infektiöser (Garagen-)Punk aus New York. Mit gelegentlichen Post-Einsprengseln. Oder etwas doomig á la Destruction Unit darf's auch mal sein. Pixies-artige Surfeinlagen sind auch mit an Bord, melodische Hymnen die auch den Replacements oder Jesus and Mary Chain gut zu Gesicht gestanden hätten, und überhaupt alles mögliche was derartigem Krach jemals einen guten Namen eingebracht hat.
Dieses Duo aus dem verschlafenen Örtchen Drexel Hill im Bundesstaat Pennsylvania lärmt schon seit bald fünfzehn Jahren eher unbemerkt vor sich hin, aber jetzt kommt ihnen hoffentlich etwas wohlverdiente Aufmerksamkeit entgegen, anlässlich der Wiederveröffentlichung ihres 2012er Albums Comfortable, als Tape oder Download auf dem großartigen Label Fleeting Youth Records, von dem es hier auch schon einiges zu bestaunen gab. Die beiden spielen eine angegrungte Form von Alternative-/Indie Rock, die zwar so klingt als wäre die Zeit irgendwann um 1994 stehengeblieben, aber ich kann sie jetzt nicht auf irgendetwas spezielles festnageln. Klar schielen hier und da mal Dinosaur Jr oder Sebadoh um die Ecke, aber das hier klingt eher so als ob zwei Musiker die Einflüsse jener Zeit wie ein Schwamm aufgesogen und eine sehr lange Zeit auf sich wirken lassen haben, um dann aus den durchaus bekannten Versatzstücken doch etwas ganz eigenes zu bauen. Die Produktion ist allerdings ziemlich schäbig und nix für Klangpuristen.
Ebenfalls vor kurzem erschien ihr letztes Album Then, das stellenweise etwas ruhigere, verträumtere Töne anschlägt. Nicht weniger hörenswert.
Eine angenehme Überraschung gab es diese Woche beim The Men-Konzert in Köln, als Pale Angels unangekündigt den Abend eröffneten. Keine leichte Aufgabe, für diese Band den Support zu spielen ohne anschließend vor Scham im Boden zu versinken, aber die aus einem Engländer und zwei Amis zusammengeraufte Band lieferte eine halbe Stunde noisige, abgefuzzte Punkexplosionen ab, die zu begeistern wussten und mühelos auf den Energielevel des restlichen Abends einstimmten.
Das von Ben Greenberg (ratet mal von welcher Band…) produzierte, letztes Jahr erschienene Album Primal Play schafft es, diese ungestüme Liveenergie überzeugend einzufangen und die Songs funktionieren auch auf Konserve tadellos. Das klingt in etwa so, als ob der dreckige aber melodische Indierock der frühen oder prä-Grunge Ära mit dem Noiserock und Poppunk der frühen Neunziger verschmilzt. Wer melodischen Krachattacken á la Cloud Nothings etwas abgewinnen kann und die Zeiten vermisst, in denen man "Indie Rock" noch nicht in ironische Anführungszeichen setzen musste, wird mit dieser Platte sicher auf seine Kosten kommen.
Zur Abwechslung mal nix neues, sondern eine sehr willkommene Wiederveröffentlichung der schrulligen Retrorocker aus Tucson, Arozona. Sie haben ihr allererstes Album von '98 noch mal von den originalen Vierspur-Tapes gekratzt und und machen es jetzt - zu einem unverschämt günstigen Kurs - wahlweise in einem neu angefertigten Mono- oder Stereomix auf Bandcamp verfügbar. Fans können jetzt die Lücke in der Diskografie stopfen, und wer mit der Musik dieser liebenswerten, maßgeblich von der British Invasion der Mittsechziger beeinflussten Band bisher noch nicht vertraut war, hat jetzt auch die Gelegenheit, das nachzuholen.
Ein kleines Update von den schrammeligen Dream-/Powerpoppern aus Los Angeles, deren erste 7" Teenage Clothes ich vor einem halben Jahr bestimmt auch schon gepostet hätte, wenn's dieses Blog da schon gegeben hätte.
Ok, das ist es also. Das zweite Album der Noiserocker aus Seattle, deren Erstling ich hier zuletzt ja schon mal im Programm hatte. Und was hat sich groß verändert? Nun, ich würde sagen, dass der auf dem Debüt noch eher latente Dischord-Einschlag hier viel stärker zur Geltung kommt; der Postcore tritt diesmal deutlich in den Vordergrund gegenüber den nach wie vor vorhandenen Noise- und Math-Einflüssen. Und sie gehen um einiges fokussierter vor, bündeln die Energie effektiver und treffen dann genau im richtigen Moment mit voller Wucht. Die schlichte aber druckvolle Produktion fängt diese neu gewonnene Dynamik hervorragend ein. Erinnert mich häufig an eine etwas brachialere Version von Q and not U. Insgesamt klingt die Platte deutlich selbstbewuster, auf den ersten Blick vielleicht auch etwas Konventioneller, gleichzeitig jedoch nicht weniger verspielt als ihr Vorgänger. Nur halt etwas aufgeräumter.
Die genauere Herkunft dieses Trios lässt sich anhand der vorhandenen Informationen leider nicht feststellen, auf jeden Fall flatterte mir diese schöne EP der Italiener letzte Woche per email herein. Die ersten zwei Songs sind leicht angepsychter Retrorock der langsam groovenden Sorte. Erinnert mich etwas an im Tempo gedrosselte Saints oder Dead Moon, gepaart mit der Melancholie der Meat Puppets oder späteren The Gun Club, vielleicht. Oder die frühen Platten von Rob Youngers Post-Birdman-Band New Christs könnte man auch als Vergleich heranziehen. Der dritte Track ist dann ein nicht weniger gekonnter, ausufernder Stoner-Jam.
Girl Tears aus Los Angeles fackeln nicht lange rum, keiner der 12 Songs auf der EP dauert länger als eine Minute. Und mehr braucht guter Punkrock - in diesem Fall von der Garagen-beeinflussten Sorte mit leichtem Wipers-Einschlag - auch nicht um zu funktionieren. Warum sollte man denn noch dreimal den Refrain wiederholen, wenn man in der Zeit stattdessen noch zwei andere Songs spielen kann? Gut gedacht.
Hier ist das schön schrottig von Charles Mootheart (Fuzz/Ty Segall Band) produzierte Debüt-Tape der Band aus San Francisco. Trotz dieser einschlägigen Connection hat das hier höchstens sehr entfernt mit Garagen-/Psych-Krempel zu tun. Stattdessen kriegen wir abartig schönen Noisepunk vorgekotzt, der nicht weit von frühen Milk Music oder California X entfernt klingt. Allerdings gehen Generation Loss hier um einiges Primitiver und Dreckiger zu Werke, genau so wie ich's am liebsten mag.
Und wieder eine sehr hörenswerte Einreichung, diesmal von einer Band die vermutlich aus dem kanadischen Greater Sudbury kommt, wenn mich die eher diffuse Informationslage nicht auf's Glatteis geführt hat. Ihre Debüt-EP klingt stellenweise nach einer Kreuzung von melodischen Indierockern á la Shark? oder frühen Surfer Blood mit den treibenden Rockattacken von The Men's "Open Your Heart". In anderen Momenten erinnert's mich an McLusky oder die alten Noise-Prototypen von Flipper. Spaßige Sache das, auch wenn sie sich dabei das eine oder andere Riff von besagten Bands ausborgen.