Diese schicke Kassette auf Weather Vane Records von einer Band, die unter anderem Mitglieder mit Vintage Crop gemein hat, zieht mich sofort in ihren Bann mit einer absolut zeitlosen Spielart des eleganten, formvollendeten Power Pop, der sich insbesondere durch weit über'm Durchschnitt operierendes Songwriting-Handwerk absetzen kann. Denkt dabei mal an solch mehr oder weniger aktuelle Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Tommy and the Commies, Bad Sports, The Wind-Ups, Datenight, Ex-Gold, Vacation, Mr. Teenage, Yups, Frozen Teens… pick your poison! Auch wenn das ganze etwas einseitig beladen ist mit den meisten Hits auf der A-Seite und einem klaren Durchhänger in der zweiten Hälfte, schafft es das Album dennoch mit dem rausschmeißer Hold Music, sich zu einem glorreichen Finale aufzuschwingen wie eine zwischendrin ähnlich richtungslos dahin dümpelnde Twin Peaks Staffel 2. Guter Trick!
Endlich eine ganzes Album der Hood Rats aus Montreal! Die treiben sich jetzt auch schon so einige Jahre rum, aber so richtig in die Gänge kamen die im Winter '22 - '23 mit ihren letzten beiden EPs. Die neue LP setzt sich dann auch überwiegend aus schön wuchtigen Neuaufnahmen von Songs besagter EPs und von einem 2022er Demo zusammen, aber das soll nicht davon ablenken, was für eine exquisite Bombe aus schnörkellos nach vorne gehendem US-Punk und Hardcore im Geiste der frühen '80er das geworden ist, angereichert um subtile KBD-Vibes und etwas gegenwärtigen Garage Punk. Ganz klar die definitive Inkarnation dieses Feuerwerks aus Killertunes!
Die Hard-/Postcore-Institution Sorry State Records aus Raleigh, North Carolina hat zwei neue Leckerbissen für uns auf Lager. Zuerst wäre da mal die Demokassette von Chaos OK aus Atlanta zu nennen. Der Name suggeriert ja schon mal oldschool britischen Lärm und in der Tat hat das zu Beginn so einen leicht UK82-mäßigen Vibe, welcher daraufhin aber recht schnell in eine etwas aktueller wirkende Form übergeht, nicht unähnlich zu leicht Garage-infizierten Hardcore-Acts á la frühe Electric Chair oder Kaleidoscope. Die letzten zwei Songs kommen hingegen rüber wie eine Mischung aus zeitlosem Noise, Post Punk und Postcore, irgendwo zwischen den Welten etwa von Crass, Flipper und Drive Like Jehu. Aufregender Scheiß!
Eine ähnlich oldschoolige, wenngleich auch bei weitem primitivere Naturgewalt ist die neueste 7" der Finnen Valtatyhjiö, die hier vor allem mittels schierer Krafteinwirkung überzeugen und diverse Eigenschaften von überwiegend europäischem '80er Hardcore mit - und damit schließt sich der Kreis bezüglich britischer Einflüsse - klar NWOBHM-inspirierten (Speed-)Metal-Versatzstücken anreichern.
Schön, diese Engelsstimme wieder singen zu hören! Erst vor wenigen Wochen meldete sich Shogun, der den meisten hier wohl als das Frontmann-Nervenbündel von Royal Headache bekannt sein dürfte, mit der Debüt-EP von Finnoguns Wake eindrucksvoll zurück, einem Duo, das er zusammen mit Finn Berzin gegründet hat (vergessen wir dabei aber auch nicht die tolle 2018er Shogun and the Sheets 7"). Jetzt gibt es ohne allzu große Vorwarnung noch die erste EP einer weiteren neuen Band von ihm hinterhergeschoben, auf der sie vom Songmaterial her dem alten Royal Headache-Vibe ziemlich nahe kommen, wenngleich sie sich dabei ein gutes stück weit vom sägenden Garage-Sound weg, hin zu einer etwas polierteren Ästhetik zwischen den Parametern von geradlinigem, melodischen Punkrock, Noise- und Power Pop bewegen und obendrein mit einem unerwarteten Leatherface-Einschlag aufwarten. Geil!
Brilliante oldschool-Action auf der Debüt-EP dieser Band aus Philadelphia. Darauf verschweißen die einen hybriden Garage-/Hardcore-Vibe so á la Cutters mit eindeutigen Oi!-Tendenzen in der Machart etwa von The Chisel und Chubby and The Gang. Andererseits mag das Riffing hier vereinzelt mal an Poison Ruïn erinnern und die griffigen Gitarrenleads bewegen sich regelmäßig auf klassischem Radio Birdman-Territorium.
