Eine verdammt notwendige Compilation von Shawn Foree und seinem großartigen Synthpunk-Projekt Digital Leather ist seit kurzem vom Düsseldorfer Label Stencil Trash Records zu bekommen. Forees Musik sauge ich mir seit anderthalb Jahrzehnten mit dem Strohhalm rein und hab immer noch nicht genug davon. Da kommt es gelegen, dass FEEET überwiegend die obskureren Ecken seiner umfangreichen Diskografie plündert. Die meisten dieser Songs sind irgendwann mal auf diversen Tapes erschienen und viele sind nun erstmals Digital und auf Vinyl zu bekommen. Nur ein Teil davon war mir bislang geläufig und einige derjenigen, die ich schon kenne hätte ich gerne mal in digitaler oder physischer Form gehabt. Einen Track hier kennt nicht mal Discogs.
Das ganze klingt keineswegs nach Krümeln vom Tisch, sondern ergibt in der Summe ein sehr starkes und homogenes Album. Wer also einen guten Einstieg in die gleichzeitig so quirlige wie auch zappendustere Welt von Digital Leather sucht wird hier fündig. Außerdem Pflichtprogramm für diejenigen, die zwar mit Forees Werk vertraut sind, aber nicht schon seit 15 Jahren auf obskuren Labels erschienene Kassetten aus den Staaten importieren. Und auf wen keines der beiden Kriterien zutrifft, der sollte hier hier dennoch zugreifen, weil das Teil einfach eine von Anfang bis Ende brilliante Platte ist.
Blooming Season kommen aus Montreal, spielen aber im Kontrast dazu eine Mischung aus Postcore - der eher nach Washington und Chicago klingt - und Post Punk der tendenziell recht zugänglichen, aber keineswegs zahmen Sorte, dem ich mal eine gewisse Nähe zur aktuellen britischen Szene unterstellen würde. Im Titelsong der EP wird darüber hinaus ein Drama in Cinemascope ausgerollt, das an Protomartyr oder Bambara erinnert. Überhaupt ist das eine abwechslungsreiche und dabei nahezu makellose Viertelstunde, in der kein Song wie der andere Klingt.
Das ist schon die dritte Platte an einem Stück heute, deren Songtexte in einer mir unverständlichen Sprache gesungen, gebrüllt oder gekotzt werden. Das ist reiner Zufall, echt jetzt. Jedenfalls kommen Laxity aus Krakau und treffen absolut meinen Nerv mit einem Sound aus Post Punk, ganz viel Noise, No-Waviger Dissonanz und vereinzelt etwas Hardcore. Wen Bands wie Soupcans, Vulture Shit, Gumming oder Strange Attractor nicht abschrecken, der ist sicher auch bei dieser Band ganz richtig am Platze. Aber auch wer sich für eine extra-krude Variante von Spray Paint erwärmen kann, wird hier seine Momente finden.
Hab ich anlässlich des letzten Demos der Band aus Alicante, Spanien noch den Neo Neos-Vergleich bemüht, kommt das auf Demo Nummer drei nicht mehr so recht hin. Neben etwas weniger schrottigen, aber immer noch angenehm scheppernden Produktionswerten zeigen drei neuen Songs eine Hinwendung zu einem melodischeren Unterbau, der ihnen ebenfalls ganz ausgezeichnet steht.
Svart Katt aus Stockholm und ihr leicht garagig angehauchter, melancholischer Punkrock machten in jüngerer Vergangenheit ja schon mit einer EP und einem Album auf sich aufmerksam, die beide schon mehr als nur beachtlich waren. Mit ihrem neuesten Kurzspieler hat die Band meines Erachtens aber ihr bisheriges Glanzstück geschaffen. Könnte man das bisherige Songmaterial besonders auf Albumlänge noch als etwas eintönig und simpel gestrickt bezeichnen, machen die neuen Songs einen gereiften, sorgfältig ausbalancierten Eindruck und bestätigen mein Bild von ihnen als eine Art schwedische Radioactivity, zu denen sie auch qualitativ zunehmend aufschließen.
Der verlängerte Synthpunk-Arm von Raymond Schmidt (u.a. S.B.F., Race Car) hat seine zweite EP bei Digital Regress draußen und erweist sich - wie eigentlich alles woran er sich beteiligt - erneut als hochpotente Spaßkanone.
Fluung aus Seattle liefern auf ihrem ersten Langspieler einen ausgesprochen angenehmen Flashback zu der goldenen Ära des amerikanischen Indie Rock, angereichert um ein wenig Shoegaze und vereinzelt mal etwas folkiges Geschrammel. In dieser speziellen Kombination erinnert mich das z.B. an Built To Spill, Swervedriver oder Archers Of Loaf. Und an aktuelle Bands wie Ovlov, Washer oder Tape/Off. Die durchweg starken Songs dieser Platte müssen sich dabei hinter keiner der genannten Bands verstecken.
Auf ihrer aktuellen, äh… definitiv-keine-LP sorgen Antibodies aus dem kanadischen Charlottetown für höchste Zufriedenheit mit so schnörkellosem wie auch hochexplosivem Hardcorezeugs, das obendrein mit einem spaßigen Garagen- und Fuzzpunk-Faktor aufwartet.
Album-Stream →
Der Titel suggeriert Fugazi, der Sound auf der Debüt-EP dieser Band aus Chicago klingt dann aber eher mal nach Drive Like Jehu, ein anderes mal nach Smart Went Crazy. Und mit letzterem Vergleich wären wir dann ja doch schon wieder im Dischord-Universum.
Wunderschönes Chaos auf der Debüt-EP einer Band aus Austin. Der Opener klingt in etwa als würden Angst und frühe Meat Puppets von Saccharine Trust in den Ar*** gef***t. Solche Folk- und Cowpunk-Elemente finden sich auf dieser Platte immer wieder, aber auch abstrakte LoFi-Experimente zwischen Honey Radar von heute und Unrest von gestern. Jangle- und Artpop, irgendwo zwischen frühen The Clean, Woolen Men und Guided By Voices. Der verschrobene Charme des noch etwas folklastigen Dinosaur Jr.-Debüts. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren. Tut es aber. Nicht zuletzt weil hier durchgehend 1A Songwriting-Skills regieren.