Wie der Zufall es will kommt hier sofort schon die nächste Band, deren genaue Herkunft etwas schwammig bleibt, wenngleich auch die vorhandene Evidenz grob in Richtung des Bundesstaates Pennsylvania deutet. Auf ihrem jüngsten Langspieler leitet ein ausgefranstes Lo-Fi akustik-Intro eine Naturgewalt ein, die in etwa so rüberkommt als träfe der halluzinogen vernebelte Post Punk von Piles oder Die! Die! Die! auf die pechschwarzen Welten von Nag. An anderen Stellen gibt es etwas konventionellere - aber kein bisschen weniger gut scheppernde - Sounds irgendwo zwischen dem Doom- und Sludge-lastigen Noise Rock der alten AmRep-Schule und dem abgespaceten Acid Punk-Exzess vom Schlage Destruction Unit, Hamer oder Super-X.
Ich hab mal gar keinen Schimmer, wo diese Band jetzt herkommt und warum ihre schon im letzten Jahr erschienene Debüt-EP bisher so unbemerkt geblieben ist, denn es handelt sich hier definitiv um keine typische Genrekost. Ihr Sound aus gleichen Teilen Post Punk und -core mit dem gewissen Garage Punk-Nachbrenner spannt unter anderem Bögen zwischen so Zeug wie frühen Protomartyr oder Constant Mongrel und etwas Garage-lastigeren Bands aus der Tyvek-, Parquet Courts- oder Gotobeds-Nische. Außerdem gibt's reichlich Postcore-Vibes etwa im Sinne von Hot Snakes / Drive Like Jehu und vereinzelt sehe ich da sogar ein bisschen Mission Of Burma oder Moving Targets drin aufblitzen.
Der erste Langspieler der Londoner ist ein überlaufendes Fass aus wurderbar entgleistem Hard- und Postcore mit einem oft unerwartet melodischen Unterbau. Auf den ersten Blick hat das etwas von einem Mittelweg zwischen Judy and the Jerks und der Weirdcore-Kanone Warm Bodies, aber da ist auch noch mehr Zunder am Start hier mit Momenten, die Vergleiche zu einem diffusen Klumpen recht unterschiedlicher Bands á la Acrylics, Crisis Man, Murderer, Kaleidoscope oder Straw Man Army nahelegen.
Ein exquisit raketengetriebener Krawall, der zweite Langspieler von McQQeen aus Athens, Georgia, welcher jetzt auch noch stolz das Qualitätssiegel von Big Neck Records tragen darf. Was ein bisschen so anfängt wie eine Mischung aus Bands á la Flat Worms, The Cowboy oder Fashion Pimps & The Glamazons mit einem verdächtigen Psychedelic-/Space Rock-Unterton, ballt dann seine Faust zu einem weiten Rundumschlag durch so einiges im Umfeld von Garage Punk, Noise Rock, Post Punk und Postcore - mit dabei sind etwa Anklänge an jüngere Erscheinungen wie Metz, John (Timestwo) oder Spray Paint, sowie den Space Punk-Exzess von Destruction Unit und die Fuzz Punk-Eskapaden der frühen The Men. Auch ein paar Spuren von McLusky und vereinzelte U-Men Versatzstücke kann man sich da noch rausziehen.
Diese Band aus San Francisco hat hier ein verblüffend selbstsicheres Debütalbum abgeliefert im Spektrum von Post Punk und Postcore, bis zum bersten vollgestopft mit dramaturgisch dichten Songstrukturen, stramm verzahnten Grooves und Arrangements. In der gegenwärtigen Landschaft kann man da als Vergleich ein ziemlich dickes Fass aufmachen aus so Bands wie Batpiss, Meat Wave, Bloody Gears, Stuck, Bench Press, Noughts, Lithics oder Tunic. Schaut man etwas weiter zurück, darf man natürlich auch Momente von Drive Like Jehu, Fugazi oder Jawbox wiedererkennen und sogar ein par Wire-mäßige Stilblüten lassen sich ausmachen, wenn man laut genug aufdreht.
