Fen Fen aus Detroit haben schon mit einer ausgezeichneten EP in 2022 einige Wellen geschlagen und schieben jetzt eine nochmal deutlich stärkere LP hinterher, die erneut ein bischen lokalen (Proto-) Punk-Flair mit Geschmacksnoten aus Garage Punk, Hard- und Postcore verbindet. Das erinnert doch tatsächlich mal ein bisschen an Nervosas in American Lies und an Dollhouse in Kill Your Parents und desweiteren spult sich das ab wie eine gute Schnittmenge aus diversen Garage/Hardcore-Hybriden wie etwa Launcher, Freakees, Liquid Assets und Mystic Inane auf der stärker Garage- und KBD-infizierten Seite, sowie Bands á la Imploders, Headcheese, Hood Rats, Alf and Cement Shoes von der stärker Hardcore-lastigen Fraktion.
Noch eine überzeugende Ladung des stark Eggpunk-verwandten Garage- und Synthpunk-Lärms erreicht uns in der Form dieser knusprigen Split-Kassette zweier Bands aus Providence, Rhode Island. Jimsobbins sind ein Duo bestehend aus Adam und Lucy. Ist das der gleiche Adam, der auch bei Balloon Thief mitmischt? Plausibel aber unbestätigt. Stößt hingegen noch die Vokalistin Ella dazu, dann mutieren sie zum Trio Cindy7. Jimsobbins sind dabei die stärker nach typischer Eggpunk-Kost klingende Band und erinnert an so Zeug wie Daughter Bat and the Lip Stings, Gee Gee, Billiam and Toe Ring… plus ein scheppernder Hauch von Neo Neos in Leopard. Letztere Tendenz zieht sich auch durch die Seite von Cindy7 und bringt sogar noch mehr von diesem rumpeligen DIY-Charme mit, wobei im Opener Gonna Break durchaus auch ein bisschen oldschool No Wave-Energie ihr Werk tut, wohingegen die zwei abschließenden Songs mit einem zunehmenden Maß an chaotischem Hardcorepunk gewürzt sind.
Eine affengeile Debüt-EP hat diese New Yorker Band da abgeliefert. Der Opener No Recourse beschwört einen starken Mittachtziger bis früh-'90er Dischord vibe herauf á la Rites Of Spring, Nation Of Ulysses, Gray Matter… plus eine Spur von Drive Like Jehu oder von jüngeren Bands wie Wymyns Prysyn, Beast Fiend und Launcher. Mit Fixate ändert sich die allgemeine Marschrichtung dann doch stark und erinnert vor allem an alte australische Punk- und Garage-Legenden wie X, Saints oder God. Scraping Away wendet sich dann wieder der klassischen Postcore-Ästhetik zu und klingt dabei etwas wie eine Fusion aus dem Proto-Postcore der frühen Saccharine Trust mit dem Proto-Noise Rock von Flipper.
Diese nach dem sehr unrühmlichen Summer Of Love einer Allianz aus Nu Metal-Bros und misogynen Drecksäcken benannte Band aus Cleveland, Ohio war schon immer ein, sagen wir mal… etwas gewöhnungsbedürftiges Geschmäckle, aber auch ein unerhörter Spaß - vorausgesetzt sie übertreiben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den vereinzelten Stoner-Anleihen. Und neuerdings auch: Das zuende spielen ihrer EP einer beschissenen KI überlassen, ein ganz neues Laster in ihrem Arsenal! Ansonsten präsentiert sich das hier aber problemlos als ihre stärkste Veröffentlichung bislang und absolutes Pflichtprogram für Freunde des einfallsreichen, unvorhersehbaren Hardcorelärms mit Garagenkante in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Cement Shoes, Cülo, Chain Whip, Headcheese, Flea Collar… um nur einige der offensichtlichen und durchweg schmeichelhaften Referenzen abzuhaken.
Diese Band aus Sydney schleppt reichlich lokales Inventar mit, haben Mitglieder doch unter anderem in so Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Royal Headache, Tim and the Boys und Mundo Primitivo mitgespielt. Aber ehrlich gesagt klingen Osbo nach überhaupt keiner dieser Bands. Viel mehr erinnert mich ihr fuchsteufelswilder Mix aus Post- und Hardcore stark an die Abrissbirnen Predator und Nag aus Atlanta, sowie weitere amerikanische Vertreter der Sorte Institute, Acrylics, Tube Alloys, Pyrex, Corker und Criminal Code… oder alternativ auch Sydney's eigene Krawallkollegen Arse und Xilch. Denkt euch jetzt noch eine proto-Noise Rock-Kante á la Flipper oder No Trend dazu und das kommt dann ungefähr hin. Das vollkommen entgleiste Gebell des Sängers hingegen erinnert mich sehr an die Engländer Akne.
