Meine armseligen Versuche über Musik zu schreiben mögen vor gut 10 Jahren noch viel schlimmer gewesen sein als sie es heute noch sind, aber zumindest muss mir meine Musikauswahl von damals zu 99% immer noch nicht peinlich sein. Tiger! Shit! Tiger! Tiger! wurde dabei im Herbst 2013 die fragwürdige Ehre zuteil, das Subjekt des allerersten Posts in diesem Blog zu sein und hier ist jetzt ihre neueste LP, die erste nach einer über sechs Jahre andauernden Funkstille. Der langsamen Arbeitsweise zum trotz, kann man ihnen also einen ungewöhnlich langen Atem attestieren - die Typen haben mal ganz locker locker die meisten Bands von damals überdauert! Die Entwicklung ihres Sounds über die Jahre macht ausgesprochen Sinn in meinen Augen. Lief ihre exzellente 2013er LP Forever Young noch stark in den Fußstapfen von Noise Pop- und Fuzz Punk-Bands der späten nuller- und frühen 2010er Jahre wie No Age, Wavves und Male Bonding, schlug Corners in 2017 eine deutlich relaxtere, indierockige Richtung ein. Mit der neuen LP findet sich die Band tief im Gebiet des oldschooligen Shoegaze wieder, mit besonders starken Echos von Bailterspace und Swervedriver. Das Tempo wird massiv gedrosselt, ohne dabei jemals langweilig oder schläfrig zu klingen - es bedarf außerordentlicher Raffinesse und mehr als solidem Handwerk in der Songkonstruktion um dieses Ding erfolgreich durchzuziehen und Tiger! Shit! Tiger! Tiger! liefern hier ausnahmslos eine Qualität ab, wie ich sie lange vermisst habe in einer bislang eher traurigen Ära für das Genre, in der die meisten jener Bands fraglos eine beeindruckende Sammlung von Effektpedalen akkumuliert haben, aber nicht die Songs, Energie und Vision besitzen um mehr zu leisten als mich sanft in den Schlaf zu lullen. Das hier, das klingt irgendwie ganz schön alt und dennoch ist das für mich im Jahr 2024 wie ein lange ersehnter Hauch frischer Luft.