Eine weitere konstante Präsenz der US-Garagenszene, irgendwie schon fast seit beginn dieses Blogs immer zugange, kommt hier mit einer neuen LP daher und es handelt sich mal wieder so ein verdammtes Prachtstück! So erfinderisch und vielseitig wie eh und je, führt er darauf seine immer angenehm schräge, Devo-fizierte Auffassung von Garage Punk fort, die dem Hörer immer um zwei Schritte voraus und jederzeit mit dem Schalk im Nacken für eine Überraschung gut ist - eine Vision, die sich erstmals mit der 2019er Beta Blockers LP richtig zusammenfügte. Songs wie Hemgeeh und Projector haben so einen leicht spacig-psychedelischen Mononegatives-Vibe an Bord während die zweite Hälfte von ein paar stark Synth-getriebenen Popsmashern und einer fluffigen They Might Be Giants-Coverversion aufgelockert wird. Als besonderes Highlight auf einer eh schon durchweg geilen Platte wäre da noch Alligator Facing East zu erwähnen, eine sowas von perfekte epische Abfahrt zu kompakten vier Minuten verpresst! Andere plausible Orientierungspunkte für den Sound dieser Platte wären dann noch so übliche Verdächtige wie Andy Human and the Reptoids, Freak Genes, Isotope Soap and New Vogue. Geht alles runter wie Bier!
Über die vergangenen Jahre hat sich das in Portland ansässige Label Spared Flesh Records zu einer wahren Festung des unkonventionellen Post-, Garage- und Art Punks gemausert und diese neue LP von Reuben Sawyer aka Anytime Cowboy ist auch wieder so ein erstaunlicher Rohdiamant. Sein bluesiger, minimalistischer Cowpunk-Sound kommt hier in etwa rüber wie eine kleinlaute Inkarnation von The Gun Club, die Angst davor hat die Nachbarn zu wecken… aber auch schon mal wie eine super-gedämpfte Version von Parquet Courts oder Tyvek und in manchen Momenten erscheint mir auch die diesjährige LP von Peace de Résistance als Vergleich nicht allzu weit hergeholt. Eine Klangästhetik, die einen langsam in den Schaf lullen könnte, wäre da nicht diese konstante Ahnung von den schrecklichen Abgründen, die hier hinter jeder Ecke zu lauern scheinen, was nur weiter potenziert wird von Sawyer's tiefer, ruhiger Stimme mit einer gleichermaßen beruhigenden wie unheimlichen Qualität.
Pedigree aus Tournai, Belgien lassen nach ihrer exzellenten 2020er Mini-LP einen weiteren Batzen ausgesprochen kräftiger Songs vom Stapel, die den Trend der letzten Platte fortsetzen, weg vom ursprünglich sehr garagigen Sound hin zu einer stärker im Post Punk verankerten Ästhetik, wobei hier neuerdings aber auch Spuren von '90er Postcore mit dabei sind in Songs wie Trapped,S.A.D. and Bread, die mir unter anderem Klassiker von Jawbox, Drive Like Jehu, Polvo oder Hot Snakes ins Gedächtnis rufen. Disgraced hat hingegen ein Gespür für Melodie unter der Haube, das auch im Reportoire etwa von Vaguess, Bad Sports oder Motorbike nicht weiter auffallen würde. Mein früherer Vergleich zu französischen Bands wie Telecult oder Nightwatchers trifft auch weiterhin halbwegs zu, sowie auch ein Bündel internationaler Acts wie Sauna Youth, Teenanger, Video, oder Clamm.
Nach einer bereits verdammt netten ersten EP im Frühling dieses Jahres kommt dieses (vermutlich) Duo aus Hollywood, Florida jetzt schon mit einer noch viel schrägeren, exzentrischen und eklektizistischen Kassette als Nachfolger daher, dessen Töne erneut an den Tellerrändern von Post-, Garage-, Egg- und Art Punk rumschweben. Gleich zu Beginn fällt mir eine gewisse Ähnlichkeit zu den kruden Proto-meets-Post Punk-Skizzen der ersten Peace de Résistance EP ins Auge, kombiniert mit den Acid-/Space Rock-Tendenzen des jüngsten Scooter Jay Tapes. Digging My Grave überrascht und entzückt dann mit einem angenehm schief liegenden Cowpunk-Feeling während der allgemeine Vibe und ausgesprochene "anything goes"-Ansatz mich besonders an Acts wie Print Head, Electric Prawns 2 erinnern. Auch die brandneue Anytime Cowboy-Platte stellt sicher keinen üblen Vergleich dar. Andere Momente rufen darüber hinaus Assoziationen etwa zu Snooper, Metdog, Checkpoint, Silicone Prairie hervor… sogar eine Spur von frühen Woolen Men hat das ganze!
Auf ihrem vierten Langspieler kommen die texanischen Post Punk-Overlords Institute so stark wie eh und je daher und lassen keinen Zweifel daran, dass sie noch reichlich Tricks auf Lager haben um das Publikum mit unvorhersehbaren Moves auf Zack zu halten. Der Trend des Vorgängers zu einem melodischeren und relaxteren Sound setzt sich hier fort und kommt immer näher an den Vibe von Peace de Résistance, dem irgendwie in New York ansässigen Projekt von Frontmann Mose Brown, das ebenfalls einige Inspiration aus der ersten Welle von Post- und Art Punk bezieht. Da wäre z.B. ein starker Einschlag á la Television, Modern Lovers oder frühen Soft Boys zu vermelden in Songs wie City und Wonder. Dead Zoneklingt dann ein bisschen nach Wipers-treffen-auf-Saints, wohingegen All The Time Anklänge etwa an Métal Urbain, MX-80, Suicide und Chrome beinhaltet. Dopamine For My Baby klingt seltsamerweise stark nach den aktuellen New Yorker Überfliegern Straw Man Army. Alle diese Tendenzen fließen dann zu guter Letzt in dem epischen Rausschmeißer Warmonger zusammen.
