Verdammt geiles Zeug fabrizieren Co-op aus Vancouver da auf ihrem zweiten Tape. Post- und Artpunk kommt einem da entgegen, mit einem gekonnten Spiel aus Melodie und Dissonanz, Noise-lastiger Gitarrenarbeit und einer stark psychedelischen Geschmacksnote. Besonders in der ersten Hälfte dieser EP klingt das ein bisschen als würden Wire durch die Noise-Texturen der frühen Sonic Youth gefiltert. Im zweiten Teil fühle ich mich dann zunehmend and die abstrakten, schleppenden aber hochkonzentrierten Songkonstrukte von Behavior erinnert. Trotz aller Dissonanz, krummen Takten und sonstigen Sperrigkeiten bleiben die sechs Songs aber erstaunlich griffig und zugänglich. Vielleicht ist das die Wirkung des Gesangs von Evan Gray, der als Gegenpol zu all dem eine unglaubliche Ruhe verströmt, den Hörer an die Hand nimmt und sicher durch die verschlungenen Winkel der Musik führt.
Seit einigen Jahren stehen die Wireheads aus Brisbane jetzt schon für einen ausgesprochen kruden Sound, der klingt als würde er jeden Moment in sich zusammen fallen und der auf seine ganz unverwechselbare Art Elemente aus Garage Rock, Proto-, Post- und Art Punk vermengt. Es treffen Versatzstücke von Modern Lovers und Velvet Underground auf den Minimalismus und die quasi zur Religion erhobene Repetition von The Fall. Aber mit einem Frontmann, der eher suizidgefährdet als streitlustig klingt. Dabei gibt er eine eigenwillige Lyrik von sich, die sich mehr auf einer emotionalen als auf einer logischen Ebene erschließt. Als wiederkehrendes Motiv lässt sich diesmal eine seltsame Zahlenmystik erkennen. Kann was bedeuten, muss aber nicht.
Zugänglicher klingen sie auf ihrem neuen Album und definitiv einfacher an einem Stück zu hören als auf dem sehr guten, aber auch recht fragmentarisch und sediert wirkenden Vorgänger Arrive Alive aus dem letzten Jahr. Das meine ich keineswegs abwertend. Der schleppende, resignierte Vibe der letzten Platte war kein Unfall, sondern genau der springende Punkt, das zentrale emotionale Statement dieses Albums. Auf Lightning Ears sind hingegen nicht nur die rockenden Nummern zahlreicher und haben deutlich mehr Biss, auch viele der ruhigeren Momente gehören zu ihrem besten Songmaterial. Die Psychedelia von Is Frances Faye God? und das folkige The Overview Effect gehören zu den definitiven Highlights hier.
Drop Medium ist ein noch sehr junges, in Portland ansässiges Label, dessen Aktivitäten es unbedingt weiter zu beobachten gilt. Die Bude fiel zuletzt schon äußerst positiv durch Veröffentlichungen von Spoodee Boy und Faux Ferocious auf, und hat jetzt mit dem Debütalbum der New Yorker Band Shimmer auch schon das nächste Highlight nachgeschoben. Experimentellen und sperrigen Lärm gibt's darauf zu hören, den man wahlweise irgendwo im Umfeld von Noise Rock, Post Punk, No-Wave, Math Rock oder Art Punk einordnen könnte. Wer angesichts des aktuellen Housewives Albums nicht die Flucht ergriffen hat, oder wer dem kruden Lärm der Soupcans nicht abgeneigt ist, der könnte auch an dieser schrägen Platte Gefallen finden.
Mit einer fürs Radio aufgenommenen Live-im-Studio Session veröffentlicht die New Yorker Band zum ersten mal Tonmaterial, das mit etwas Fantasie einem regulären Album nahe kommt. Musikalisch ist das… Fragmentiert wäre vielleicht ein passendes Wort dafür. Am deutlichsten lassen sich da noch Elemente aus altem Post Punk und Art Rock ausmachen, gelegentlich hört man Mission Of Burma, Velvet Underground oder frühe Talking Heads dahertrapsen. Dann gesellen sich hier und da ein gewisser Minutemen-Vibe oder unerwartete Anklänge ans Dischord- und Touch&Go-Universum dazu. Und das bringt die Sache immer noch so was von gar nicht auf den Punkt. Diese Undefinierbar- und Unberechenbarkeit trägt durchaus zum Charme der losen, aber mit zahlreichen Höhepunkten gespickten Ansammlung von Songs und Fragmenten bei.
Lange ein Geheimtip der lokalen Szene, hat David Nance aus Omaha in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe selbstveröffentlichter CD-Rs mit krudem Garage Rock rausgehauen und spülte erstmals im letzten Jahr mit seinem charmant LoFi-mäßigen Debüt für Ba Da Bing Records in an die Oberfläche. Aus gleichem Hause kommt jetzt der Nachfolger und wirkt durch einen vergleichsweise klaren Sound etwas zugänglicher, ohne dass die Musik an sich irgendwelche Kompromisse eingeht. Die Klangpalette ist vielfältiger geworden, es machen sich diesmal deutliche Americana-Einflüsse breit; sogar für eine - selbstverständlich ordentlich verbeulte - Country-Nummer ist sich der Mann nicht zu schade. Ansonsten dominiert nach wie vor eine sumpfige Mischung aus altem Proto- und Artpunk, Blues- und Garage Rock, einem Hauch von Glam. Oder auch mal Velvet Underground meets late The Gun Club meets early Nick Cave meets electrified Neil Young meets The Modern Lovers. Oder ganz was anderes, whatever… ich weiß ja nix von Musik.
Wie aus dem Nichts kommt plotzlich diese Londoner Band daher mit einer brillianten Debüt-EP und einem Sound aus rohem, aber kontroliertem Post-/Artpunk und einem herzhaften Garage-Nachbrenner. Man darf sich dabei durchaus an so unterschiedliche Bands wie etwa Flipper, The Fall, Wire oder Swell Maps erinnert fühlen.
Aus der Zeit gefallener Synth-/Artpunk auf dieser EP von Becky & The Politicians aus Portland, der immer auch mit einem Auge auf die Tanzfläche schielt.
Artpunk stark experimenteller Prägung auf diesem Tape von Fruit & Nut aus Melbourne. Eine eklektische Mischung mit den besten Restabfällen aus Postpunk, Garage, Noise, Mathrock, gelegentlich sogar etwas Psych- und Prog-Gedöns.
Spray Paint aus Austin hatten dieses Jahr offenbar etwas viel Energie übrig. Auf jeden Fall genug, um bisher ein Tape, ein Album und eine Splitsingle mit Exek rauszuhauen. Und jetzt ein weiteres Album, diesmal auf Monofonus Press erschienen. Immer noch abstrakt und dissonant, ist ihre Strategie hier aber weniger offensiv als auf dem gnadenlos vorwärts stürmenden "Punters On A Barge", stattdessen üben sie sich auf diesem Album überwiegend in wohltemperierter rhythmischer Präzisionsarbeit.
Die früheren Platten von Wireheads aus Adelaide waren ein mürber Bastard aus Garagepunk und Art-/Protopunk, eine einzige große Sollbruchstelle. Die musikalischen Koordinaten sind auf ihrem neuesten Album in etwa die gleichen geblieben, allerdings steht das ganze jetzt auf einem etwas stabilerem Fundament ohne dass sie dabei ihre liebenswerte Knarzigkeit einbüßen.