Ich glaub mich tritt was, hab ich gedacht: diese Stimme kenn ich doch! Und in der Tat handelt es sich um das unverkennbare Gesangsorgen und das Wipers-infizierte Gitarrengeschrubbe von Jeff Kleinman, dessen altes Vehikel Nervosas bei mir in vergangenen Jahren bereits mehrfach bleibenden Eindruck hinterlassen hat - eine Band, die viel mehr Beachtung verdient hätte.
Nun ja, Nervosas sind wohl schon länger nicht mehr, dafür jetzt also Gamma World. Ein bisschen zugänglicher und im gemäßigteren Tempo gibt sich deren Sound, hat dafür ein paar Noise-Stacheln und eine leichte Garagenkante dazu gewonnen. Wegen letzterer Eigenschaften - in Verbindung mit den elektrischen Drums - schlägt das gelegentlich etwas in Richtung Big Black (nämlich in Mastiff), deutlich öfter aber gegen S.B.F. aus. Auch die gewohnte Wipers-Tendenz ist nach wie vor an Bord und das Songmaterial trägt weiterhin Kleinmans vertraute, natürlich exzellente Handschrift. Ein würdiger Nachfolger für eine mächtige Band. Hoffentlich gibt's da bald 'nen Langspieler von.
Sechs robust abgefuzzte, so schnörkel- wie auch tadellos nach vorne gehende Garagepunk-Powertools mit reichlich Reserven im Antrieb und saftigem 77er Nachbrenner kommen auf diesem exzellenten Demo der Paranoias aus Perth zu Gehör. Hat was von Amyl and the Sniffers mit mehr Schmackes und deutlicherem Garagenfaktor.
Vier ultra-oldschoolige Hardcore-Blasts einer Band aus Washington D.C., die einerseits ganz offensichtlich die lokale Punkfolklore in Ehren halten, denen paradoxer Weise aber ebenso ein paar Früh-80er kalifornische Sonnenstrahlen aus dem Arsch scheinen.
Okay… das ist mal was anderes. Eine "Band" (?) aus Los Angeles mit personellen Verbindungen zu Launcher und Liposuction. Diese beiden Bands veranstalten ja schon fortgeschritten schmerzfreies Zeug, aber so etwas ist mir echt noch nicht begegnet. Der Begriff Hair Punk drängt sich geradezu auf und das klingt genauso über die Klippe gerollt wie man sich so etwas vorstellt. Ein bisschen nach Flipper in einem Paralleluniversum, in dem alle Köpfe zu 40% aus Volumenshampoo bestehen.
Verdammt geiler Stoff aus Sydney. Beherzt vorwärts bretternder Postpunk/-core, der mich vor allem an älteren Krempel erinnert; etwa an ein Mix aus Man Sized Action und Saccharine Trust mit starkem Garage-Nachbrenner, veredelt durch eine GItarrenarbeit á la Angst und einen Hauch von Hot Snakes. Bitte mehr davon!
Wunderbar abgefuckt erbauliches Gekloppe aus Christchurch, Neuseeland. Das hat ganz viel angefressenen Fuzzpunk an Bord, rustikale Garagenästhetik, eine Spur Hardcore und ultraklassische KBD-Qualitäten. Also alles was man für eine gesunde, vollwertige Beschallung braucht. Als Referenzen ziehe ich da mal Launcher, Crisis Man, Ill Globo, Glue oder Frühe Beast Fiend heran.
UV-TV operieren neuerdings von New York aus, ansonsten sind sie auf ihrem zweiten Album aber ganz die alten geblieben, mit eher graduellen Verschiebungen im Klangbild. Besonders fällt auf, dass sie sich ein wenig von der Rumpel-Ästhetik früherer Veröffentlichungen verabschieden und tighter, druckvoller agieren als zuvor. Ihr Mix aus Noise Pop, Fuzz Punk und Shoegaze lässt nun außerdem auch vermehrt melancholischere und psychedelische Tendenzen durchscheinen. Nach wie vor erinnern sie mich damit ganz besonders an die londoner Bands Feature und Slowcoaches.
Fuzzy bis garagig angehauchtes Punkzeug gibt's auf dem Minialbum der Dregs aus Austin zu goutieren, außerdem mit einer Spur von Hardcore und einer postpunkigen Note in ihrem Gitarrengebrate irgendwo zwischen Wipers und Negative Scanner - überwiegend simpel gestrickt, schnörkellos und hocheffizient in seiner Kraftübertragung.
Auf der Debüt-EP einer Band aus Buffalo, New York darf man mit einer ebenso unkonventionellen wie auch unfassbaren Spaß bereitenden Kanone aus oldschooligem Hardcore-Geschrabbel und in vielen Momenten unerwartet melodischem Fuzzpunk bekanntschaft machen. Das würde ich etwa so beschreiben als würden abwechselnd mal Male Bonding, Flipper, Volcano Suns, Murderer oder Hüsker Dü der Everything Falls Apart-Ära mit dem chaotisch-ungestümen Drang der Teen Idles oder frühen Gray Matter kollidieren. Na ja, mir fällt zumindest spontan nicht besseres ein. Guter Shit, bitte mehr davon!
Auch die neueste Platte der liebenswerten Spacken aus Manchester besticht wieder mit einem spaßigen wie auch ausgewogenen Mix aus Garage Punk, Art Punk und Punk Punk, dem noch stärker als zuvor auch ein betont britischer 77er-Geruch entweicht. Soundmäßig geht's diesmal eher geradlinig und etwas dreckiger zu als auf dem Vorgänger und die Lyrics halten mal wieder die Balance zwischen Fuchsschlau und Strohdumm, was sich in der Summe zu so etwas mittelschlauem ausgleicht. Wie im echten Leben.