Eine weitere Ladung an starkem Garage Punk mit gelegentlicher Hardcorekante aus der zuverlässigen Szene in Melbourne. Öfter mal versprüht das die atemlosen Qualitäten von Jackson Reid Briggs & The Heaters, kombiniert mit dem etwas bodenständigeren Garagensound etwa von Civic oder früheren Vaguess. Der Pop-Instinkt letztgenannter, sowie auch einiges an Pist Idiots-mäßigem Drama, finden ihren Höhepunkt im hymnischen A Minute's Silence.
Keine Ahnung ob Alien Nosejob aktuell als vollzählige Band existieren, aber zumindest das zweite Album seines Projekts hat Jake Robertson (Ausmuteants, School Damage, Leather Towel, Hierophants, etc.) jedenfalls ganz alleine eingespielt. Nachdem die letzten paar Veröffentlichungen ein recht wilder Ritt waren, der von Power- und Jangle Pop über Synth Pop bis hin zu einer Hardcore-7" reichte, ist der neue Langspieler ein unerwartet homogenes Werk, das sich in einem Spannungsfeld zwischen typischem Ausmuteants-Garagenzeug und traurigem Powerpop bewegt, verpackt in einer flauschigen, mal mehr, mal weniger hochfidelen Analogästhetik. Das Songmaterial ist ausnahmslos vom feinsten - Mr. Robertson ganz in seinem Element.
Auf ihrem neuesten Kurzspieler hauen uns Iron Cages aus Washington drei ausgezeichnet drückende Rüffel aus garagifiziertem Hardcorepunk vor den Latz, welche für die Band einen massiven Fortschritt markieren - hin zu einem kompakteren, griffigen Sound für Freunde etwa von Fried Egg, Punk Guitars, Cülo, Anxiety oder Electric Chair.
Ein wundervolles, gestörtes Chaos ist das zweite Album von Trashdog aka Andrew Jackson - dem verantwortlichen Spacken hinter dem Label Digital Hotdogs - geworden. Dass hier die Uhren nicht ganz normal ticken war schon zu erwarten, aber von der Masse an feinster Qualität, die hier wild über den Boden verteilt zu entdecken ist, bin ich doch stark überrascht - besonders nachdem mich das erste Album nicht so komplett überzeugen mochte. Zu einem Drittel besteht das aus bekifften bis hirnverbrannten Gags. Zu einem weiteren aus ebenso mitreißenden wie schrägen Sounds, die irgendwo zwischen Garage Punk, Power Pop, Synth- und Elektropunk, einem Spritzer Glam ihr ausgesprochen einfallsreiches Unwesen treiben. Beim letzten Drittel bin ich mir dann nicht so sicher, in welche der beiden Kategorien es jetzt gehört. Alles zusammen ergibt eine vielleicht etwas überwältigende, aber nichts desto trotz sehr geile Abfahrt.
Moist Boy aus New Bedford, Massachusetts sind einer der seltenen Fälle in denen sich eine Band dem Pop Punk-Gehege annähert, ohne mich sofort in die Flucht zu treiben. Aber ehrlich gesagt liegt das eher daran, dass die meisten Pop Punk Bands einfach massiv saugen und die fundamentalsten Bausteine von genießbarem Punkrock nicht geregelt kriegen in einem Subgenre, das scheinbar eh keine Qualitätsstandards kennt. Moist Boy hingegen saugen ganz und gar nicht, sondern reißen vom ersten Moment an mit. 1A Songmaterial, jede reichlich Sprengkraft in einer tighten Darbietung, eine deutliche Garagenkante und durchaus finstere Lyrik sind ihre Mittel dazu. Hat unter anderem was von Cheap Wine, Dark Thoughts, Steve Adamyk Band und gar ein bisschen Marked Men. Erstklassiger Scheiß und Pflichtprogramm für denjenigen, der genannten Bands etwas abgewinnen kann.