Wie der Zufall es will kommt hier sofort schon die nächste Band, deren genaue Herkunft etwas schwammig bleibt, wenngleich auch die vorhandene Evidenz grob in Richtung des Bundesstaates Pennsylvania deutet. Auf ihrem jüngsten Langspieler leitet ein ausgefranstes Lo-Fi akustik-Intro eine Naturgewalt ein, die in etwa so rüberkommt als träfe der halluzinogen vernebelte Post Punk von Piles oder Die! Die! Die! auf die pechschwarzen Welten von Nag. An anderen Stellen gibt es etwas konventionellere - aber kein bisschen weniger gut scheppernde - Sounds irgendwo zwischen dem Doom- und Sludge-lastigen Noise Rock der alten AmRep-Schule und dem abgespaceten Acid Punk-Exzess vom Schlage Destruction Unit, Hamer oder Super-X.
Ich hab mal gar keinen Schimmer, wo diese Band jetzt herkommt und warum ihre schon im letzten Jahr erschienene Debüt-EP bisher so unbemerkt geblieben ist, denn es handelt sich hier definitiv um keine typische Genrekost. Ihr Sound aus gleichen Teilen Post Punk und -core mit dem gewissen Garage Punk-Nachbrenner spannt unter anderem Bögen zwischen so Zeug wie frühen Protomartyr oder Constant Mongrel und etwas Garage-lastigeren Bands aus der Tyvek-, Parquet Courts- oder Gotobeds-Nische. Außerdem gibt's reichlich Postcore-Vibes etwa im Sinne von Hot Snakes / Drive Like Jehu und vereinzelt sehe ich da sogar ein bisschen Mission Of Burma oder Moving Targets drin aufblitzen.
Erwartet keine zu allzu großen Überraschungen von der neuesten Vintage Crop LP aber erwartet dennoch reichlich hochwertigen Scheiß nach dieser speziellen Garage Punk-Formel, zu deren Etablierung die Band aus Melbourne zusammen mit anderen Bands á la Pinch Points, Dumb, Uranium Club und Aborted Tortoise auch einen sicher nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat. Davon präsentieren sie hier eine etwas weniger verschnörkelte, dafür umso eingängigere Variante, ergänzt um gelegentliche Momente von Patti, Parquet Courts oder Institute. Deutlich herausragend sind dabei die zwei etwas langsameren Jams Impact of Wisdom und The Bloody War, aus denen sich eine beeindruckende Qualität des Songwritings herausschält - in letzterem Beispiel verbunden mit einer deutlichen Wire-Melancholie.
Die neueste EP der Ein-Mann-Band Germ House aka Justin Hubbard aus Rhode Island liefert wieder einen Klumpen starker Songs in seiner ureigenen Verschmelzung von rustikaler Post Punk-Abstraktion mit einem folkigen Unterbau. Besonders in der ersten Hälfte wirkt das Songmaterial ein kleines bisschen weiter ausgeformt als bisher gewohnt, ohne dabei aber den verschrobenen, Bruchstückhaften Charme einzubüßen.
Sieben neue Zölle unverdünnter Großartigkeit vom Berliner Post Punk-Bollwerk Pigeon. Die A-Seite ist eine unaufhaltsam vorwärts bretternde Walze, gleichermaßen catchy und widerspenstig, während die B-Seite einen etwas sperrigeren, langsameren aber nicht weniger entschlossenen Weg einschlägt, mit einem ebenso zermalmenden Effekt.
Hat ja sicher schon jeder mitgekriegt, aber einen neuen Tonträger der einzigen deutschen Punkband die ich kenne kann ich natürlich nicht unerwähnt lassen - auch wenn ich dazu nicht viel zu erzählen hab außer dass Pisse halt einfach Pisse sind und ihr Mittelstrahl immer noch so treffsicher wie wenig andere auf das langsame Verrecken der menschlichen Seele in hiesiger Gesellschaft fokussiert ist, ohne dabei aber die Auswüchse in eigenen Kreisen trocken davon kommen zu lassen. Das ganze zu Mucke im Spannungsfeld von Post- und Garage Punk, die einfach mal gar nicht zum Fremdschämen ist. Nicht mal im Rausschmeißer Favorit, der den Synth-Minimalismus von Suicide durch eine deutsche Schlagerhölle schleift.
Diese Projekt um Jim Blaha (The Blind Shake, Jim and the French Vanilla) und Annie Sparrows (Soviettes/Awesome Snakes) klingt auf dem zweiten Langspieler irgendwie ganz anders als die bisherigen Bands des erstgenannten, wohnt diesen Songs doch ohne Ausnahme ein verträumt-melancholischer Vibe innne, der hier auf eine unwahrscheinliche Postpunk-Kante prallt - ein bisschen wie 'ne Mischung aus Radioactivity, Mind Spiders und The Estranged, zusammengeschweißt von unerschütterlich solider Songsubstanz.
Die Leipziger Szene liefert mal wieder zuverlässige Qualität ab in Form dieser EP, aus allen Nähten platzend vollgestopft mit verwinkelten, hyperaktiven Garage-/Post Punk-Bastardisierungen, die mir einen Cluster von Bands so á la Onyon, Patti, Big Bopper, Warm Red, Cat Scan, Rogue ins Gedächtnis rufen… oder auch einen Hauch von Ex-Cult oder Constant Mongrel vielleicht??
Das Debütalbum dieser Band aus Philadelphia ist schlicht gesagt ein verdammt beeindruckendes Ding aus vielseitigem, einfallsreichem Post Punk, wobei man sich irgendwo zwischen so Eckpunkten bewegt wie der repetitiven Abstraktion von Nots, der unverblümten Attacke von Lié, Grooves, Lärmusbrüchen und melodischen Texturen, welche an frühe Protomartyr erinnern, ein paar Sonic Youth-mäßig glitzernden Wänden aus Noise und der unnachgiebigen Antriebskraft von Nervosas, um dann im Rausschmeißer-Track Sainthood noch einen unerwartet psychedelischen Nebelteppich auszurollen.
Scheiße Mann, da denke ich, ich hätte für diese Woche fertig gebloggt und dann kommt mir doch noch so ein unerwarteter kleiner Rohziegel von einer Band aus Budapest unter, deren Sound auf mich wirkt wie eine Fusion von potenziell eher eigentümlichem Garage Punk á la UV Race und Eddy Current Suppression Ring mit nicht weniger schrägen Bands auf der Post Punk-/Indie Rock-Achse wie etwa Treehouse, Kitchen's Floor, The Molds und City Yelps.