Noch so ein irrsinnig hochkarätiger Release auf Erste Theke Tonträger von einer Band aus Melbourne, die sich unter anderem Mitglieder mit Pinch Points, Dr. Sure's Unusual Practice, Gonzo und Dragnet teilt. Der Opener legt gleich los mit einem abenteuerlichen Gemisch zwischen Garage-, Synth- und Art Punk, der mich an so Bands wie Ghoulies, Set-Top Box, Isotope Soap und auch ein bisschen an Erik Nervous denken lässt. Friends geht zunächst in eine ähnliche Richtung, nimmt dann aber eine scharfe Kurve in die Sphären von psychedelischem Post Punk so á la Marbled Eye, Yammerer, Waste Man oder Public Eye. Break überrascht mit einem unverschämt relaxten und psychedelischen Garage-/Fuzz Pop-Groove, gefolgt von dem kompakt-ökonomischen Garagenrocker Ice Summit mit Echos von Parquet Courts, Tyvek und Shark Toys. Wirklich abgefahren wird's dann bei Drift, einem epischen Manöver im dem Garage und Eggpunk-Versatzstücke auf unverblümte Progressive Rock-Anleihen treffen - dabei scheut man sich auch keinesweg davor, im Mittelteil so richtig käsig zu werden. Seite B gibt sich dann etwas weniger ambitioniert und homogener, aber keineswegs weniger entzückend in einem geradeaus rockenden Farbenrausch, der unter anderem so Zeug der Marke Cherry Cheeks, Smirk, Metdog, Powerplant and Freak Genes reflektiert.
Auch auf ihrem zweiten Album überzeugen mich die Leipziger erneut weniger mit Originalität als mit solidem Handwerk und hoher Wandlungsfähigkeit, mit der sie auch hier eine Reihe bewährter Formeln präzise und spezifikationsgetreu wiedergeben. Post Punk ohne Bullshit, könnte man auch sagen. Dieses mal lässt sich neuerdings aber auch ein Hauch von Eggpunk-Ästhetik darin feststellen. Songs wie Dogman bekommen dagegen eine eher garagige Kante verpasst. Egg Machine hat eine Spur von Wire mit an Bord, Invisible Spook gefällt mit oldschooligen Goth-/Deathrock-Vibes und durchweg weht irgendwie auch der Geist von Gun Club durch diese Songs. Selbstredend bieten sich auch weitere Leipziger Acts wie Ambulanz, Lassie und Laff Box als mehr oder weniger robuste Vergleiche an.
Die Band aus Montreal legt hier ordentlich nach mit dem ersten neue Material nach einer exzellenten, selbstbetitelten LP in 2020. Viel Synth-lastiger ist die Sache diesmal geworden aber auch kein bisschen weniger infektiös, was einen konstant im Wandel befindlichen Vibe versprüht, der hin und wieder auch an so Bands wie Freak Genes, Useless Eaters, Powerplant, Andy Human and The Reptoids, Lost Sounds, Mononegatives und Alien Nosejob erinnern mag, nur um einige der offensichtlichsten Hausnummern zu nennen.
Flat Worms gehören fraglos zu den zuverlässigsten Acts der letzten Jahre - man weiß im groben, was man zu erwarten hat aber auch dass es gut wird und jedes mal genug frische Ideen mitbringt, um spannend zu bleiben. Selbstredend kann die neueste LP auch nicht enttäuschen. Ihr ganz eigener Sound zwischen den Welten von Garage Punk, Noise Rock und Post Punk pulsiert so tight und energisch wie eh und je, kommt dabei vielleicht aber noch eine spur verspielter und abwechslungsreicher rüber als zuvor. In SSRT vermischen sich die markanten Grooves von Wire und Television zu einem subtil krautigen Konstrukt. Time Warp In Exile fühlt sich in etwa an wie eine Fusion von The Cowboy mit Spray Paint… ähnliches könnte man auch dem das Album abschließenden Titeltrack bescheinigen, aber der borgt sich definitiv auch ein paar Elemente vom Ruts-Klassiker It Was Cold.
Sorry folks, es gibt keinen kompletten Albumstream den ich einbetten kann, aber drüben bei Soundcloud gibt es das ganze Ding zu hören..
Aufregender Scheiß im Spannungsfeld zwischen Noise Rock, Postcore und Garage Punk auf der neuesten EP dieser Band aus Tokyo, die sich obendrein als ausgesprochen vielseitig und wandlungsfähig präsentiert. Proto-Being stürmt direkt los wie eine Mischung aus Multicult, Tar und Drive Like Jehu. Slug hat dann mehr einen melodischen Vibe, der an Bands wie Bitch Magnet, Polvo und Chavez erinnert. Evidence verströmt einen Acid-getränkten Proto Punk-Vibe als träfen z.B. MX-80 auf frühe The Men und einen Hauch von Wipers. Zu guter Letzt ist dann in Disconnect noch so eine gewisse Hot Snakes-meet-Nation Of Ulysses-Energie am Start.