Das Ding hier ist jetzt nicht mehr wirklich neu - letzten Herbst von der Band selbstveröffentlicht - aber es hat erst mal eine Tape-Veröffentlichung auf dem Leipziger Label U-Bac gebraucht bevor ich die wirklichen Qualitäten dieses Albums erkannt habe. Im Nachhinein sind jene wirklich keine Überraschung, sind hier doch Leute der polnischen Post-/Art-/Math Punk-Bollwerke Ukryte Zalety Systemu und Kurws mit am Werk. Das verspricht ein ganz wunderbares, schlaues und strukturiertes Chaos erster Güte und die Platte liefert genau das im Überfluss, erinnert dabei neben den erwähnten Bands auch mal ein bisschen an Spray Paint, Lithics oder gar einen Anflug von Faraquet oder Swell Maps!
Brillianter neuer Scheiß von Leuten, die unter anderem auch schon bei Melbourne's berüchtigt rohen Postpunkern Sewers und der geringfügig zugänglicheren Indie Rock/Post Punk-Combo Love Of Diagrams mitgespielt haben. Was die uns hier vorsetzen, ist erneut mal wieder relativ weit draußen - ein stark Folk-lastiges Gemisch in welchem der in Americana getränkte Punk von, sagen wir mal, Angst mit ein bisschen 80er Scientists zusammenstößt sowie einem Hauch britischer Psychedelia und auch reichlich vom frühen Paisley Underground-Geschrammel. Eine tiefe Melancholie, die mich hin und wieder an die Indie-/Noise Rocker Kitchens Floor aus Brisbane erinnert, bricht sich Bahn in nichts desto Trotz saumäßig catchy Melodien, verpackt in einer seltsam vernebelten Klangästhetik. In anderen Momenten kommt mir der melodische Post Punk von The Estranged in den Sinn oder der relaxte Power Pop von frühen White Fence, The Cairo Gang. Als weitere halbwegs plausible Referenzen bieten sich außerdem noch Bands wie Damak, Chronophage, Dead Finks, Refedex und The Molds an.
Das Label Spared Flesh Records aus Portland hat sich innerhalb von gerade mal zwei Jahren als eine echte Schatztruhe der unkonventionellen Garage- und Post Punk-Qualitätsware etabliert und diese Kassette hier macht da keine Ausnahme. Society ist das Soloprojekt eines gewissen Sims Hardin, der ansonsten auch schon als Teil etwa von Mesh und Toe Ring echte Treffer gelandet hat. Auch die letztjährige All Flies Go To Hell EP gehörte ganz klar in diese Kategorie und der neueste Streich knüpft nahtlos an dessen verschrobenen Charme an in einem Sound irgendwo zwischen den seltsamen Welten der '80er DIY- und Kassettenkultur an den Randzonen von Garage-, Proto-, Post- und Art Punk. Stellt euch eine Fusion aus Modern Lovers, frühen Mekons, The Fall und Desperate Bicycles vor und ihr seid ungefähr auf der richtigen Fährte. Oder aber, wenn's auch was jüngeres sein darf, bieten sich die rustikalen Jams von Honey Radar, Far Corners, Germ House und frühen Woolen Men als taugliche Vergleiche an sowie die Proto-trifft-Post Punk-Experimente von Shark Toys und New York's Peace De Résistance.
Es hat ein paar Jahre gedauert, aber hier ist tatsächlich mal die erste LP von einem Typen unklarer Herkunft, der zuvor mit seiner arschtretenden 2019er 7" - ebenfalls auf Iron Lung Records - schon ordentlich neugierug gemacht hat. Das Langspieldebüt ist so ziemlich alles geworden, was man sich davon wünschen konnte. Ein hochkarätiger Batzen neuer, geringfügig Devo-fizierter Fehlfunktionen aus den schrulligen Graubereichen des Garage-, Synth- und Eggpunk-Wahnsinns, speziell gewürzt mit einem Hauch von Television-mäßigen Gitarrenleads und -solos. Eine kuriose Grabbelkiste also, deren grobe Koordinaten sich auch irgendwo in der Nähe von so Bands wie Snooper, Useless Eaters, Alien Nosejob, Set-Top Box, Mononegatives oder R.M.F.C. bestimmen lassen.
