Auf der jüngsten Kassette dieser New Yorker springt der Funke sofort über anlässlich schrulliger Powerpop-Klänge, die anmuten wie eine etwas new-wavig angehauchte Melange aus frühem, melodischem, überwiegend britischem Post Punk irgendwo in der erweiterten Nachbarschaft von so altem Krempel wie Desperate Bicycles. Mekons, Television Personalities und Swell Maps.
Wo wir gerade schon dran sind mit Eiern zu werfen… hier ist noch eine handvoll kurzer spaßiger Smasher im Dunstkreis des gelegentlich auch mal leicht Hardcore-verunreinigten Garage- und Post Punk, welcher an der einen oder anderen Stelle z.B. mal an Big Bopper, Feed/Zhoop/Djinn, S.B.F., Patti oder Landowner erinnern mag.
Ein neues Tape von Barcelona's bester Hausnummer für geradezu verstörend gutlaunigen Garage Punk liefert wieder ultrakompakten Brennstoff, der sich irgendwo zwischen niedriger Fidelität und hohem Eierkopf-Faktor ordentlich verkantet. Das sitzt dann so fest, dass kein Bandrauschen der Welt diese hochinfektiösen Pophooks aus ihrer Verankerung zu spülen vermag. Ich unterstelle dem ganzen wie gehabt eine gewisse Ähnlichkeit zu Bands wie R.M.F.C., Nuts, Set-Top Box, Dee Bee Rich und Erik Nervous.
Die 2017er Debüt-EP dieser Band aus Melbourne hat sich in meine Synapsen eingebrannt als eines der beeindruckendsten Artefakte aus den Garage-/Post-/Art Punk-Sphären ihrer Zeit. Schlappe fünf Jahre später gibt es jetzt einen Nachfolger zu begutachten und es findet sich darauf erwartungsgemäß ein etwas geordneteres Klangbild, aber immer noch voller Ambition und Überraschungen. Wie gehabt scheint das reichlich Inspiration von Wire's Chairs Missing und Pink Floyd der frühen Syd Barret-Ära zu schöpfen, verlagert diesmal aber das Gewicht deutlich in Richtung Post Punk, was manchmal auch etwas von einer nerdigeren Variante der B-Boys oder Gotobeds hat. Elswhere, der geradlinigste und einladendste Moment der EP, ist hingegen eine melodisch lärmende oldschool Indierock-Hymne wie sie einem heute viel zu selten begegnet.
Die ruhelose Szene von Montreal hat mal wieder etwas verstörendes auf Lager für den anspruchsvollen Genießer von kaputtem Garage-/Post-/Egg-/ADHS-Punk und meine liebe Fresse, ist das mal wieder eine wundervolle, wild in alle Richtungen ausfransende Schweinerei, zusammengeplündert von all den richtigen Auswüchsen jüngerer Punk-Kuriositäten im groben Umfeld etwa von Print Head, Reality Group, Patty, Slimex, Big Bopper oder Skull Cult.
Als die verzaubernde 2020er Debüt-EP dieses New Yorker Typen gelandet war, hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wer hinter diesen entrückten Klängen stecken könnte. Stellt sich heraus: Es ist niemand geringeres als Moses Brown, anderweitig bekannt als die Frontsau von Institute. Macht irgendwie Sinn, rückblickend… keine Ahnung warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Auf dem ersten Langspieler entfaltet sich jetzt ein etwas vollkörniger, aber nach wie vor ziemlich minimalistischer Sound in voller Bandbesetzung, der einfach wunderbar fehl am Platz wirkt - eine nebulöse Zeitkapsel falscher Erinnerungen, die frühe Stränge des Proto-, Art- und Post Punk zu einem plausibel wirkenden Mandela-Effekt verwebt.
Der zweite Langspieler (abgesehen vom letztes Jahr erschienenen Her Majesty's Ship OST) dieses New Yorker Duos mit Verbindungen zu der guten Hardcore-Hausnummer Kaleidoscope schlägt soundmäßig eine etwas dunklere, sperrigere Richtung ein, die vom Hörer ein bisschen Geduld einfordert, aber auch ordentlich belohnt. In der aktuellen Landschaft gibt es einfach keine andere Band wie Straw Man Army und die beiden sind weiterhin eine der wenigen Bands, die den Postcore/Art Punk/Post Punk-Komplex etwas weiterdenken, basierend auch auf einem umfassenden Verständnis seiner Vergangenheit. Letzeres beschert dann unter anderem auch das meines Erachtens definitive Highlight des Albums - einen langsamen Schwelbrand namens Beware, der in etwa so klingt als hätte man diverse Genre-Ecksteine vom Kaliber Chairs Missing und The Argument auf ihre absolute Essenz heruntergekocht.
Wieder ein exzellentes Klangartefakt von dieser Band aus Graz, die aber irgendwie mehr nach Berlin klingt und in der auch Leute von irgendwelchen anderen Bands mitspielen von denen du schon gehört hast… ich erinnere mich gerade nicht mehr welche und außerdem ist Feiertag und ich gerade zu Faul um nachzuschauen. Also Post Punk mit diesmal eher unterschwelligen Spuren von Death Rock. Ja, Berlinsound, erwähnte ich bereits… denkt dabei etwa an Diät, Pigeon und Clock Of Time, aber auch ein bisschen an US-Hausnummern á la Rank Xerox oder Institute. Kommt ungefähr hin, glaube ich.
Leckere neue EP der Punks aus Montreal, liefert drei hochinfektiöse neue Knaller ab. Zum Einstieg tritt energischer Garage Punk auf etwas Hardcore-Energie, etwa wie beschleunigte Useless Eaters oder Mononegatives, gefolgt von einem saumäßig effektiven Midtempo Post Punk-Stampfer mit leichtem Wire-Unterton. Der Rausschmeißer hat dann noch so einen leichten Screamers- und Devo-Vibe, auch nicht ganz unähnlich zu gegenwärtigen Isotope Soap.
Keine Ahnung woher die jetzt kommen - die Bandcamp-Seite von La Vida Es Un Mus Discos erwähnt Bands aus Uruguay, die hier als Inspiration gedient haben sollen, also liegt da vielleicht auch dieser leckere Knochen verbuddelt? Das Facebook-Profil der Band könnte Aufschluss geben, aber heutzutage bleibe ich lieber für immer im Dunkeln als mich noch mal in diesen stinkenden Haufen Scheiße einzuloggen (echt jetzt mal Ficker, was macht ihr alle immer noch da? Bewegt eure Punkärsche endlich ins offene, kommerzfreie Fediversum und bringt eure Freunde mit!). Nu ja, wie dem auch immer sei, ich fühle mich sofort nicht nur wegen der Sprache an Algara aus Barcelona erinnert, wenn auch mit einem melodischen Street Punk-Vibe und einem bisschen The Estranged obendrauf.