Trigger Cut - Rogo

Auf dem zwei­ten Lang­spie­ler schraubt das Noi­se Rock-/Post­co­re-Trio den En­er­gie­le­vel noch mal be­trächt­lich hö­her, oh­ne da­bei an der Prä­zi­si­ons­ar­beit, den aus­ge­feil­ten Struk­tu­ren und Ar­ran­ge­ments zu ver­lie­ren, die be­reits ihr De­büt­al­bum aus­zeich­ne­ten. Be­son­ders in der ers­ten Hälf­te ist da­bei ein deut­li­cher Jaw­box- und Bastro-Vi­be am Werk. Frü­her hät­te ich ge­sagt, dass Ralph Schaar­schmidt mit sei­nen al­ten und neu­en Bands zum bes­ten aus der hie­si­gen Noi­se­r­ock-Sze­ne ge­hö­ren, aber in­zwi­schen bin ich der Mei­nung dass auch welt­weit nur we­ni­ge Bands auf ih­rem Le­vel un­ter­wegs sind.

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Shifting - It Was Good

Für ei­ne Band, die bis­her nur ei­ne 7" auf dem Bu­ckel hat, er­staunt die Rei­fe des Sounds, der sich auf dem De­büt­al­bum von Shif­ting aus Dub­lin ent­fal­tet - nicht we­ni­ger als ei­ne voll aus­ge­form­te, viel­sei­ti­ge und ein­falls­rei­che Vi­si­on von Noi­se Rock, Post­co­re und Math Rock, die sich klar von klas­si­chen Acts der 90er und frü­hen 00er Jah­re wie Un­wound, Bastro, Cha­vez, Fro­dus, frü­hen Shel­lac be­ein­flusst zeigt, da­bei den­noch pro­blem­los auf ei­ge­nen Bei­nen steht. In der ge­gen­wär­ti­gen Gen­re­land­schaft könn­te man au­ßer­dem noch Mul­ti­cult als halb­wegs pas­sen­den Ver­gleich nen­nen.

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Luggage - Shift

Das drit­te Al­bum von Lug­ga­ge aus Chi­ca­go knüpft naht­los am Vor­gän­ger an, macht so­gar noch ei­nen et­was kon­se­quen­te­ren Ein­druck. Pas­send und un­über­hör­bar bei Elec­tri­cal Au­dio auf­ge­nom­men, brei­tet sich ein sprö­der bis zäh­flüs­si­ger Sound zwi­schen Noi­se- und Math Rock, Post- und Slow­co­re aus, der über­wie­gend nach ver­gan­ge­nen Zei­ten in Chi­ca­go klingt. Oder ab­wech­selnd mal nach ge­rad­li­ni­ge­ren Shel­lac, ge­dros­sel­ten Tar, viel lau­te­ren Slint und noch tris­te­ren Cod­e­ine.

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Siwomat - Búmerangs

Noi­se Rock aus Ber­lin, der sich über­wie­gend bei nicht all­zu über­ra­schen­den Vor­bil­dern be­dient - in der Bass­ab­tei­lung wä­ren das Shel­lac, die Gi­tar­ren­ar­beit scheint eher bei The Je­sus Li­zard und Scratch Acid ent­lehnt. Et­was Uze­da wä­re da au­ßer­dem im An­ge­bot und an ak­tu­el­le­ren Bands kann man sich mal an die ri­gi­de Dis­zi­plin von Mul­ti­cult, ein an­de­res mal an die un­gleich grö­be­re Her­an­ge­hens­wei­se et­wa von Tro­pi­cal Trash er­in­nert se­hen. Auch wenn hier al­so of­fen­sicht­lich das Rad nicht neu er­fun­den wird, kann mich das Er­geb­nis weit­ge­hend über­zeu­gen.

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Clang! - Whac-A-Mole

Ein sau­mä­ßig star­kes De­büt­al­bum ha­ben Clang aus Tam­pa, Flo­ri­da hier­mit ab­ge­lie­fert, das mit ei­ner zeit­lo­sen Spiel­art von Noi­se- und Math Rock, Post­co­re und -punk in­klu­si­ve mar­kan­tem Sa­xo­fon­ein­satz zu be­geis­tern ver­steht. Im Ge­samt­ein­druck klingt das Re­sul­tat et­wa so, als hät­te man di­ver­se Ver­tre­ter der ak­tu­el­len Post­punk-Ge­ne­ra­ti­on mit Pio­nie­ren aus den Acht­zi­gern wie No­me­ans­no, Tra­gic Mu­lat­to und Flip­per ge­kreuzt.

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Multicult - Simultaneity Now

Auf ih­rem in­zwi­schen fünf­ten Al­bum ge­ben sich die Noi­se-/Math­ro­cker aus Bal­ti­more mal wie­der in der ge­wohn­ten Top­form. Viel­leicht mehr als je zu­vor ver­la­gern sie da­bei das Ge­wicht auf die Math-las­ti­ge Sei­te, oh­ne dass sie Ge­fahr lau­fen, in selbst­ge­fäl­lig-tech­ni­sches Geg­nie­del zu ver­fal­len. Nein, hier wirkt je­der noch so ge­walt­sam zu­recht­ge­bo­ge­ne Takt or­dent­lich zu En­de ge­dacht. Auch wenn das Gen­re da­von mit Si­cher­heit nicht re­vo­lu­tio­niert wird, tref­fen Mul­ti­cult die­sen spe­zi­el­len Na­gel da­für mit ei­ner sel­ten ge­wor­de­nen Voll­endung auf den Kopf und lie­fern zum wie­der­hol­ten mal ei­ne Plat­te ab, die selbst zur Blü­te­zeit ih­rer Ni­sche als wasch­ech­tes High­light durch­ge­f­luppt wä­re.

