Die Musikresteverschicklichkeit (Die Wirklichkeit - Alles Nur Psyche)

die wirklichkeit
Auch 'n gu­ter Stunt: Ein­fach mal dei­ne Freun­de wei­ter­emp­feh­len. Bei ge­nau ei­ner Re­ak­ti­on auf die Ak­ti­on vor gut ei­ner Wo­che fiel die Aus­wahl na­tür­lich eher leicht. Und da ju­belt mir doch tat­säch­lich so'n Typ mit of­fen­sicht­li­chen Con­nec­tions zu ei­nem mit­tel­be­kann­ten On­line­ma­ga­zin und räum­li­chen Con­nec­tions zu So­lin­gen die ers­te Ver­öf­fent­li­chung der dort an­säs­si­gen Post­pun­ker Die Wirk­lich­keit un­ter. Re­spekt vor so viel lo­ka­lem Sze­ne­sup­port… oder spielt der Scherz­keks gu­te Mann da et­wa auch selbst mit? ;-)
Das ist wohl­be­merkt nicht das ers­te mal, dass je­mand mir die­se Band na­he legt. War­um mein Des­in­ter­es­se bis­her? Nun ja, wo ge­ho­belt wird fal­len halt Spä­ne, und wenn man sich all­wö­chent­lich durch hun­der­te von größ­ten­teils über­flüs­si­gen Re­leases schnell durch­wühlt, über­sieht man halt auch das ei­ne oder an­de­re Ju­wel.
Im Fal­le von Die Wirk­lich­keit lag das wohl an mei­ner vor­schnel­len As­so­zia­ti­on mit der mo­men­tan so ge­hyp­ten Wel­le deut­scher Post­punk­bands á la Mes­ser oder Die Ner­ven, wel­che ich kei­nes­wegs schlecht fin­de, aber auch nicht den Me­di­en­wir­bel wert; ab­ge­se­hen vom Al­lein­stel­lungs­merk­mal (na­ja…) nicht ganz dum­mer deut­scher Tex­te hal­te ich je­ne le­dig­lich für ganz or­dent­li­chen Gen­re­durch­schnitt.
Aber jetzt kann ich mich na­tür­lich nicht mehr da raus­re­den, mir end­lich mal Zeit für die Plat­te zu neh­men. Und Über­ra­schung: Ich kann ihr so ei­ni­ges ab­ge­win­nen. Die Ver­glei­che zu be­sag­ten Bands hin­ken doch ge­wal­tig, Al­les nur Psy­che ist weit ent­fernt von 08/15-Gen­re­kost. Der Pool aus dem sie zu schöp­fen schei­nen geht näm­lich bei wei­ten über die üb­li­chen Ver­däch­ti­gen des Post­punk­ka­nons hin­aus und er­streckt sich un­ter an­de­rem auch in Rich­tung al­ter In­die­schramm­ler von Pa­ve­ment über So­nic Youth bis hin zu The Fall. Und die ab­wech­selnd mal eher kryp­tisch ver­schwur­bel­ten, mal ge­ra­de­zu schmerz­haft über­deut­li­chen Tex­te ma­chen sie zu so­was wie den Blum­feld des deut­schen Post­punks, de­ren Früh­pha­se sie auch Mu­si­ka­lisch nicht ganz fern ste­hen. Die sind dann aber auch der ein­zi­ge Kri­tik­punkt, der hier und da mei­ne Be­geis­te­rung et­was bremst. An ei­ni­gen Stel­len bräuch­ten Ly­rics und Ge­sang ein­fach noch et­was Fein­schliff.
Nichts des­to trotz, ein aus­ge­zeich­ne­tes De­büt, mei­len­weit über "Nicht schlecht für ei­ne deut­sche Band", das un­glaub­lich Lust auf zu­künf­ti­ge Schand­ta­ten macht.


