Mit Blick auf die bisherige Diskografie waren meine Erwartungen an den dritten Langspieler der Gruppe aus Melbourne nicht gering… und Überraschung: Es ist in der Tat eine weitere ausgesprochen starke Platte dabei heraus gekommen, die es sich in dieser speziellen Nische an der Schnittstelle von schlauem Garage-, Post- und Art Punk gemütlich macht. Angemessenes Qualitätsfutter für Freunde von Uranium Club, Pinch Points, Reality Group… auch ein bisschen Sauna Youth oder Patti sind hier mit an Bord.
Zwei echte Leckerbissen aus bodenlos charmantem DIY Punk kommen hier von einer Band aus Leeds, nicht ganz unähnlich zu anderen Television Personalities-beeinflussten Kapellen unserer Zeit wie etwa Neutrals, Suburban Homes, Freak Genes.
Das Jahr Covid stellt sich jetzt schon als ein recht produktives heraus für die Garage-/Post Punk-Formation Knowso aus Cleveland, welche kürzlich schon wieder ein neues Album und eine EP rausgehauen hat - bereits ihr zweiter und dritter Release in diesem Jahr. Soundmäßig ist das eine nahtlose Fortführung bisheriger Großartigkeiten - minimalistisch abstrakter Post Punk mit gewissen Parallelen zu Nag, Brandy oder Constant Mongrel oder den jüngeren Veröffentlichungen der Useless Eaters. Was sie aber deutlich von allen diesen Bands unterscheidet ist die unglaubliche Effizienz ihrer Songs und Arrangements - als wären ihre Riffs und Beats spezifisch dafür geschaffen worden, sich gut mit Fließbändern zu vertragen, bequem auf Palletten geschichtet und bevorzugt mit dem Gabelstapler verladen zu werden.
Public Eye aus Portland waren von Anfang an einer der interessanteren Post Punk Acts unserer Zeit und ich hatte schon geahnt, dass ihr bestes Material noch bevorsteht. Ausnahmsweise hatte ich mal recht… Auf Music For Leisure entwickelt sich ihr Sound zu einem ganz eigenen Ding. Stell dir vor, einige der herausragenden Bands des Genres wie etwa Diät, Marbled Eye, The Estranged, Institute, Rank Xerox, Creative Adult und Bruised verschmelzen zu einer Einheit. Dann denke dir noch eine gute Ladung Garage Punk der Teenanger, Sauna Youth, Flat Worms-Machart hinzu - außerdem ein klein wenig Wire und ein paar schrammelige Folk-Einflüsse á la Volcano Suns. Das alles bündeln Marbled Eye zusammen, schrauben das Tempo zu einer relaxten Spaziergeschwindigkeit herunter und verarbeiten die Geschichte aus einer ausgesprochen songorientierten Herangehensweise. Das Ergebnis ist nicht weniger als eine der ausgereiftesten Postpunk-Platten, die mir seit längerem untergekommen ist.
Diese Debüt-7" einer Band aus Melbourne ist eine einzige Wucht aus hochentzündlichem Garagecore mit Elementen von Noise und Postcore als zusätzliche Brandbeschleuniger. Das Zeug verbindet den Punch von ADVLTS oder Bad Breeding mit einem Garagen- und oldschooligem Hardcorerummel, dem man Gemeinsamkeiten etwa zu Fried E/M, Electric Chair oder Modern Needs zuschreiben kann.
Das Garagepunk-Überwesen Vinny Vaguess aus Los Angeles bleibt auch auf seiner neuesten EP 'ne spannende Sache. Waren die vorherigen zwei Langspieler eine geringfügig entspanntere, Powerpop-lastige Angelegenheit, überrascht er hier erneut mit quirligen Post Punk-Versatzstücken - häufig unter Zuhilfenahme von leicht Devo-mäßigen Synths. Und wo wir schon vom Teufel reden… mit Lesser of Two ist hier sogar eine ausgewachsene Synthpop-Hymne mit im Gepäck, nicht unähnlich zu manchem was Alien Nosejob in jüngerer Zeit verbrochen haben. Weitere Orientierungspunkte wären vielleicht Nick Nirmal, Andy Human and the Reptoids, Teenanger, gelegentliche Spuren von Ausmuteants. Alles davon zündet ganz vortrefflich, was unter anderem mal wieder seinem erwartungsgemäß exzellenten Songhandwerk geschuldet ist.
Die aktuelle EP von so 'nem Typen aus Chicago liefert uns viereinhalb kurze aber wirkungsvolle Farbenspiele aus unverschämt über die Distortion-Klippe geschubster krautig-spacerockender Psychedelic-Garage-Fuzz-Ekstase. So etwa Destruction Unit treffen auf Chrome, Draggs kollidieren mit Dr. Mix & The Remix.
Neuer Krempel von Tommy and the Commies aus Sudbury, Kanada. Inzwischen sollte sich ja rumgesprochen haben, was man zu erwarten hat: Ein wunderbares Spektakel aus erstklassigem Powerpop, leichtem Garagenfaktor und einer Extraladung von Buzzcocks-mäßigem, melodischem Punkrock. Eine schwungvolle Performance und über jeden Zweifel erhabene Songwriting-Skills heben das ganze noch mal auf ein höheres Level.
Bereits mit einer Handvoll starker EPs aufgefallen, haben Mini Skirt aus Byron Bay, Australien jetzt ihr Langspieldebüt abgeliefert. Natürlich haben sie auch hier wieder ein paar Hühner zu rupfen, was sich in einigen ihrer angepisstesten Lyrics Bahn bricht, während auf musikalischer Seite wieder alles am Start ist, was man auf den EPs liebgewonnen hat, vielleicht sogar ein bischen mehr als das… Garage Punk und Pub Rock mit gewissen Ahnlichkeiten zu Dumb Punts, Pist Idiots oder WOD, der sein vergleichsweise relaxtes Tempo mit einer eindringlchem Performance ausgleicht, dabei dieses mal sogar zögerlich seine stilistische Palette um vereinzelte Momente von melodischem Spätachtziger/Frühneunziger-Indie Rock ergänzt.
Moth aus Melbourne hatten vor geraumer Zeit bereits ein ganz ordentliches Demo raus, aber ihre erste EP ist da mal um einiges besser. Mal ganz unromantisch ausgedrückt ist das recht typisches Garage- und Synthpunk-Gedöns wie man es in der Gegenwart gewohnt ist… aber andererseits auch durchweg kompetent, mit reichlich viel Punch und einem leichten psychedelischen Touch. Ansonsten gehen sie weitgehend nach etabliertem Useless Eaters-, Pow!-, Ex-Cult-, oder Flat Worms-Rezept vor. Da kann man ja auch nicht viel falsch machen.