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BCC - Standby

Tol­les und er­fri­schen­des ers­tes Tape von ei­ner Band aus Bloo­ming­ton, In­dia­na. Zu hö­ren gibt's ei­ne recht un­ge­wöhn­li­che Ver­schmel­zung von Post Punk, Math- und re­lax­tem 90er In­die­rock, ver­ein­zelt shoe­ga­zig-psy­che­de­li­schen Mo­men­ten. Ab und an kann man An­klän­ge an we­ni­ger auf­ge­reg­te Ver­tre­ter der 90er Touch & Go-Schu­le er­ah­nen, aber ins­ge­samt pan­schen sich BCC doch ihr ganz ei­ge­nes Süpp­chen zu­sam­men.

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Fun - Death Star

Es ist jetzt auch schon wie­der ei­ni­ge Jah­re her, seit­dem die nun schon min­des­tens an­dert­halb Jahr­zehn­te ak­ti­ven Noi­ser­o­cker aus Hel­sin­ki mit ih­rer letz­ten 7" von sich hö­ren lie­ßen. Die ak­tu­el­le EP der Band klingt je­den­falls als wä­re die Zeit seit­dem ste­hen ge­blie­ben, aber auch so stark aus­ge­reift und rou­ti­niert wie man es von ei­ner so alt­ein­ge­ses­se­nen Band er­war­tet. Ihr Noi­se­r­ock wan­delt er­neut un­ver­kenn­bar auf den Pfa­den von Ra­pe­man und frü­hen Shel­lac - ab und an kann sich auch mal et­was Brai­niac, Kill­do­zer, Mu­le oder Jaw­box da­zwi­schen ver­ir­ren. Neu und ori­gi­nell ist das nicht, aber um­so hoch­wer­ti­ger und von An­fang bis En­de über­zeu­gend.

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The Purkinje Shift - Threads

…und gleich noch mal so ei­ne Spät­zün­der­band. Schlap­pe sie­ben Jah­re nach der letz­ten Plat­te ha­ben die In­stru­men­tal-Post­co­re-/Math­rock-Ve­te­ra­nen aus At­lan­ta ih­ren vier­ten Lang­spie­ler am Start. Ehr­lich ge­sagt hat­te ich die Band nie so wirk­lich auf dem Schirm. Bei der nach­träg­li­chen Be­gut­ach­tung ih­rer frü­he­ren Al­ben fällt mir je­doch auf, wie sehr die­se aus heu­ti­ger Sicht nach ei­nem Pro­dukt ih­rer Zeit klin­gen. Ge­ra­de als das Math­rock-Gen­re sei­nen Ex­zess aus un­ge­ra­den Tak­ten und über­la­de­nen Struk­tu­ren et­was zu sehr auf die Spit­ze trieb und nur Mi­nu­ten spä­ter in sei­nem ei­ge­nen Arsch aus vor­her­seh­ba­rer Kom­ple­xi­tät-um-ih­rer-selbst-Wil­len ste­cken blieb. Um­so er­staun­li­cher ist, wie we­nig das auf der neu­en LP der Fall ist - die neu­en Songs ma­chen ei­nen durch­weg sehr zeit­lo­sen Ein­druck. Die Struk­tu­ren und Ar­ran­ge­ments klin­gen deut­lich ent­schlackt und auf­ge­räumt, ha­ben mehr Hand und Fuß als je zu­vor, wäh­rend ei­ne eben­so schnör­kel­lo­se wie auch kla­re Pro­duk­ti­on ei­ne sau­mä­ßig tigh­te Band ein­fängt, die über die Jah­re nichts von ih­rer Spiel­freu­de ein­ge­büßt hat.

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Césped De Verdad - Chusma Ocre

Was ist das denn für ein gei­ler Scheiß, den uns da ei­ne Band aus Va­len­cia auf­tischt? Be­grüßt ei­nen mit Post Punk in no-wa­vi­ger Dis­so­nanz und ent­wi­ckelt sich dar­auf hin zu ei­nem un­be­re­chen­ba­ren Bas­tard, der ei­nem un­ver­mit­telt her­ein­bre­chen­de Hard­core­at­ta­cken, Ver­satz­stü­cke von 90er Di­sch­ord-Post­co­re, ein biss­chen Emo­ge­döns, Math­rock und me­lo­di­schem In­die Rock der ver­gan­ge­nen De­ka­de um die Oh­ren haut. Über all dem schwe­ben die un­kon­ven­tio­nel­len Har­mo­nien á la So­nic Youth der Day­d­ream Na­ti­on-Ära, das ver­bin­den­de Ele­ment wel­ches die­se selt­sa­men Klang­kon­struk­te zu­sam­men­hält. In der Ge­gen­wart könn­te man va­ge Ver­glei­che zu den Leip­zi­gern Mol­de be­mü­hen.

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