Wow, diese Band aus dem französischen Dörfchen Borée jongliert mit einem ganzen Arsch voll unterschiedlicher Genres und bewerkstelligt das mit schlafwandlerischer Selbstsicherheit auf ihrem Debütalbum. Los gehts mit einer kurzen, geradlinigen Hardcoreattacke und im weiteren Verlauf touchieren sie so Styles wir etwa kräftig zupackenden Postcore, hart rockenden Garage Punk eher mittleren Tempos, groovy verwinkelten Post Punk und sogar etwas vage Pixies-mäßigen 80er oldschool Indie-/Alternative Rock mit Surf-Vibe gibt es da mal auf die Ohren. Das alles schütteln die mit bestechender Leichtigkeit aus dem Ärmel und die Platte hat eigentlich keine wirkliche Schwachstelle - durchweg ziemlich beeindruckender Scheiß!
Stark retromäßiger Post Punk, kommt aus Berlin und klingt auch sehr danach. Unüberhörbar nölt hier der gleiche Ersatz-Rio ins Mikro, der das auch bei Maske zu tun pflegt. Der allgemeine Tonfall ist hier aber etwas dreckiger, garagiger als bei erwähnter Band, hat mal so was Wipers-mäßiges oder einen Hauch von S.Y.P.H., auch nicht allzu fern von neuzeitlichen Erscheinungen à la Aus, Hyäne, Die Wärme oder Peter Muffin und die Heilsarmee. Anders ausgedrückt: Hätte so auch um '81 rum erscheinen können. Es sind auch 'ne Handvoll unterwältigender Füllertracks enthalten, was man ihnen in Anbetracht der unbestrittenen Höhepunkte verzeihen mag. Die sind noch neu hier. Aber den Versuch mit dem Funk, den sparen wir uns beim nächsten mal, ja?
Nicht lange nach der arschtretenden Schedule 1 EP bekommen wir aus dem guten Hause Dirt Cult Records schon die nächste Band vorgesetzt, die den Geist des melodischen Post Punk der späten 2000er und frühen 2010er reanimiert. Diesmal kommen die verantwortlichen aus, ähm… Bielefeld?!? Ist nicht euer Ernst! Nein, nein, nein, das kann so nicht stimmen. Musikalisch haben wir es also mit dem inzwischen schon wieder halbwegs oldschool zu nennenden, Song- und Melodie-lastigen, leicht Wipers-beeinflussten Ansatz zu tun und das Songmaterial ist stark genug um ihnen das abzukaufen. Das ist ohne Frage essenzielles Futter für Freunde von so Gedöns á la The Estranged, Anxious Living, Daylight Robbery, Xetas, Red Dons oder etwas aktueller: DDR und den bereits erwähnten Schedule 1.
Die beste britische Punkband der Gegenwart hat bislang noch keinen Song geschrieben, der irgendwas anderes als absolut mitreißend ist. Ihre neueste digitale (?) Single schickt dabei noch mal zwei ihrer stärksten Songs auf die Reise und wird erneut im Handumdrehen die Herzen aller Freunde von Television Personalities-inspiriertem Geschrammel á la Suburban Homes, Neutrals oder Freak Genes erobern.
Es sind bereits fünf Jahre vergangen seit der Debüt-EP der Pariser Band aber das warten macht sich hier bezahlt auf ihrem ersten Langspieler, einem Fass ohne Boden aus wuchtig melodischem (Garage-)Punk so grob in der Machart von Bands wie Cheap Whine, Short Days, Red Dons oder Telecult… man mag auch Spuren von Marked Men, Royal Headache oder Thermals drin wiedererkennen. Vereinzelt hält mal das Songwriting nicht Schritt und dann kratzen sie gefährlich nah an der Grenze zum seichten Pop Punk, aber wenn sie ihr Ziel treffen, dann mit Wucht, Präzision und nicht zuletzt mit einem subtilen retro 60er Powerpop-Vibe.
Die Band aus Guadalajara, Mexiko hat zuletzt noch eine neuere EP rausgelassen, die in ihrer penetranten Oi!-Seligkeit für mich ehrlich gesagt doch etwas schwer zu ertragen ist. Ganz im Gegensatz zu den zwei Songs dieser digitalen Single hier, die eine Woche zuvor erschienen ist. Das sind einfach mal zwei astreine Knaller.
Eine ziemlich unerwartete und ausgezeichnete Musikeinreichung kam hier rein von einer Band aus Zagreb, Kroatien. DDR spielen eine Abart des melancholischen oldschool Post Punk mit einem Fitzelchen Goth im Mix, was mich in verschiedenen Augenblicken mal an gegenwärtige Bands wie Daylight Robbery, The Estranged, Primitive Teeth, Anxious Living, Criminal Code oder Xetas erinnert, während sich aus dem Altbestand auch klar ein bisschen Wipers-mäßige Gitarrenarbeit feststellen lässt und vielleicht etwas spätere Naked Raygun? In der zweiten Halbzeit wird man zunehmend melodischer, was der Sache einen gewissen melancholischen Vibe á la Leatherface, HDQ oder Government Issue der Mitt- bis Spätachtziger hinzufügt.
Kein Wunder, dass der Scheiß sich so vertraut anfühlt. Bei The Wind Ups handelt es um ein neues Soloprojekt von Jake Sprecher, der Freunden von Krach und Melodie unter anderem als Teil von Terry Malts und Smokescreens bekannt sein dürfte. Deutlich lauter und roher als seine anderen Bands in jüngerer Zeit geklungen haben (jedoch noch ein gutes Stück entfernt vom Tempo und Fuzz-Faktor der frühen Terry Malts) klingt das häufig nach einer Fusion zwischen eben jenen Terry Malts und so leicht in Richtung Post Punk schielenden Garagenbands á la Tyvek und Parquet Courts. Andere Songs haben ein bisschen was von The Spits, Ricky Hell oder irgendwas aus dem Reatard(s)-Dunstkreis. Wenn er aber hingegen volle Pulle einen auf Powerpop macht, versprüht das zweifellos einen gewissen British Invasion Vibe.
Als Gegengewicht zum letzten Beitrag ist hier mal ein musikgewordener Shitpost von einem Typen aus Seattle, der zufällig auch in der einen oder anderen lokalen Szene-Legende seine Finger mit drin hatte. Eine Rockoper in vierzehn Akten, die auf ein handliches 7"-Format eingeschrumpft wurde und sich etwas anfühlt wie eine Verschmelzung aus 80er Nomeansno, frühen Minutemen und Saccharine Trust… aber vermutlich hab ich jetzt schon zu viel drüber nachgedacht.
Nicht viel verändert sich jemals in der Musik von Needles//Pins aus Vancouver und in so Scheißjahren wie den letzten anderthalb kann diese Vertrautheit überaus beruhigend wirken. Sie spielen immer noch diese gewisse Art von Punk Rock… ihr wisst schon. Die vollkommen unsubtile und ganz uncool aufrichtige, die emotionale, melodische, euphorische, Folk- und Americana-getränkte Machart, die immer zu peinlichem Mitgesinge und emotionalem Ausdruck im Publikum führt. Einfach abartig. Ich vermisse es gerade so sehr…