Viereinhalb spaßige Schrammelorgien der stark Proto Punk-inspirierten Machart von einemTypen, der zufällig auch bei Toe Ring mit am Werk ist. Das Zeug klingt ein bisschen nach 'ner Mischung aus Peace De Resistance, Woolen Men und Honey Radar plus einem Hauch von Modern Lovers.
Qualität aus dem Hause Phantom Records mal wieder und bei den Tätern handelt es sich schon wieder um eine dieser Berliner Bands für die ich langsam mal Mengenrabatt verhandeln sollte. Post Punk, ja wer hätte es denn gedacht? Solcher, der seine Herkunft mit Würde trägt, dabei aber jedes mal einen eigenen kreativen Spin mitbringt. Funky und doch mit ordentlich knirschendem Dreck im Getriebe. Besonders prominent ist hier ein gewisser Surfrock-Vibe, den sie mutwillig wie ein Brecheisen zwischen die Speichen werfen, was ein paar spaßige Stunts und Manöver zur Folge hat. Auch etwas durch einen Gun Club-meets-The Fall-Fleischwolf gezogener Rockabilly ist da mit von der Partie. Mein persönlicher Fave hier ist eine feines Geschoss namens Angerman, welches das Spiel von Zuckerbrot und Peitsche, aus dissonantem Noise und Melodie, ganz perfide auf die Spitze treibt.
Irgendwie ist mir dieser Typ aus Ocean City, New York bisher durch die Lappen gegangen. Sein Langspiel-Debüt trifft dafür aber gleich mal voll meinen Nerv mit einer Auffassung von simplem bis dummen Garage-, Electro- und, gelegentlich, Synth Punk, der häufig noch mal einen deutlichen Schlag in Richtung '77 aufweist und an alte Pioniere wie Screamers, MX-80, Metal Urbain/Dr. Mix & The Remix oder auch ein kleines bisschen an Chrome erinnert. In Country Girls gibt es dann passend zum Titel noch einen leichten Anflug von Gun Club-mäßigem Cowpunk, während man in der Gegenwart vielleicht Vergleiche zu so Acts wie S.B.F., Kid Chrome, Zoids oder Mateo Manic ziehen möchte.
Nach einem etwas inkonsistenten Debüt-Tape im letzten Jahr kommt die neue LP dieser Berliner Band mit einem deutlich gereiften Postpunk-Sound daher, dem ein starker Roots- und Folk-Einfluss innewohnt und ein allgemeiner Vibe der mich etwa an den Americana-/Cowpunk von Angst erinnert, an Post-Miami Gun Club und an Solozeug von Rikk Agnew, während man in der Gegenwart Vergleiche etwa zu Jackson Reid Briggs & The Heaters oder Low Life ziehen mag. Außerdem schwingt in Songs wie Reanimation, Pissing und Look Of Disgust so eine British Invasion-mäßige Melancholie mit, die etwa an The Resonars oder The Bevis Frond erinnert. Also anders ausgedrückt: Das sind ganz und gar nicht die üblichen Grundzutaten für ein Punkalbum, was den Krempel ja auch wie Arsch auf Eimer für den kommenden EU-Release an der ersten Theke prädestiniert.
Das irgendwo in New York / New Jersey umtriebige Label State Champion Records hat mal wieder eine geile Kassette für uns auf Lager von einer Band aus Helsinki, die darauf einen voll ausgeformten Sound generiert, der nach so viel gutem Zeug klingt dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll. Zum Einstieg hat das etwas von einer Fusion aus etwas dunklerem Post Punk etwa der Rank/Xerox- oder Pigeon-Machart und Richtung Art Punk schielenden Garage- und Post Punk-Acts der Sorte Patti, Lithics, Reality Group, Vintage Crop oder Yammerer. In den mittleren zwei Songs macht sich dann ein relaxterer Vibe mit leichter Indie Rock-Tendenz breit, was z.B. an Gotobeds, Sleepies, Tape/Off oder B-Boys erinnern mag und im Rausschmeißer-Song Plastic Marine finden beide Tendenzen dann zur perfekten Symbiose zusammen.
Eine sehr coole kleine Debütveröffentlichung von einer Band aus Buenos Arires. Alles dreht sich um einen mehr oder weniger oldschooligen, Saxophon-veredelten und vage an die Downtown Boys erinnernden Garage- und Art Punk-Sound, der auch ein paar Abstecher etwa in die Postpunk-Zone oder '77-getränkten Powerpop zulässt, was die Sache immer spannend hält. Noch geht nicht jeder Versuch zu 100% auf (Ya no soy hat als Song einfach zu wenig Fett auf den Rippen), aber das meiste fluppt doch ganz vorzüglich.
Eine raubeinige aber auch ziemlich melodische Wall Of Sound errichtet das Debütalbum dieser Band aus Aarhus, ein Klangbild zwischen den Welten von Noise Pop, Art- und Post Punk, gleichermaßen an Teksti TV 666 und The Men der Open Your Heart-Ära erinnernd, an 80er SonicYouth-ismen und nicht ohne eine gewisse MX-80-Kante. Als ob das alles noch nicht verlockend genug wäre, macht obendrein noch eine ruhelose Bläsersektion jeglichen Widerstand zwecklos.
Mit ihrem zweiten Langspieler haben sich Waste Man aus New Orleans fast komplett von dem Hardcore-Faktor gelöst, der auf ihrem saustarken 2018er Tape A New Type Of Worry noch alles zusammen hielt. Was nicht heißen soll, dass ihre neueste LP weniger spannend wäre, ganz im Gegenteil: Das hier ist ihr bislang ehrgeizigster und gleichermaßen reifster Output geworden. Eine unvorhersehbare Abfahrt, die auf dem Weg mal bei so Schlaumeier-Garage Punk á la Vintage Crop, Dumb und Uranium Club aneckt, von dort einen Bogen über Art Punk der Sorte Lithics oder Patti, hin zu modernem Post Punk der Public Eye-, Gotobeds- und Bambara-Schule aufspannt. Gleichzeitig strahlt das ganze aber auch noch ein paar oldschooligere Vibes ab - leichte Echos von Wire und Saccharine Trust sind dabei am deutlichsten auszumachen.
DWP ist das aktuelle Soloprojekt von Sloane Flashman, der sich in der Vergangenheit auch bei der Postpunk-Formation Nail Polish an der Gitarre zu schaffen machte. Wer bereits mit deren experimentellem, No-Wave inspiriertem Krach vertraut ist, ahnt sicher schon, dass es auch auf dieser EP wieder etwas abenteuerlicher zugeht. Innerhalb von acht abstrakten, monotonen Skizzen entfaltet sich hier eine experimentelle Art Punk-Klanglandschaft, die - neben vielen anderen Dingen - scheinbar zu gleichen Teilen Einflüsse von Suicide, Wire und Glenn Branca in sich aufgesogen hat.
Wieder mal eine tolle EP von Germ House, einem Soloprojekt von Justin Hubbard aus Rhode Island, der zufällig auch bei Far Corners seine Finger im Spiel hat. Die drei neuen Songs strahlen erneut den vertrauten Lo-Fi Charme aus und decken eine Bandbreite ab, die von kantigem Post Punk - welcher sicher ein paar Einflüsse bei The Fall oder Desperate Bicycles aufgesogen hat - hin zu klassischem Garage Rock und gegenwärtigem Garage Punk reicht. Gleichzeitig offenbart das ganze aber auch ein paradoxes Ohrwurmpotenzial und einen verspielten Vibe, der mich an The Woolen Men denken lässt.