Seltsames kleines Zottelbiest, diese Kassette eines Typen irgendwo aus den Untiefen des Bundesstaats New York, die über das Label Spared Flesh Records aus Portland den Weg zu uns findet. Überwiegend abstrakt und Bruchstückhaft ist das, aber gleichzeitig nie um eine gute Melodie verlegen. Da ist klar ein gewisser No Wave-Einfluss zu spüren, aber primär sehe ich hier eine unwahrscheinliche Verquirlung aus frühem britischen Post Punk am Werk - spezifischer etwa von Wire, The Fall, Swell Maps oder frühen Mekons - auf Kollisionskurs mit ausgesprochen amerikanischen Folk- und Roots-Elementen sowie diversen anomalien aus der 80er Kassettenkultur beidseitig des großen Teichs. Ich denke, Freunde der Australier Wireheads werden da sicher auch gefallen dran finden und der verantwortliche hier hatte zufälligerweise auch noch bei Hobocop seine Finger im Spiel, was so auch perfekten Sinn ergibt.
Meine liebe Güte, ist das mal ein göttlicher Batzen aus oldschooligem Postcore von genau der Machart, die uns Sesselfurzern mittleren Alters in höhere Sphären zu transportieren vermag - ausgeklügelt ohne dabei im eigenen Arsch zu versinken und dabei mit einem Gespür für Melodien, das alte Volcano Suns, Moving Targets und Mission Of Burma heraufbeschwört. Die viertelstündige Suite, mit der sie das Album eröffnen, erinnert mich hingegen stark an Dragoon, den monumentalen Opener von Bitch Magnet's zweiten und letzten Album Ben Hur. Ansonsten regiert hier mit das beste aus dem 90er Dischord-Universum mit reichlich Anklängen etwa an Autoclave, Bluetip, Hoover, Crownhate Ruin, Kerosene 454, frühe Jawbox… hier wird nicht gekleckert. Und klar, ein paar Spuren von Fugazi sind natürlich auch enthalten - ich würde jedoch sagen, dass jene hier keineswegs der primäre Einfluss sind. Das alles ziehen Hungry Man mit Leichtigkeit durch, ohne wie ein dröges Plagiat zu klingen - sondern viel mehr wie eine Band, die zu ihren Einflüssen steht und dennoch ihre eigene Stimme findet, um in die Gegenwart zu sprechen.
Spektakuläres erstes Dokument einer Band aus Kopenhagen, die hier einen recht unkonventionellen Mix aus Post Punk, Hard- und Postcore spielt mit einem seltenen Sinn für Melodie und einem stark psychedelischen, fast schon Shoegaze-mäßigen Unterton. Außerdem, mit Blick auf die Kopenhagener Szene, geht es kaum anders als hier auch leise Echos der frühen Iceage und Lower zu registrieren.
Garage Punk aus Spanien, der bei mir genau die richtigen Nerven anzapft und exakt diese explosive Triebkraft einer hungrigen Band transportiert, die in letzter Zeit aufgrund der offensichtlichen Umstände auch auf Tonkonserven etwas dünn gesät war. Das hat mal was von Dadar, Sauna Youth, Ex-Cult, Constant Mongrel, Jackson Reid Briggs or Pedigree auf der einen Seite, zeigt öfter mal aber auch einen starken Post Punk Vibe - etwa wie eine Kreuzung aus Berliner Bands á la Pigeon, Diät, Pretty Hurts mit der melancholischen Stimmung von Red Dons, Telecult oder Nightwatchers.
Juhu! Neuer Scheiß von der Person oder Band, die vielleicht aus Hicksville, New York kommt oder auch nicht und deren 2020er Garage-/Post-/Eggpunk-beinahe-Meisterwerk Happyhappy mich in genau den erwähnten Zustand versetzte. Da ist jetzt also erst mal ein neues, kurzspielendes Hi-Fi-Erlebnis am Start und darüberhinaus noch so ein anderes, etwas weniger kurzes, minimal weniger Hi-Fi-mäßiges Dings. Beim erstgenannten suggeriert wenn überhaupt nur der Titel Langeweile und was das andere Dings angeht… ich glaube ich hab eine recht brauchbare Idee davon, was Print Head nicht glauben zu wissen, dass sie es (the fuck) machen und sie machen es genau richtig und es ist ganz wundervoll und ich lecke freiwillig noch die Reste vom Boden auf!
