Garage Punk aus Spanien, der bei mir genau die richtigen Nerven anzapft und exakt diese explosive Triebkraft einer hungrigen Band transportiert, die in letzter Zeit aufgrund der offensichtlichen Umstände auch auf Tonkonserven etwas dünn gesät war. Das hat mal was von Dadar, Sauna Youth, Ex-Cult, Constant Mongrel, Jackson Reid Briggs or Pedigree auf der einen Seite, zeigt öfter mal aber auch einen starken Post Punk Vibe - etwa wie eine Kreuzung aus Berliner Bands á la Pigeon, Diät, Pretty Hurts mit der melancholischen Stimmung von Red Dons, Telecult oder Nightwatchers.
Juhu! Neuer Scheiß von der Person oder Band, die vielleicht aus Hicksville, New York kommt oder auch nicht und deren 2020er Garage-/Post-/Eggpunk-beinahe-Meisterwerk Happyhappy mich in genau den erwähnten Zustand versetzte. Da ist jetzt also erst mal ein neues, kurzspielendes Hi-Fi-Erlebnis am Start und darüberhinaus noch so ein anderes, etwas weniger kurzes, minimal weniger Hi-Fi-mäßiges Dings. Beim erstgenannten suggeriert wenn überhaupt nur der Titel Langeweile und was das andere Dings angeht… ich glaube ich hab eine recht brauchbare Idee davon, was Print Head nicht glauben zu wissen, dass sie es (the fuck) machen und sie machen es genau richtig und es ist ganz wundervoll und ich lecke freiwillig noch die Reste vom Boden auf!
Ich hatte so meine Probleme, mich mit den letzten paar Veröffentlichungen von Jackson Reid Briggs und ihrem etwas schwerfälligen, überladenen Klangkostüm anzufreunden. Seine neueste EP - während einer kurzen Verschnaufpause zwischen Australiens derben Covid-Lockdowns in einer von seinen üblichen "Heaters" abweichenden Konstellation aufgenommen - sprüht hingegen wieder vor Energie und Spielfreude in vier durchweg starken Songs, denen der deutlich entschlackte Sound ganz ausgezeichnet steht.
The Cowboy aus Cleveland haben bisher noch mit jeder Platte absoluit meinen Nerv getroffen und ihre dritte LP setzt diesen Trend nahtlos fort. Ihr Sound läuft inzwischen so rund wie ein Uhrwerk und inzwischen würde ich mal sagen, dass sie an der Schnittstelle von drückendem Garage Punk und kantigem Noise Rock ihre ganz eigene kleine Mikro-Nische mit sofortigem Wiedererkennungswert etabliert haben, jedoch weiterhin genug frische Ideen einbringen um die Scheiße spannend zu halten.
Die Debüt-EP dieser Band aus Utrecht ist ein Suppenwürfel aus hochverdichtetem Wohlgefallen, welcher sich in fünf angemessen dementen Synth-/Garagepunk-Jams entfaltet mit der wundersamen Kraft, im gesunden Menschenverstand einen gezielten Kurzschluss zu erzeugen um auf geradem Wege bei den niederen Instinkten anzudocken. Läuft!
Nach einem etwas inkonsistenten Debüt-Tape im letzten Jahr kommt die neue LP dieser Berliner Band mit einem deutlich gereiften Postpunk-Sound daher, dem ein starker Roots- und Folk-Einfluss innewohnt und ein allgemeiner Vibe der mich etwa an den Americana-/Cowpunk von Angst erinnert, an Post-Miami Gun Club und an Solozeug von Rikk Agnew, während man in der Gegenwart Vergleiche etwa zu Jackson Reid Briggs & The Heaters oder Low Life ziehen mag. Außerdem schwingt in Songs wie Reanimation, Pissing und Look Of Disgust so eine British Invasion-mäßige Melancholie mit, die etwa an The Resonars oder The Bevis Frond erinnert. Also anders ausgedrückt: Das sind ganz und gar nicht die üblichen Grundzutaten für ein Punkalbum, was den Krempel ja auch wie Arsch auf Eimer für den kommenden EU-Release an der ersten Theke prädestiniert.
Algara aus Barcelona fielen erstmalig letztes Jahr auf, damals noch als ein Elektropunk-Duo, welches aber schnell zu einer vierköpfigen Band anwuchs und unverzüglich ein Tape hinterher schob das aus Neuaufnahmen der EP-Tracks bestand und weiteren, für ihr Debütalbum bestimmten Songs. Besagtes Album dürfen wir jetzt aus dem Hause La Vida Es Un Mus Discos in voller Länge bestaunen. Ihr Sound hat sich derweil zu einer kompakten Wucht in einer Fusion aus Post-, Garage- und Elektropunk entwickelt, die man vielleicht als eine Mischung aus ISS, Straw Man Army, Rank/Xerox und UZS bezeichnen könnte - lediglich einmalig aufgebrochen von den starken Synthwave-Versatzstücken in Hedonistas.
Eine neue Warttman Inc.-Veröffentlichung! Verantwortlich dafür zeichnen einige der üblichen Verdächtigen aus Bands wie Research Reactor Corp., Satanic Togas und The Gobs. Ihr wisst also ungefähr, was ihr erwarten könnt. Selbstredend tritt das ungemein ansprechend in die Weichteile.
Cherry Cheeks aka so ein Typ namens Kyle Harms aus Orlando schlug schon im letzten Jahr einige Wellen mit einer Reihe von zunehmend genialen EPs. Sein jetzt auf Total Punk erschienenes Debütalbum unterwandert dann aber doch etwas die Erwartungen in seiner weitgehenden Abwendung vom zuvor dominanten, Synth-lastigen Garage- und Powerpop-Vibe zugunsten einer etwas konventionelleren, Gitarren-fokussierten Garage Punk-Klangästhetik. Das bedeutet jetzt aber keinesfalls, dass hier der positive Nervenkitzel ausbliebe - auch in dieser Inkarnation ist das ziemlich wilder, einfallsreicher Scheiß von exzellentem Ohrwurmpotenzial und mit gewissen Ähnlichkeiten zu Krempel wie etwa Freak Genes, Powerplant oder Set-Top Box.
Sieht nicht so aus als ob diesen Texanern in absehbarer Zeit die Songs ausgehen werden, immerhin haben die gerade ihren zweiten Langspieler innerhalb von nur wenigen Monaten abgeliefert - dankenswerter Weise diesmal in einer etwas weniger Tinnitus-induzierenden Abmischung. Ansonsten wird hier nahtlos an das glorreiche Chaos angeknüpft das Big Bopper mit dem Vorgänger etabliert haben. Jenes besteht etwa zu etwa gleichen Teilen aus Post- und Garage Punk, Noise- und Math Rock, hat dabei unter anderem vage Ähnlichkeiten zu Patti, Rolex, Cutie, Mystic Inane oder Brandy plus ein paar Krümeln früher Minutemen.