Einen gewagten Rundumschlag aus Versatzstücken von Post Punk, Post- und Noisecore setzt eine Band aus Barcelona hier absolut treffsicher ab, hält dabei überzeugend die Balance zwischen unmittelbarer Sprengkraft und selbstbewuster Ambition. Auch die möglichen Inspirationsquellen sind recht breit gefächert. Auf der internationalen Bühne kann man da etwa Downtown Boys, frühe Die! Die! Die! und Les Savy Fav heranziehen, darüber hinaus bringen Sandré aber auch einen klar in der heimatlichen Szene verankerten Vibe, nicht ganz unähnlich zu Bands wie Juventud Juché, Betunizer und Cubano Vale.
Das Bostoner Duo Rita Repulsa betritt die Bildfläche mit einer ersten EP, deren Sample-getriebener Inhalt in etwa den Charm einer extra gehirnamputierten Variante von ISS versprüht, angereichert um einen Teelöffel Noise Rock und eine thematische Fixierung auf… Power Rangers?!? Na gut, kann man machen.
Die stark No Wave-inspirierten Noiserocker aus Austin haben die letzten Jahre mit diversen Kollaborationen und daraus resultierend einem Langspieler, einer EP und zwei Siebenzöllern sehr ansprechend kurzweilig überbrückt. Jetzt gibt's seit längerem mal wieder ein "reguläres" Album, wenn auch die Aufnahmen bereits aus dem Jahr 2016 stammen. So klingt das Material auch eher nach einer logischen Fortsetzung der in jenem Jahr erschienenen LP Feel The Clamps. Wie mit jeder ihrer Veröffentlichungen versuchen sie keine Neuerfindung ihres Sounds, sondern erweitern ihr Klangspektrum graduell und sorgfältig um ein paar neue Facetten. Diesmal fallen vor allem die deutlich entschlackten Arrangements sowie auch der großzügige Einsatz von Synths und elektronischen Drums auf. Das Ergebnis läuft wie immer rund.
…und hier ist gleich nochmal explosiver Postcore und Noise Rock von zwei Johns aus London, die sich mit ihrem Sound in unmittelbarer Nähe zu Genrevertretern á la Tunic, Death Pedals, USA Nails und frühen Idles bewegen, obendrein aber auch etwas von der kompromisslosen Fuzz-Ekstase der frühen The Men channeln. Wenn sie sich dann - wie etwa in Laszlo - auch noch ein wenig Melodie zutrauen, ist sogleich für ein weiteres Highlight gesorgt.
Ganz unvorbereitet erwischt mich diese Rakete aus Noise Rock, Hard- und Postcore, gezündet von einer niederländischen Band, die ich in der Vergangenheit eher mit solidem Post Punk in Verbindung gebracht hätte. Der war zwar kompetent, aber auch deutlich weniger spannend als das, was sie auf ihrer aktuellen EP abziehen. Ein bisschen wie ein chemisch instabiler Cocktail mit Bestandteilen von Bad Breeding, USA Nails, Arse, Acrylics oder Metz.
Noise Rock aus Berlin, der sich überwiegend bei nicht allzu überraschenden Vorbildern bedient - in der Bassabteilung wären das Shellac, die Gitarrenarbeit scheint eher bei The Jesus Lizard und Scratch Acid entlehnt. Etwas Uzeda wäre da außerdem im Angebot und an aktuelleren Bands kann man sich mal an die rigide Disziplin von Multicult, ein anderes mal an die ungleich gröbere Herangehensweise etwa von Tropical Trash erinnert sehen. Auch wenn hier also offensichtlich das Rad nicht neu erfunden wird, kann mich das Ergebnis weitgehend überzeugen.
War ja klar, dass die Band aus Sydney erneut an der ersten Theke aufschlägt. Wie zu erwarten sind auch die vier neuen Songs ein Feuerwerk der kanalisierten Wut und des Unbehagens - unter roher Kraftanwendung auf so engen Raum komprimiert, dass eine gleichwertig heftige Entladung schon vorprogrammiert ist. Der auf der Debüt-EP teilweise erzielte Geschwindigkeitsrausch wird hier etwas zurückgefahren, was dem allgemeinen Energielevel aber nicht sonderlich schadet - sebst oder gerade wenn sie wie in Ill Nature mit angezogener Handbremse eine an alte Amphetamine Reptile-Schule erinnernde Hydraulikpresse zum besten geben.
Ein hocheffektives Gemisch aus ca. 70% altschuligem Noise Rock, aufgefüllt mit ebenso zeitlosem Postcore, kommt von dieser Band aus Oulu, Finnland. Gemessen an durchschnittlichen Genreverhältnissen sind hier Riffs und Rhythmen auf ein ungewöhnlich handliches Format zurechtgetrimmt, was ihren Songs ein verdammt windschnittiges Profil verleiht. Eine angemessen tight agierende Band dahinter weiß die ganze Angelegenheit mit großzügig dimensionierter Antriebskraft zu versorgen.
Die Band aus Thessaloniki, Griechenland ist inzwischen aufgelöst; in Form ihres zweiten und letzten Langspielers gibt es nun aber noch einen mehr als würdigen Abgang zu bestaunen. Ihre besonders primitive Spielart des Noise Rock war noch nie etwas für Freunde der versöhnlichen Harfenklänge und auch diesmal stellt sich ihr Sound als ein schwerverdaulicher Mix dar. Irgendwo im Umfeld von frühen Brainbombs oder Nearly Dead, eingeklemmt zwischen no-waviger Dissonanz und einem repititiven Stachelgewand, dessen kaltschnäuzige Konsequenz sich den frühen The Fall annähert. Trotz dieser Eigenschaften schafft es With The Ashes doch tatsächlich, ein kleines bisschen zugänglicher rüber zu kommen als man es von ihren bisherigen Platten gewohnt ist.
Durchweg kompetenten Noiserock und Postcore schmettert einem die erste EP dieser Combo aus Melbourne mit ordentlich Schmackes um die Ohren, verbindet dabei erfolgreich den potenten Vorschub heimischer Genre-Mitstreiter á la Bench Press und Batpiss mit den geringfügig sperrigeren Tendenzen von Bands wie Marriage + Cancer oder Goya.