Also diese Band aus Reno, Nev… ja nee, is klar. Ich bin zu 95% sicher, dass die entweder aus Leipzig oder Berlin kommen und vermutlich auch keine Cowboyhüte auf'm Kopp haben. Die Musik tritt jedenfalls gut Popo. Ultrakompetenter Garage Punk mit der gewissen Useless Eaters, Sauna Youth oder Flat Worms-Geschmacksnote und vereinzelt etwas Hardcore-Würze.
Die Band kommt aus Dortmund, macht aber keine Musik für die Neunziger (jaja, alte Säcke werden sich erinnern…). Wohl eher für die späten Nuller und frühen 2010er - ein sehr geradliniger, eher Melodie-getriebener Post Punk-Sound, wie man ihn damals besonders von The Estranged, teilweise auch von Criminal Code zu hören bekam und wovon Aspekte gelegentlich auch in jüngeren Jahren von Bands wie Anxious Living, VR Sex oder Ufosekte wieder aufgegriffen wurden. Das ist jetzt sicher nicht die Spitze der Originalität und kann über die Laufzeit der sechs Songs schon etwas eintönig werden. Andererseits ist aber ganz klar schon ein grundsolides Fundament vorhanden, von dem ausgehend man in Zukunft sicher noch expandieren, erforschen und elaborieren wird.
Das irgendwo in New York / New Jersey umtriebige Label State Champion Records hat mal wieder eine geile Kassette für uns auf Lager von einer Band aus Helsinki, die darauf einen voll ausgeformten Sound generiert, der nach so viel gutem Zeug klingt dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll. Zum Einstieg hat das etwas von einer Fusion aus etwas dunklerem Post Punk etwa der Rank/Xerox- oder Pigeon-Machart und Richtung Art Punk schielenden Garage- und Post Punk-Acts der Sorte Patti, Lithics, Reality Group, Vintage Crop oder Yammerer. In den mittleren zwei Songs macht sich dann ein relaxterer Vibe mit leichter Indie Rock-Tendenz breit, was z.B. an Gotobeds, Sleepies, Tape/Off oder B-Boys erinnern mag und im Rausschmeißer-Song Plastic Marine finden beide Tendenzen dann zur perfekten Symbiose zusammen.
Die neueste EP der Band aus Sydney knüpft nahtlos an die Großartigkeit ihres Debüts von 2019 an und lässt erneut einen dichten Wirbel aus Post Punk und -core vom Stapel, der gleichermaßen Inspiration aus den eigenwilligeren Ecken der 80er Szene á la Saccharine Trust, Really Red oder Man Sized Action zu schöpfen scheint wie aus dem Folk- und Cowpunk von Angst, aber auch ein deutlicher Hot Snakes-Fahrtwind kommt einem da entgegen.
Kein Wunder, dass der Scheiß sich so vertraut anfühlt. Bei The Wind Ups handelt es um ein neues Soloprojekt von Jake Sprecher, der Freunden von Krach und Melodie unter anderem als Teil von Terry Malts und Smokescreens bekannt sein dürfte. Deutlich lauter und roher als seine anderen Bands in jüngerer Zeit geklungen haben (jedoch noch ein gutes Stück entfernt vom Tempo und Fuzz-Faktor der frühen Terry Malts) klingt das häufig nach einer Fusion zwischen eben jenen Terry Malts und so leicht in Richtung Post Punk schielenden Garagenbands á la Tyvek und Parquet Courts. Andere Songs haben ein bisschen was von The Spits, Ricky Hell oder irgendwas aus dem Reatard(s)-Dunstkreis. Wenn er aber hingegen volle Pulle einen auf Powerpop macht, versprüht das zweifellos einen gewissen British Invasion Vibe.
Puh.. wer auch immer dieses Album gemischt und/oder gemastert hat muss geradezu taub sein. Ich bin ja einiges an klanglichen Extremen gewohnt und lasse normal immer die Finger von den Klangreglern, aber hier passiert es mir zum ersten mal, dass ich eine Veröffentlichung nicht ertrage ohne brutal die Höhen runter zu drehen. Unter Umständen mag das physische Tape diesbezüglich weniger schmerzhaft sein als die digitale Veröffentlichung.
Davon abgesehen tritt das hier aber ordentlich Arsch. Keine Ahnung warum das bei mir so lange gedauert hat - ich bin mir sicher, über dieses Ding schon mal gestolpert zu sein, aber irgendwie brauchte mein kaputtes Gehirn nochmal eine Erinnerung in Form einer erneuten (nur digitalen?) Veröffentlichung bei Goodbye Boozy um die Qualitäten der Texaner zu registrieren. Die spielen jedenfalle einen ziemlich wilden, schwer vorhersehbaren Mischling mit Elementen aus Garage Punk, Noise Rock, Post Punk und Postcore, den man je nach Laune mal mit Patti, Rolex, Cutie, Mystic Inane or Brandy vergleichen mag.
Eine weitere Hammer-EP von TVO aus Philadelphia. Diesesmal wird der Garagenfaktor deutlich hochgefahren, ohne den Hunger der Band nach oldschooligem proto-noise rock und -sludge zu vernachlässigen. Man stelle sich eine seltsame Mischung aus den New Yorkern Cutie und australischen Garagenbands wie Mini Skirt, Pist Idiots vor, welche dann seitwärts mit altem Krawall vom Schlage U-Men, Scientists, X (Sydney, nicht L.A.) kollidiert und vielleicht auch noch einem leisen Hauch von Mudhoney.
Whoosh! Die zweite EP der Wails aus Stockholm bringt eine weitere grundsolide Ladung hochentzündlicher Garage Punk-Nummern an die Frau von Welt. Ein geringfügig Noise-lastiger Sound ist das, der sich irgendwo zwischen den Tugenden von The Cowboy, Sauna Youth, Ex-Cult und True Sons Of Thunder festgebissen hat.