Deutschsprachiger Punk der nicht saugt ist ja leider immer noch 'ne ziemliche Rarität aber der Krempel hier saugt in der Tat ganz und gar nicht. Die Debüt-EP der Band aus Aachen beschreitet einen interessanten Mittelweg zwischen klaren Echos einschlägiger deutscher Acts (denk mal in die Richtung Oma Hans, frühe Muff Potter, Turbostaat, Oiro, Düsenjäger…) einerseits, aber auch erweitert um einen starken Garage-Vibe der dann eher an eine Vielfalt internationaler Bands denken lässt wie z.B. Crisis Man, Flowers Of Evil, Waste Man, Ascot Stabber, Mystic Inane… verfeinert mit einer gelegentlichen Spur von Hot Snakes / Drive Like Jehu obendrein!
Verdammt, ganz offensichtlich habe ich es anlässlich aller vergangener Releases dieser Band aus unerfindlichen Gründen immer verpeilt darüber zu posten, was jetzt mal echt die Frage aufwirft, was zum Ficker da mit mir los war! Während ich dazu meinen Therapeuten konsultiere, kann ich zumindest schon mal sagen dass die neueste LP der Citric Dummies ein einziger KO-Schlag aus ganz viel oldschool früh-80er Punkenergie plus ein paar gegenwärtigen Garagen-Vibes darstellt, mit ordentlichem extra-Punch ausgestattet durch die produzierende Hand vom Garagen-Wunderkind Erik Nervous, von dem wir diese Woche auch noch etwas hören werden. Die Hüsker Dü-Referenzen in Titel und Artwork wirken erst mal recht albern, aber auch nicht komplett fehl am Platz, ist hier doch eine durchaus ähnliche furiose Energie mit am Start wie zu der Dü's stärkster Phase, aber auch etwas von Naked Raygun und Adolescents hat das, eine Spur von Bad Brains in den derberen Momenten und von Dickies in den melodischeren Songs. Und überhaupt, jeder Song hier ist ein präziser, sorgfältig geplanter Schlag in die Magengrube und der starke Songzauber dieser Platte bleibt gleichermaßen unnachgiebig.
Ein starkes Demo von dieser Band aus Toronto hat vier schnörkellos nach vorne gehende Klopper für uns auf Lager, grob im Grenzbereich von Garage Punk und Postcore lokalisiert. Das hat ein bisschen Hot Snakes-Energie aber auch einen Vibe nicht unähnlich zu dem frühen Material von Video und Teenanger, nicht zuletzt auch Acts wie Ascot Stabber, Flowers Of Evil, Piss Test und zwischen Garage und Hardcore agierenden Bands á la Launcher oder Mystic Inane. Musik in meinen Ohren!
Eine recht unverhoffte neue EP der famosen Red Dons, deren Mastermind Daniel Husayn in den letzten Jahren mehr mit dem Mastering toller Musik als mit dem Spielen und Aufnehmen solcher beschäftigt war. Hier sind also die ersten neuen Songs seit gut sechs Jahren von der Band, die ursprünglich mal in Portland ihren Anfang genommen hat. Es ist unter'm Strich wohl ihr ruhigstes, melancholischstes Material und das Ergebnis funktioniert absolut hervorragend, dank des unfehlbar exzellenten Songwritings, einer felsenfesten Darbietung und diesem gewissen Feingefühl für Harmonien, wie es wenig anderen Bands zu eigen ist.
Auf dieser Platte erinnert mich irgendwie fast jeder Song an eine andere Band, was ja schon mal nicht falsch sein kann. Auch dass viele davon Australier sind, ist sicher kein schlechtes Zeichen! Der Opener zum Beispiel hat Echos von The Estranged, Red Dons, Xetas, Civic, einen Schimmer von Saints und Birdman. True Method hat die schmierigen Garage Rock-Qualitäten der Golden Pelicans und noch irgendwas anderes was ich gerade nicht so festnageln kann. In Throttle präsentiert sich eine primitive Feedtime-Energie und in den darauf folgenden drei Songs geht der energische Garage Punk etwa von Ex Cult oder Sauna Youth in eine melodischere, powerpoppige Richtung á la Radioacticity, Bad Sports, Mind Spiders oder Bed Wettin' Bad Boys über. Potential To Ride ähnelt dem psychedelischen Post Punk-Vibe von Public Eye, Waste Man oder Marbled Eye und zum Abschluss gibt es zwei Songs mit der unverdünnten Wucht der australischen Überflieger Split System, Polute, Jackson Reid Briggs and the Heaters. Das alles sitzt felsenfest auf ausgezeichnetem Songhandwerk und wird von einer angemessen tighten Performance zu einem ausnahmslos arschtretenden Ding von einem Album verpresst.