Keine Ahnung, warum ich Isotope Soap bisher noch nicht hier drin hatte. Jetzt bietet sich jedenfalls wieder eine Gelegenheit, denn via Emotional Response ist neulich eine Compilation ihrer bisherigen EPs ershienen. Hinter dem ganzen verbirgt sich ein Projekt des schwedischen Punkveteranen Peter Swedenhammar (!!!), der vor langer Zeit mal bei Raped Teenagers (meine Fresse, würden die heute auf die selbige bekommen mit dem Namen…) und Pusrad aktiv war, in den vergangenen Jahren aber vor allem mit seinem Blog Killed By Death Records eine Anlaufstelle von starkem historischen Wert geschaffen hat. Mit den namensgebenden Bootleg-Compis hat der gute nach meinem Wissen aber nix zu tun, obwohl auch die ja zuerst in Schweden ihren Lauf nahmen. Okay, viele Worte zu dem Typen. Die Musik von Isotope Soap ist hingegen sehr leicht zu umschreiben. Synth- und Garage Punk, der an Devo von gestern (die alten Leute finden die jetzt wieder cool, hab ich gehört…), an Ausmuteants und Andy Human & The Reptoids von heute erinnert. So einfach wie gut.
Die letzte EP der Nightwatchers aus Tolouse machte bei mir bereits einen starken ersten Eindruck und ihre erste LP nimmt nun an gleicher Stelle die Fäden wieder auf. Zeug auf der Schwelle von Post Punk und straightem, kraftvollem Punkrock, der unter anderem die Red Dons channelt, ab und an auch mal eine Spur The Estranged oder Radioactivity. Aber ganz besonders hauen sie in eine Kerbe, die in den letzten Jahren ganz besonders in Frankreich Hochkonjunktur hat - gemeinsam mit dortigen Bands wie etwa Telecult, Litovsk oder Youth Avoiders.
Steve Adamyk und Kumpanen lassen auch auf ihrem mindestens sechsten Langspieler nichts anbrennen, wollen und brauchen sich auch gar nicht neu erfinden. Wie gehabt kommt straighter Garagepunk zu Gehör, der konstant zwischen dem simpel-effektiven Arschtritt á la Sick Thoughts und Powerpop-Melodien der Radioactivity- oder Bad Sports-Geschmacksrichtung minus deren Melancholie oszilliert, dabei gerade eben so Pop ist wie Punk sein darf, ohne in mir Würgereflexe auszulösen.
Das Szenebollwerk Sorry State Records aus Raleigh, North Carolina macht einen auf Flex Your Head und haut eine ambitionierte Compilation in Form einer Doppel-LP raus, die in satten 49 Songs von 19 Bands als Momentaufnahme der örtlichen Punkszene verstanden werden will. Wenn auch tendenziell das räudig oldschoolige Hardcoregedöns in mal mehr, mal weniger origineller Daseinsform dominiert, kann man sich kaum über mangelnde Vielfalt beklagen - American Idylls klingt wie ein Rundumschlag von so ziemlich vielem, was auch dieses Blog antreibt, und das auf überwiegend sehr starkem bis grandiosem Niveau. Einige Bands, die hier schon mal vorgekommen sind und andere, die ich besser mal im Auge behalte. Keine Zweitverwertung, sondern zu 100% exklusives Material wurde hier verbraten. Vielleicht die essenzielle Punkcompilation in diesem Jahr.
Melodisch-melancholisches Punkgedöns aus Stockholm, das stark in eine altbekannte, von Bands wie Marked Men, Radioactivity und Red Dons etablierte Kerbe schlägt, seine Sache dabei aber auch mit tadelloser Kompetenz durchzieht.
Kaum zu überhören, dass bei dieser Band drei Viertel von Tarantüla am Werk sind, denn die klanglichen Unterschiede zu denen sind eher marginal. Vielleicht tritt der Post Punk-Faktor etwas in den Hintergrund, der Hang zu prähistorischem Metal-Riffing wird ein bisschen schamloser ausgelebt. Ansonsten gilt: Was nicht kaputt ist, muss auch nicht gefixt werden. Nach wie vor ein Heidenspaß.
Bei dieser Band aus Graz haben Leute von Catholic Guilt und Imposition Man ihre Finger im Spiel. Im direkten Vergleich mit letztgenannten gehen Red Gaze aber etwas konventioneller und oldschooliger, jedoch kein bisschen weniger gekonnt zur Sache, bewegen sich irgendwo auf der Schwelle von Postpunk und -core. Das schlägt in etwa den Bogen von aktuellen Bands wie Diät, Institute, Pretty Hurts oder frühen Sievehead hin zu den Grenzgebieten des mid-80s Punk und Hardcore; unter anderem meine ich ein paar unterschwellige Echos von The Proletariat, Angry Red Planet oder späteren Effigies zu vernehmen.
No Front Teeth Records trifft mal wieder voll ins Schwarze mit dieser Splitsingle zweier Bands aus Los Angeles. Launcher haben mit vor nicht allzu langer Zeit schon mal mit einem Demotape begeistert und liefern auch hier wieder himmlisch kaputten KBD-Style Punkrock ab, der mich im speziellen an The Mentally Ill erinnert.
Dahinter müssen sich aber die Freakees keineswegs verstecken, sondern kontern erfolgreich mit einer satten Fuzz- und Garagen-Attacke die von meiner Seite vage Vergleiche mit Hank Wood & The Hammerheads provoziert oder mit einer Variante von S.B.F. mit einem Drummer aus Fleisch und Blut.
Missing Pages sind eine aktuelle Band um Stephen Svacina, der den meisten von euch ja sicher schon mal als Teil von Jonly Bonly und Mind Spiders untergekommen ist. Nach letztgenannter Band klingt ihr kräftiger Mix aus melodischem Punkgedöns, klassischem Indie Rock und Power Pop dann auch ein bisschen, natürlich aber auch nach den anderen zwei Teilen der texanischen Garagen-/Powerpop-Dreieinigkeit, Radioactivity und Marked Men. Außerdem etwas nach Milked, Xetas und Bad Sports. Geht klar!
Svart Katt aus Stockholm und ihr leicht garagig angehauchter, melancholischer Punkrock machten in jüngerer Vergangenheit ja schon mit einer EP und einem Album auf sich aufmerksam, die beide schon mehr als nur beachtlich waren. Mit ihrem neuesten Kurzspieler hat die Band meines Erachtens aber ihr bisheriges Glanzstück geschaffen. Könnte man das bisherige Songmaterial besonders auf Albumlänge noch als etwas eintönig und simpel gestrickt bezeichnen, machen die neuen Songs einen gereiften, sorgfältig ausbalancierten Eindruck und bestätigen mein Bild von ihnen als eine Art schwedische Radioactivity, zu denen sie auch qualitativ zunehmend aufschließen.