Die ersten paar lärmenden Artefakte dieser Band aus Detroit - eine etwas lieblos auf ihre Bandcamp-Seite geklatschte Sammlung einzelner Tracks, die zusammen eine verdammt arschtretende EP ergeben würden - spannt einen Bogen um einige der besten Referenzen an der Schnittstelle von Garage Punk und Postcore, angefangen mit eher geradlinigem Garage R'n'R á la Sick Thoughts, frühen Video & Teenanger - hin zu den explosiven Genre-Bastarden von Crisis Man, Ascot Stabber oder Flowers of Evil und nicht zuletzt auch einem durchgehenden Hot Snakes-Vibe.
Erneut ein respektabler Tritt in die Weichteile von jener kalifornischen Supergroup, die unter anderem Mitglieder von Acrylics, Public Eye, Violent Change und Ceremony an Bord hat. Hier liefern die mal locker ihren bislang wuchtigsten, präzisesten Stapel neuer Songs ab; die Formel aus gleichen Teilen Hardcore- und Garage Punk inzwischen perfekt für den maximalen Einschlag optimiert. Das unnachgiebige Moment etwa von Acrylics und Bad Breeding wird gekontert von den räudigen Garage-Qualitäten früher Teenanger oder Video.
Der zweite Langspieler (abgesehen vom letztes Jahr erschienenen Her Majesty's Ship OST) dieses New Yorker Duos mit Verbindungen zu der guten Hardcore-Hausnummer Kaleidoscope schlägt soundmäßig eine etwas dunklere, sperrigere Richtung ein, die vom Hörer ein bisschen Geduld einfordert, aber auch ordentlich belohnt. In der aktuellen Landschaft gibt es einfach keine andere Band wie Straw Man Army und die beiden sind weiterhin eine der wenigen Bands, die den Postcore/Art Punk/Post Punk-Komplex etwas weiterdenken, basierend auch auf einem umfassenden Verständnis seiner Vergangenheit. Letzeres beschert dann unter anderem auch das meines Erachtens definitive Highlight des Albums - einen langsamen Schwelbrand namens Beware, der in etwa so klingt als hätte man diverse Genre-Ecksteine vom Kaliber Chairs Missing und The Argument auf ihre absolute Essenz heruntergekocht.
Wow, diese Band aus dem französischen Dörfchen Borée jongliert mit einem ganzen Arsch voll unterschiedlicher Genres und bewerkstelligt das mit schlafwandlerischer Selbstsicherheit auf ihrem Debütalbum. Los gehts mit einer kurzen, geradlinigen Hardcoreattacke und im weiteren Verlauf touchieren sie so Styles wir etwa kräftig zupackenden Postcore, hart rockenden Garage Punk eher mittleren Tempos, groovy verwinkelten Post Punk und sogar etwas vage Pixies-mäßigen 80er oldschool Indie-/Alternative Rock mit Surf-Vibe gibt es da mal auf die Ohren. Das alles schütteln die mit bestechender Leichtigkeit aus dem Ärmel und die Platte hat eigentlich keine wirkliche Schwachstelle - durchweg ziemlich beeindruckender Scheiß!
Ein veritabler Schlag in die Magengrube, das Debüt-Tape dieser Band aus St Louis, Missouri. Hardcore Punk mit unkonventionellen und flexiblen Strukturen, in manchen Augenblicken durchaus melodisch und catchy, in anderen dann mit einem düsteren Post Punk / Death Rock-Unterton und außerdem ist da noch der gerade sehr schickliche (versteht mich nicht falsch, ich find’s supi) Garagenvibe am Start. Man mag sich mal an Hüsker Dü in ihrer Hardcore-Phase erinnert fühlen oder an neueren Hard-/Postcore-Krempel wie Nopes, Pink Guitars, Cement Shoes oder den knallbunt-psychedelischen Hardcore-Albtraum von Murderer.