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Gluebag - Welcome To The Planet, Mother Fucker /​ Confused

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Über die Wie­der­ver­öf­fent­li­chung des ur­alten Tapes Wel­co­me To The Pla­net, Mo­ther Fu­cker auf dem aus­tra­li­schen La­bel Space Ri­tu­al bin ich auch auf's ak­tu­el­le Al­bum der Band aus Mas­sa­chus­sets ge­sto­ßen. Be­sag­tes Tape ist an­ge­nehm un­ge­schlif­fe­ner (man­cher wür­de sa­gen: dil­le­tan­ti­scher) Ga­ra­gen­punk, der die rau­he En­er­gie von Dead Moon, Stoo­ges oder auch mal Wi­pers chan­nelt. Die gran­di­os-schlecht da­hin­ge­rotz­te Ver­si­on von Jum­ping Jack Flash ist dann noch noch mal ein ganz ei­ge­ner Schock.
Auf dem neue­ren Al­bum Con­fu­sed hat sich die ge­ne­rel­le Marsch­rich­tung nicht all­zu stark ver­än­dert. Die Pro­duk­ti­on im­mer noch an­ge­nehm schrot­tig, spie­len sie jetzt viel­leicht et­was un­fall­frei­er, ver­wei­gern sich aber an­sons­ten jeg­li­chem Fort­schritt. Groß­ar­tig!



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Cadaver Em Transe - Cadaver Em Transe

cadaver em transe

Stock­düs­te­ren, kom­pro­miss­lo­sen Post­punk-Kra­wall ge­ben Ca­da­ver Em Tran­se aus São Pau­lo von sich. Das gan­ze kommt sehr old­schoo­lig rü­ber, mit star­kem Ver­dacht auf Hard­core-Wur­zeln und Goth-Af­fi­ni­tät. Ge­le­gent­lich ver­su­chen sie sich auch mal an char­mant ka­put­tem Eng­lisch. Das er­in­nert ab und an mal an Cri­mi­nal Code oder die Bri­ten Au­to­bahn, ist aber ei­gen­stän­dig ge­nug um nicht im ak­tu­el­len Über­an­ge­bot an gen­re­ver­wand­ten Bands un­ter­zu­ge­hen. Und nix mit Ko­pen­ha­gen-Na­me­drop­ping dies­mal.


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Bicycle Day - I Had A Place To Be

bicycle day

Bicy­cle Day aus Ber­ke­ley spie­len ex­tra simp­len, leicht psy­che­de­li­schen Ga­ra­gen­rock frei von über­flüs­si­gem Scheiß, da­für mit ho­hem Twang-Fak­tor und ein biss­chen Surf­brett­fee­ling. Braucht man kei­nen Schul­ab­schluss, das zu ver­ste­hen.


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These Estates - The Dignity Of Man

these estates

Ir­gend­wo im ka­na­di­schen nir­gend­wo (Re­gi­na muss wohl so­was wie das Bie­le­feld Ka­na­das sein) ha­ben The­se Es­tates ih­re Zeit­ma­schi­ne ste­hen und wann im­mer sie ih­re Klamp­fen ein­stöp­seln, wirft sie das Ding zu­rück ins Jahr 1993, so plus­mi­nus zwei Jah­re To­le­ranz. Die Ton­kon­ser­ven, die von ih­ren Rei­sen zu­rück­blei­ben, ent­hal­ten ul­tra-ein­gän­gi­gen In­die­rock ir­gend­wo zwi­schen den Eck­punk­ten Pa­ve­ment, Su­perch­unk, Ar­chers of Lo­af.


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XAXAXA - Sami maži i ženi

XAXAXA

Mal wie­der Bock auf et­was Sprach­bar­rie­re? Ich darf vor­stel­len: Die Ma­ze­do­ni­schen Lea­ther­face! Oder so ähn­lich. Der Ein­fluss der Bri­ti­schen Kult­band ist schon nicht zu über­hö­ren, aber auch von den an­de­ren gro­ßen Ein­fluss­fak­to­ren für bes­se­ren Me­lo­di­schen Punk­rock wie et­wa Hüs­ker Dü, Di­no­saur Jr und Sa­mi­am in der Cl­um­sy-Pha­se ha­ben sie si­cher ei­ne Schei­be ab­ge­schnit­ten. Da­bei steu­ern sie das gan­ze aber in ei­ne deut­lich me­lan­cho­lisch ver­träum­te­re Rich­tung und der der Pro­duk­ti­ons­stil lässt bei den lang­sa­me­ren Songs auch ei­ne leich­te Shoe­ga­ze-At­mo­sphä­re auf­kom­men.