Irgendwie hatte ich ja meine leichten Zweifel an dieser Platte (keine Ahnung, vielleicht war es die etwas polierte Produktion? Bäh, verständliche Lyrics!) aber jetzt nach Begutachtung des ganzen Albums muss ich zugeben dass es sich wiederholt um ausgesprochen geilen Scheiß handelt, was die Band aus Chicago hier von der Leine lässt und inkrementell sogar noch die hohen Standards vorheriger Veröffentlichungen übertrifft mit ihrem durchweg schlauen und ausgefuchsten Postcore, der in manchen Augenblicken etwa an Bands wie Batpiss, Meat Wave, Bench Press, Bloody Gears erinnern mag oder an etwas älteres Zeug von Tunic, Pile oder USA Nails, an verkanteten Postpunk á la Lithics, Pill und Marbled Eye und nicht zuletzt kommt dabei auch immer wieder ein Hauch von Jawbox, Smart Went Crazy, Q and not U oder mitt-'90er Fugazi auf.
Eine saubere Splitveröffentlichung vom Berliner Label order05records. Der Auftakt der Post Punk-Institution Nag aus Atlanta überrascht mit Synth-unterstützten Psychedelic-Vibes, die z.B. an Mononegatives oder spätere Useless Eaters erinnern. Der andere Song ist dann eine weitere Sprengung in dem vertraut rohen Klangkostüm der Band. Die Seite von Astio aus Trient, Italien kommt hingegen mit einer etwas konventionelleren aber nicht weniger Klasse versprühenden, moderat melodischen Post Punk-Energie rüber, wie man sie unter anderem von Criminal Code, Sievehead oder etwas aktueller von Pyrex, Body Maintenance oder Schedule 1 gehört hat.
Nach seiner bislang ambitioniertesten LP Material im letzten Jahr, auf welcher Smirk aka Nick Vicario (auch bekannt von Bands wie Public Eye, Crisis Man und Cemento) seine Klangpalette stark in Richtung von leicht Desperate Bycicles-mäßigem Art Punk ausstreckte und gleichzeitig noch einige der infektiösesten Perlen des melancholischen Powerpop-Songwritings ablieferte, kommt seine neueste 7" wieder etwas geradliniger und einfacher gestrickt daher, trifft aber nach wie vor immer ins Schwarze mit seinen stark Sample-gestützten Songs und Arrangements.
Wenn ich das richtig sehe ist Brick Head ein Soloprojekt von Sarah Hardiman, die unter anderem auch bei Deaf Wish und Moon Rituals mit am Werk ist. Nach einem noch etwas wackeligen Debütalbum vor drei Jahren kommt auf der neuen LP ihre Vision schärfer in den Fokus - hier greifen jetzt alle Teile richtig ineinander während vertraute Elemente und Stilmittel zu einem Ganzen verwoben werden, dass dann doch wieder sehr eigenständig klingt. Als erstes kommt mir da eine Reihe australischer Bands in den Sinn wie z.B. diverse Inkarnationen von Alien Nosejob, der quirlige Garage Punk von Eddy Current Suppression Ring, der Minimalismus von The UV Race, wobei im Laufe des Albums zunehmend ein melancholisch-vernebelter Sinn für Melodie in den Vordergrund rückt, der mich Stark an Kitchen's Floor erinnert.
Der erste Langspieler der Band aus Sydney, welcher jetzt auf Erste Theke Tonträger erschienen ist, wird trauriger Weise überschattet vom Tod des Gitarristen der Band Darrell. Musikalisch zeugt das Ding von einem massiven Qualitätssprung für Display Homes nach der schon reichlich Spaß bereitenden letzten EP. Hier präsentiert sich die Band als eine ausgesprochen tighte Einheit, die ihren einfachen aber effektiven, immer eingängigen und tanzbaren Post Punk selbstbewust und mit amtlicher Präzision abliefert. Wie schon zuvor kann man da einiges von Pylon heraushören aber auch verschiedene aktuelle Bands bieten sich als mögliche Referenzen an wie etwa Lithics, Pinch Points, Rank/Xerox, Slumb Party oder Nots, vereinzelt auch mal erweitert um subtil Pixies-mäßige, Surf-ige Gitarrenleads.
Ein ganzer Arsch voller digitaler Singles in den letzten Wochen ließ ja schon den Verdacht aufkommen, dass eine neue LP der Band aus London, Ontario, Kanada ins Haus steht. Und tatsächlich, es gibt jetzt ist das Ding in seinem vollen Glanz zu bestaunen. Das transportiert erstklassigen Nachschub von ihrem unverwechselbaren, immer etwas verschrobenen bis wunderlichen Mix aus Garage-, Post- und Synth Punk mit Zusätzen von Space- und Psychedelic Rock. Klar kann man das auch zu so Bands wie etwa Pow! oder späten Useless Eaters vergleichen und nicht zuletzt der kürzlich veröffentlichten Kollaboration namens Telegenic Pleasure, wo teilweise die gleichen Leute am Werk sind. Inzwischen sind wir aber so weit, dass solche Vergleiche nicht mehr nötig sein sollten - Mononegatives haben sich schon längst ihre eigene kleine Nische von höchstem Wiedererkennungswert ausgehoben.