Eine weitere EP von Bristol's herausragender Powerpop/Post Punk-Manufaktur verkantet sich erneut mit zwei unwiderstehlich melancholischen Süßsauerwaren böse im Gehörgang. Macht es hier noch Sinn, Television Personalities zu namedroppen oder ist das schon geradezu, wie man zu sagen pflegt… beatlesque?
Die Debüt-EP von Refedex aus Brisbane ist eine wuchtige Walze aus düsterem Noise Rock, Sludge und Post Punk der häufig recht getragenen und atmosphärischen, jedoch niemals öden oder schwerfälligen Machart. Obwohl der allgemeine Vibe für mich absolut klassisch klingt, fällt es mir schwer zu lokalisieren, wo ich so etwas in der älteren Genre-Vergangenheit schon mal gehört hab - das Zeug lässt sich schwer in die üblichen Genre-Eckpunkte einordnen. Unter anderem hat das alles diesen gewissen tiefschwarzen Americana-Vibe wie man ihn z.B. auf alten 80er Scientists Platten vorfinden mag oder in der Gegenwart etwa bei den US Postpunkern Bambara, während man im etwas klassischeren Noise Rock-Spektrum Vergleiche zu so unterschiedlichen Bands wie Alpha Strategy, Luggage, Tropical Trash oder Heads ziehen mag. Außerdem steckt da vielleicht auch noch ein bisschen Cows, U-Men oder Scratch Acid drin, allerdings jeweils halber Geschwindigkeit abgespielt. Egal wie man's nennen möchte, es ist erstklassiger Scheiß!
The Cowboy aus Cleveland haben bisher noch mit jeder Platte absoluit meinen Nerv getroffen und ihre dritte LP setzt diesen Trend nahtlos fort. Ihr Sound läuft inzwischen so rund wie ein Uhrwerk und inzwischen würde ich mal sagen, dass sie an der Schnittstelle von drückendem Garage Punk und kantigem Noise Rock ihre ganz eigene kleine Mikro-Nische mit sofortigem Wiedererkennungswert etabliert haben, jedoch weiterhin genug frische Ideen einbringen um die Scheiße spannend zu halten.
Das Londoner Postcore-/Noise Rock-Duo überzeugt ein weiteres mal mit blanker Durchschlagkraft gekoppelt mit kühler Präzision, wobei jede einzelne Sprengladung auf ihrem zweiten Album ein minimales Rezept für den maximalen Schaden anzuwenden versteht. Essenzielles Programm für Freunde etwa von Tunic, USA Nails, Metz oder Death Panels.
Nicht sehr lang nach der During 7" auf Chunklet Industries (von denen ist in naher Zukunft auch ein Langspieler zu erwarten) dockt jetzt noch ein weiteres Projekt mit Beteiligung des Spray Paint Gitarristen und Vokalisten Cory Plump an. Hier macht er gemeinsame Sache mit einem Typen namens Chris, der in irgendeiner nicht näher erläuterten Funktion mal mit Les Savy Fav und Trans Am gearbeitet hat. Zusammen brauen die zwei jedenfalls etwas zusammen, das die stärker elektro-fokussierten Vibes der letzten paar Spray Paint-Veröffentlichungen um eine gewisse Industrial-Kante anreichert und in einen weitaus dunkleren, psychedelischen Albtraum versetzt. Das Ergebnis hat dann auch mal ein bisschen was von Exhaustion, Haunted Horses oder Danyl Jesu, besonders aber auch von den Dub-infizierten Soundscapes von Exek, mt denen sie nicht zuletzt dieser gewisse Hauch von Swell Maps verbindet.