Bisher wussten Marbled Eye aus Oakland ja schon mit zwei ausgezeichneten EPs zu begeistern. Nun ist der erste Langspieler der Band erschienen und wie schon der letzte Tonträger an der ersten Theke zu bekommen. Darauf dreht die Band gar nicht übermäßig an der Soundschraube, viel mehr klingt das alles nach sehr gewissenhaftem Feintuning. Die Arrangements sind etwas entschlackt, das Tempo geringfügig gedrosselt. An die Stelle der einstmals etwas willkürlichen Strukturen treten jetzt voll ausformulierte Songs, fokussiert und kompakt auf den Punkt gebracht. Nach wie vor werden da z.B. Freunde von Institute und Rank Xerox einigen Gefallen dran finden, neuerdings würde ich ihnen aber auch eine gewisse Nähe zu Teenanger oder Video unterstellen. Wie dem auch sei, hier haben Marbled Eye ein sehr, sehr starkes Langspieldebüt abgeliefert.
Nach einem Langspieler und einer EP, die für meinen Geschmack noch etwas zu generisch daherplärren, hört man auf der neuesten EP von XTR Human aus Berlin ein sehr offensichtliches Wachstum und eine Band, die letztendlich zu sich selbst gefunden hat. Auf der Basis von eingängigem Post Punk, der sich auch sehr gut in das Genre-Revival zur Jahrtausendwende eingefügt hätte, verkleiden sie die neuen, ebenfalls deutlich gereiften Songs in schillernde Shoegaze-Texturen und kulminieren meist in einem opulenten Chorus von dieser speziellen Art, wie sie uns im letzten Jahrzehnt weitgehend verschütt gegangen ist. In eben diesen melodischen Momenten fühle ich mich öfter mal an das spätere Werk von Parts & Labor erinnert, in anderen an die an die Shoegaze-/Psychedelic Noise-Klassiker von Bailterspace und - um mal etwas aktuellere Vergleiche zu bemühen - an britische Vertreter wie Autobahn oder Eagulls.
Post Punk/Noise Rock aus Vancouver mit deutlichen Anklängen an Sonic Youth, Live Skull und diverse Acts der nein-welligen Vergangenheit. Geht klar, kann was, nehm ich mit.
Wer mit Slumb Party was anfangen kann und auch vor Pill nicht schreiend wegrennt, den könnte auch diese schöne EP von Rapid Tan aus Glasgow glücklich machen. Post Punk mit knackigen Grooves, der auf geringfügig no-wavigen, aber vermehrt new-wavigen Pfaden das Tanzbein schwingt.
Wow, das mal ein so unerwarteter wie auch auf ganzer Linie gelungener Stilbruch. Waren die bisherigen EPs der Band um Ausmuteants-Frontmann Jake Robertson noch sehr an das garagige Schaffen seiner bekannteren Band angelehnt, bemühen sie auf ihrem ersten Langspieler nur noch vereinzelt das Fuzzpedal und überraschen stattdessen auf der A-Seite mit Powerpop, dessen traurige Melodien die australische Sonne verdunkeln und etwas an das letzte Wireheads Album oder frühe Fresh & Onlys erinnern. Die Platte umgedreht, klingen sie dan erneut nach einer ganz andere Band und tischen Synthpop/-punk der nicht weniger betrüblichen Sorte auf. Ich kann's kaum abwarten wohin die Reise als nächstes geht.
Eine kompetent dargebotene Mischung aus Postcore und Noise Rock mit vereinzelten Math-Einflüssen vermag auf dem aktuellen Minialbum dieser Band aus Baltimore zu überzeugen, die über weite Strecken einen Mittelweg zwischen Jawbox, frühen Unsane und Helmet beschreitet, dabei aber dank einiger strategisch geschickt platzierter Überraschungen nie langeweile aufkommen lässt.
Unverschämt stark, das Demo von Milk Bath aus Oakland. Das klingt in etwa als verschmelze die ungezähmte Wucht jüngerer Postcore-Vertreter á la Bad Breeding, Video, Bloody Gears oder Wymyns Prysyn mit dem nicht weniger gewaltigen Vorschub alter Hot Snakes; obendrein kann man auch noch einen Hauch von kontemporärem Post Punk der Marke Criminal Code raushören. Da will ich unbedingt mehr von!
Debütalbum der Band aus Vancouver, deren ultrastraighter Garagepunk beim besten Willen nichts neues unter der Sonne bietet, sein altbekanntes Ding aber überzeugend und mit ordentlichem Druck durchzieht.
Honey Bucket aus Portland wussten mir ja schon auf ihrer letztjährigen EP Patch ofGrass sehr zu gefallen und haben jetzt einen neuen Langspieler am Start, auf dem auch einige Songs von besagter EP eine Zweitverwertung erfahren. In ihrer verschroben vor sich her rumpelnden Mischung aus abstrakter, fragmentarischer Postpunk-Endlosschleife, melodischem Indie Rock, Garage- und Powerpop erinnern sie manchmal an eine etwas unwahrscheinliche Verquickung ihrer Stadtnachbarn Lithics und Woolen Men, deren Raf Spielman hier auch für den guten Ton verantwortlich zeichnet.
Zwei Wunderkinder des US Garagepunk-Untergrunds haben eine neue 7" auf Goodbye Boozy Records am Start, die natürlich mal wieder makellose Qualität abliefert. Erik Nervous bekommt von mir einen Fleißpunkt für die Fortsetzung der I Hate Keyboard Punk-Saga. Wird Connie letztendlich doch noch eine Synth-Erleuchtung bekommen? Kann ja eh nicht länger als ein paar Wochen dauern, bis wir es erfaren.