Endlich eine ganzes Album der Hood Rats aus Montreal! Die treiben sich jetzt auch schon so einige Jahre rum, aber so richtig in die Gänge kamen die im Winter '22 - '23 mit ihren letzten beiden EPs. Die neue LP setzt sich dann auch überwiegend aus schön wuchtigen Neuaufnahmen von Songs besagter EPs und von einem 2022er Demo zusammen, aber das soll nicht davon ablenken, was für eine exquisite Bombe aus schnörkellos nach vorne gehendem US-Punk und Hardcore im Geiste der frühen '80er das geworden ist, angereichert um subtile KBD-Vibes und etwas gegenwärtigen Garage Punk. Ganz klar die definitive Inkarnation dieses Feuerwerks aus Killertunes!
Ein echtes Wunderwerk des von Covid-Lockdowns motivierten Lärms, erschaffen von einem zwei Generationen umspannenden britischen Trio, kommt jetzt mit etwa dreijähriger Verzögerung auch mal noch bei uns an. Ein halsbrecherischer Mix aus Garage Punk mit Brass-Zusätzen, Hard- und Postcore, verschmilzt das Zeug die Tendenzen jüngerer Phänomene wie, sagen wir mal, Cement Shoes, Crisis Man oder Mystic Inane mit den ebenbürtig lärmigen Sounds von X in den frühen bis mittleren 80ern - der australischen Band namens X, wohlgemerkt. Das alles wäre aber nur ein halber Spaß ohne ohne die ansteckende Freude in den Vocals von Sängerin Eliza, die - wenn ich das alles richtig einschätze - zum Zeitpunkt der Aufnahme 2021 gerade mal sechs oder sieben Jahre jung war.
Die Hard-/Postcore-Institution Sorry State Records aus Raleigh, North Carolina hat zwei neue Leckerbissen für uns auf Lager. Zuerst wäre da mal die Demokassette von Chaos OK aus Atlanta zu nennen. Der Name suggeriert ja schon mal oldschool britischen Lärm und in der Tat hat das zu Beginn so einen leicht UK82-mäßigen Vibe, welcher daraufhin aber recht schnell in eine etwas aktueller wirkende Form übergeht, nicht unähnlich zu leicht Garage-infizierten Hardcore-Acts á la frühe Electric Chair oder Kaleidoscope. Die letzten zwei Songs kommen hingegen rüber wie eine Mischung aus zeitlosem Noise, Post Punk und Postcore, irgendwo zwischen den Welten etwa von Crass, Flipper und Drive Like Jehu. Aufregender Scheiß!
Eine ähnlich oldschoolige, wenngleich auch bei weitem primitivere Naturgewalt ist die neueste 7" der Finnen Valtatyhjiö, die hier vor allem mittels schierer Krafteinwirkung überzeugen und diverse Eigenschaften von überwiegend europäischem '80er Hardcore mit - und damit schließt sich der Kreis bezüglich britischer Einflüsse - klar NWOBHM-inspirierten (Speed-)Metal-Versatzstücken anreichern.
Saustarkes Debüt von dieser Band aus Athens, Georgia, die darauf eine Salve abgefuzzter Projektile an der Schnittstelle zwischen gleichermaßén Hardcore- und KBD-lastigem Garage Punk abfeuert. Einersatz erinnert das manchmal an den Output von so Noise-geladenen Bands á la Lumpy and the Dumpers, Soupcans und Black Button, würde andererseits aber auch nahtlos in das Programm der LoFi-Spezialisierten Kassettenlabels Impotent Fetus und Deluxe Bias passen und zu Bands wie Septic Yanks, C-Krit, frühen Electric Chair, Exxxon und Motor Corp, deren scheppernd-chaotischer Energie sie doch recht nahe kommen.
Exzellenten Scheiß auf dem schmalen Grat zwischen Hard- und Postcore, angereichert mit einem Hauch von Garage bekommen wir auf der Debüt-EP von Jug aus Winnipeg, Kanada geliefert - astreine Qualität mal wieder von der immer zuverlässigen Krachschmiede Neon Taste Records aus Vancouver. Dieser Sound verkörpert genau die raubeinig-kaputten Qualitäten, die ich in diesen Genres immer suche und klingt dabei aber jederzeit halbwegs durchdacht und solide gebaut Unter anderem mag man da Vergleiche ziehen zu so Bands wie Acrylics, Mystic Inane, Arse, Daydream, Video, Crisis Man, frühen Bad Breeding… und es gibt sogar eine überraschende Spur von '77 New York in My Bodie's Doomed zu bewundern!
Ähnliches lässt sich auch über die Debüt-LP von Innuendo aus Wisconsin sagen - und zwar in einer empfindlich dümmeren, gleichwohl aber auch freudig popotretenden und wunderbar primitiven Variante davon. Das Teil ist zuletzt bei Unlawful Assambly und Roach Leg Records erschienen und darauf finden die irgendwie so einen goldenen Mittelweg zwischen simpler und dummer oldschool Hardcore-Energie und KBD-getränkter Garage-Demenz - bewährte Zutaten werden hier auf eine Art zelebriert, die sich noch immer ausgesprochen frisch und lebendig anfühlt.