Mit zwei EPs voller glorreichem Chaos haben Patti aus Oakland schon länger für Aufhorchen gesorgt. Jetzt ist ihr Langspieldebüt via ETT zu bekommen und immer noch droht ihre Musik keinesfalls normal zu werden. Im Gegenteil, stilistisch sind ihre Zutaten noch wilder über die Strecke von 16 Songs verteilt als das bisher eh schon der Fall war. Gleichzeitig kommen ihre Arrangements aber noch mal auch ein ganzes Stück ausgereifter rüber, angefeuert von einer entschlossenen Groovekompanie, tighter als es jene Hosen heute sind, dir mir vor geraumer Zeit mal um den Arsch gepasst haben. Vergleiche kann man unter anderem ziehen zu den rotierenden Mikrogrooves aus dem Hause Uranium Club. Dem verwinkelt-verspielten Artpunk der Lithics. Tanzbarem Postpunk der Slumb Party- oder N0V3L-Varietät. Immer wieder scheint ein funkiger Minutemen-Vibe durch, vereinzelt auch mal ein 90er Dischord-Versatzstück zwischen sehr späten Fugazi und dem kantigen Math Rock von Faraquet. Oh, und eingeklemmt zwischen all diesem Gerümpel strecken auch Devo mal vorsichtig die Nase heraus. Also wie gehabt, eine Schweinerei von höchstem Genussfaktor.
Die Band aus Olympia, Washington machte ja schon mit ihrer ersten EP im vergangenen Winter ganz ausgezeichneten Wind. Was ich da noch nicht wusste ist, dass es sich zur Hälfte um Mitglieder der hier auch schon mehrfach vertretenen Beta Boys handelt. Kein wunder also, dass unter der Schale aus ebenso oldschooligem wie auch unkonventionellem, einfallsreichem Hardcore auch jede Menge Garagensubstanz zur Griffigkeit ihres Sounds beiträgt.
Noise Rock aus Berlin, der sich überwiegend bei nicht allzu überraschenden Vorbildern bedient - in der Bassabteilung wären das Shellac, die Gitarrenarbeit scheint eher bei The Jesus Lizard und Scratch Acid entlehnt. Etwas Uzeda wäre da außerdem im Angebot und an aktuelleren Bands kann man sich mal an die rigide Disziplin von Multicult, ein anderes mal an die ungleich gröbere Herangehensweise etwa von Tropical Trash erinnert sehen. Auch wenn hier also offensichtlich das Rad nicht neu erfunden wird, kann mich das Ergebnis weitgehend überzeugen.
Hier ist auch schon wieder der nächste Schwung an quirligen Postpunkwippern von der Band aus Seattle, die doch tatsächlich so klingen als hätten die Beteiligten Spaß an der Sache. Patti und Rolex sind da immer noch ganz plausible Orientierungshilfen.
War ja klar, dass die Band aus Sydney erneut an der ersten Theke aufschlägt. Wie zu erwarten sind auch die vier neuen Songs ein Feuerwerk der kanalisierten Wut und des Unbehagens - unter roher Kraftanwendung auf so engen Raum komprimiert, dass eine gleichwertig heftige Entladung schon vorprogrammiert ist. Der auf der Debüt-EP teilweise erzielte Geschwindigkeitsrausch wird hier etwas zurückgefahren, was dem allgemeinen Energielevel aber nicht sonderlich schadet - sebst oder gerade wenn sie wie in Ill Nature mit angezogener Handbremse eine an alte Amphetamine Reptile-Schule erinnernde Hydraulikpresse zum besten geben.
Wunderbar pervers dreckiges Zeug aus Washington, DC, das in einem Spektrum zwischen Hard-, Post, Garage- und Weirdcore ganz ungeniert eigenwillig rumkrawallt - eine ordentliche Dosis an kaputtem, KBD-mäßigem Punk und ein gelegentlicher Syntheinsatz tragen ebenfalls sehr zum Genuss bei.
Vier bereits sehr appetitlich anmutende Kurzspieler-Häppchen gibt uns hier eine mutmaßlich einköpfige Band aus Cambridge auf die Ohren. Auf die elektrische Trommel kloppender Garagepunk befindet sich im Inneren und wird besonders bei Freunden von S.B.F., Kid Chrome, Skull Cult oder Powerplant große Zufriedenheit hervorrufen.
Hui, auch schon 'ne Weile her, seit die New Yorker etwas von sich hören ließen. Ihre neue Platte auf Total Punk fährt jedenfalls genau die zu erwartende Garagepunk-Urgewalt mit deutlichem Hardcore-Einschlag und kleinen Noise-Partikeln auf. Läuft rund wie eh und je.
Kurzspieler Nummer drei der Band aus Sydney schließt nahtlos da an, wo ihre unerwartet starke zweite EP vor anderthalb Jahren aufgehört hat. Mit gleichermaßen großer Wucht und Eleganz vorgetragene, angepisste Hymnen, die zwischen kräftigem Garagenpunk und bittersüßem Powerpop oszillieren und Ähnlichkeiten vor allem zu weiteren australischen Kollegen der Marke Mini Skirt, Royal Headache, Bed Wettin Bad Boys, Jackson Reid Briggs & The Heaters oder Dumb Punts aufweisen. Ihren eigenen Platz innerhalb des unüberschaubaren australischen Garagenwildwuchses finden sie aber insbesondere aufgrund von ausnahmslos tadellosen, oft brillianten Songwriting-Qualitäten.
Ein hocheffektives Gemisch aus ca. 70% altschuligem Noise Rock, aufgefüllt mit ebenso zeitlosem Postcore, kommt von dieser Band aus Oulu, Finnland. Gemessen an durchschnittlichen Genreverhältnissen sind hier Riffs und Rhythmen auf ein ungewöhnlich handliches Format zurechtgetrimmt, was ihren Songs ein verdammt windschnittiges Profil verleiht. Eine angemessen tight agierende Band dahinter weiß die ganze Angelegenheit mit großzügig dimensionierter Antriebskraft zu versorgen.