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Teenanger - E P L P

teenanger

Die Ga­ra­gen­post­pun­ker Teen­an­ger aus To­ron­to le­gen ein recht zü­gi­ges Ar­beits­tem­po vor. Ziem­lich gan­au ein Jahr nach dem aus­ge­zeich­ne­ten Sin­gles Don't $ell ha­ben sie jetzt ih­re ak­tu­el­le LP, EP oder EPL oder watt auch im­mer für'n Dings am Start. Und ge­nau wie schon auf dem Vor­gän­ger kann man hier wie­der ei­ne gra­du­el­le Ver­fei­ne­rung der Re­zep­tu­ren be­ob­ach­ten. Der Noi­se ist wei­ter in den Hin­ter­grund ge­tre­ten und ein bes­ser ka­na­li­sier­ter En­er­gie­haus­halt er­laubt es ih­nen die Fü­ße öf­ter mal vom Gas- und Fuzzpe­dal zu las­sen, oh­ne da­bei an Druck ein­zu­bü­ßen.


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Lenin Lennon - Hell EP

hell

Schon län­ger kei­nen räu­di­gen, dis­so­nan­ten Noi­se­r­ock mehr im Pro­gramm ge­habt. Des­halb hier ein biss­chen äl­te­rer Shit, der räum­lich we­der mit Wa­shing­ton noch Min­nea­po­lis was am Hut hat, son­dern dem aus­tra­li­schen New­cast­le ent­springt. Aber sound­mä­ßig trotz­tem ex­akt den Sweet Spot zwi­schen Di­sch­ord und Am­Rep trifft.


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Energygown - Evening Molasses

energygown

Whoa, in wel­chem schlecht be­leuch­te­ten Kel­ler­loch in Chi­ca­go ge­dei­hen denn sol­che hyp­no­ti­schen Groo­ves? Die­ser ga­ra­gig ab­ge­fuzzte Space-Dro­ne-Blues gibt sich stre­cken­wei­se der­art mim­i­ma­lis­tisch und be­ne­belt, dass man sich fragt ob die al­le ih­re In­stru­men­te ein­hän­dig spie­len.



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Mannequin Pussy - Gypsy Pervert

mannequin pussy

Lass uns mal über Mu­schis re­den. Mu­mu-Co­re ist schwer an­ge­sagt letz­ter Zeit. Da gab es zum Bei­spiel ei­nen Mu­schi­auf­stand, des­sen Prot­ago­nis­tin­nen für ein kei­nes Ständ­chen an ei­nem un­ge­wohn­ten Ort in den Knast gin­gen. Ei­ne an­de­re ih­rer Art be­haup­te­te spä­ter von sich, ein gar per­fek­tes Mie­ze­kätz­chen zu sein. Selbst­re­dend sind nicht al­le Mu­schis gleich. Bei erst­ge­nann­ter hink­te doch die mu­si­ka­li­sche Re­le­vanz emp­find­lich hin­ter der po­li­ti­schen her. Die an­de­re stell­te sich nach dem ers­ten Schock doch eher als ei­ne muf­fi­ge Bri­se hy­per­ven­ti­lier­ter hei­ßer Luft her­aus. Nichts des­to trotz, mit Mu­schi muss man der­zeit rech­nen.
Dies­mal al­so ei­ne Schau­fens­ter­mu­schi. Ge­fällt mir um län­gen bes­ser. Das Trio kommt aus New York, ein Mit­glied (mit-Glied, ha­ha!) hat gar kei­ne Mu­schi und Ti­ny En­gi­nes (sie­he auch letz­ter Post) hat ge­ra­de ihr ur­sprüng­lich als Tape er­schie­ne­nes De­büt­al­bum wie­der­ver­öf­fent­licht. Das ist aus­ge­zeich­ne­ter und recht viel­sei­ti­ger Krach, der ir­gend­wo zwi­schen Noi­se­pop, Post- und Ga­ra­gen­punk os­zil­liert. Ich schreib jetzt bes­ser nicht wei­ter, be­vor sich das hier zu ei­nem Mu­schi­tour­et­te aus­wächst. Mu­schi, Mu­schi, Mu­schi.



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