Selbst im Angesicht von so ziemlich allem was jenes lose Musiker-Kollektiv rund um das New Yorker Label Decoherence Records bislang so verbrochen hat, stachen Gay Cum Daddies immer noch deutlich heraus als besonders sprachlos machende Botschafter des Chaos und Unheils. In gewisser Art und Weise ist die neueste LP jetzt auch fast genau das, was man von dieser Band inzwischen erwarten kann, nämlich einen sperrigen Bastard des No Wave-verseuchten Lärms, der jedoch aller chaotischen Kakophonie zum Trotz keineswegs nach reinem Zufallsprinzip klingt. Nein, mehr als je zuvor erscheint mir die Band auf dieser Platte jederzeit hundertprozentig in Kontrolle ihrer unkonventionellen Klangkonstrukte und positiv nervtötenden Jams, die niemals auch nur den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen, dass diese Typen einen Masterplan haben. Sicher, einen sehr seltsamen, verschlungenen und verschlüsselten Plan, aber nichtsdestotrotz einen Plan. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, kommt es einem vor wie das unerhörteste, schockierendste Ding wenn in Ribboning Boulder Hands Over Data doch tatsächlich mal ein erkennbarer 4/4-Takt vorherrscht, für 30 Sekunden oder so…
Ganz schön schräger Scheiß, diese Archiv-Veröffentlichung der gesamten/einzigen Tondokumente einer kurzlebigen Band aus Brisbane, die irgendwann im oder um das Jahr 2016 entstanden sind. Da braucht es kein Genie um sofort zu erkennen, dass es sich nur um eine weitere Band des exzentrischen Avantgarde-Saitenquälers Glen Schenau handeln kann - auch als Teil von Kitchens Floor bekannt - verstärkt um jeweils einen Typen von Sydney 2000 und Piss Pain. Deren Beteiligung ist es dann vermutlich auch, was diese Platte fast schon zugänglich erscheinen lässt. Mit zugänglich meine ich in etwas konkreter: Etwa so zugänglich, wie frühe The Fall- oder Membranes-Platten zugänglich sind. Findest du sowas zugänglich? Dann das hier bestimmt auch!
Fünf neue, wunderbare Unfälle gibt's auf der aktuellen EP der neuseeländischen Avantgarde-Punks, deren kühner Dilettantismus mir immer wieder von neuem die Kinnlade gen Boden fallen lässt. Subtil ist das nicht, aber dafür laut und abgefuckt. Etwa so als hätten sich frühe Half Japanese mal ein Stimmgerät gekauft. Was will man denn mehr?