Ja genau, das ist mal wieder einer dieser obligatorischen Publikumsbeschimpfungs-Posts. Weil ihr immer noch so scheiße schlecht da drin seid und es mich traurig macht, euch das immer noch sagen zu müssen.
Also los gehts… Bitte, bitte, ums verrecken noch mal bitte hört endlich auf diese Dinge zu benutzen:
- Facebook
- Twitter
Nehmt stattdessen am Fediverse teil. Vorschlag für Musikliebhaber: Wie wär's wenn ihr euch als ersten Schritt mal einen Account z.B. bei linernotes.club anlegt? Wenn ihr das gemacht habt: Erzählt mir davon.
Wenn du Facebook oder Twitter benutzt, um dort regelmäßige Inhalte zu publizieren oder kuratieren: Wie wär's stattdessen mit 'nem eigenen Blog? Mach das, und erzähl mir davon.
Wenn du dich überhaupt nicht von deinen schlechten Internet-Gewohnheiten lösen kannst, dann mach dich zumindest schon mal mit den Alternativen vertraut und fang an sie zu benutzen.
- Google Chrome
Mal ganz ehrlich: Du hast inzwischen gar keine verfickte Ausrede mehr. Es gibt mehrere mindestens genau so gute Alternativen - einige davon sind im Grunde nichts anderes als Chrome, nur ohne die fiesen, bösen Funktionen, die sich gegen den Benutzer richten. Erst recht sexy sind jedoch Firefox und seine diversen Forks.
- Google Analytics
Aaargh! Blogger und Webmaster: Hört endlich mit dieser Sprühscheiße auf. Wenn du Statistiken brauchst, schau dir mal Matomo an. Ist kostenlos und einfach auf fast jedem Webserver einzurichten. Das richtet sich auch an dich, Bandcamp!!! Ganz ehrlich, du bist eine der wenigen Internetfirmen, die ich leiden kann. Aber dennoch hilfst du Google beim Tracking deiner User. Und dafür benutzt du deinen eingebetteten Player, den jedes verdammte Musikblog auf der Welt benutzt!!! Schäm dich was.
- Share- und Like-Buttons von Facebook und Twitter
Diese sind nur eine weitere Masche, um Benutzer zu tracken. Wenn du überhaupt nicht auf den Dopamin-Kick verzichten kannst, den jeder Share oder Like dir verpasst, schau dir mal Shariff als datenschutzfreundlichere Alternative an. WordPress-Nutzer: Da gibt es auch ein Plugin für.
Alle, macht bitte folgendes:
- Benutzt einen vernünftigen Werbeblocker.
Das hält euch nicht nur viele Tracker und den kompletten Hirnfick der Werbeindustrie vom Hals, sondern es hilft auch, der schädlichen Maschinerie den Geldhahn abzudrehen. Wenn dein Browser das nicht zulässt: Benutze verdammt noch mal einen besseren Browser. Muss ja echt schwer sein, ey.
Blogger und Webmaster, nehmt bitte zur Kenntnis: Google will bald sein FLoC-Programm ausrollen, das ein Targeting der Chrome-Benutzer selbst in einer Zukunft noch erlauben soll, in der Cookie-basiertes Tracking seine Effektivität verliert. Tu bitte folgendes:
- Mach dich schlau, wie man die Nutzung von FLoC (zumindest vorerst) auf deiner Website deaktivieren kann.
- Wenn du WordPress benutzt, brauchst du nur ein Plugin wie dieses hier zu installieren.
- Chrome-Benutzer: Noch ein guter Grund, dir einen weniger beschissenen Browser zu suchen.
Bitte fangt endlich mal an, diese ganz einfachen Dinge ernst zu nehmen. Wie viel Scheiße muss z. B. Facebook noch mit euch veranstalten, bevor ihr irgendwann vielleicht mal den Stecker zieht? Bitte hört auf, in allen Computer und das Internet betreffenden Dingen so jämmerlich zu versagen. Bitte lasst es sein, diese perverse Maschinerie zu füttern, die das Internet kaputt macht und eine bessere Zukunft mit allen Mitteln aktiv zu verhindern versucht. Geht stattdessen mal die kleinen Schritte, die langfristig dabei helfen, das Web offener, demokratischer zu gestalten und dabei weniger von so beschissenen Unternehmen abhängig zu sein. Bist du Punk oder was? Mach mal ein bisschen Punkweb. Besten Dank im Voraus.
Hausaufgaben-Links:
Tage seit dem letzten Facebook-Skandal (während ich das hier schreibe: vier Tage.)
Fediverse - So geht gutes Social Media
Google’s FLoC Is a Terrible Idea.
Clean Up The Web
Ich denke, dass der Vergleich von FB mit Myspace hinkt (andere Funktionen, anderes Design, andere Manipulation-Strategien). Aber klar, nix is für immer. Manches hält sich aber echt lange.
Hab mich erst vor einigen Monaten zum ersten mal bei einer Mastodon-Instanz angemeldet. Die Instanz wurde als Alternative für eine FB-Gruppe gestartet. Ob se den eigentlich angedachten Zweck, nämlich die Verbreitung lokaler Termine, erfüllt, lässt sich pandemiebedingt leider noch nicht feststellen. Noch is da eher wenig los, aber immerhin schon ein bisschen. Allgemein bleiben bei Mastodon und dem Fediverse bisher für mich aber noch viele Fragezeichen - zum Beispiel bei der Finanzierung. Infrastruktur und Pflege einer Instanz kosten eben - vor allem wenn man gegen Facebook anstinken will und auch Inhalteproduzenten kriegen will die vor allem Mediendateien wie Bilder posten.
Anyway, Danke für deine Antwort. Deine weniger düstere Perspektive tut mir sehr gut.
Btw, Butterbrand, habe ich den Wink mit dem Stahlträger wahrgenommen und die Email-Pflichtangabe rausgenommen. So lange ich hier kein Spam- oder Trollproblem kriege, ist das ja auch unnötig.
Ich glaube, diesbezüglich ist noch nicht alles verloren. Es gibt klar eine Abwanderung von den etablierten Plattformen, auch wenn Facebook immer noch Rekordgewinne einfährt. Die haben halt in den letzten Jahren ihr Marketing optimiert, aber sowohl die durchschnittliche Nutzungsdauer als auch die Anzahl täglich aktiver Accounts in Europa und den USA ist nach meinem Wissen rückgängig und nach abflauen des Corona-Boosts wird es sicher noch deutlicher werden. Viele Nutzer sind offensichtlich frustriert. Auch Facebook ist nicht für immer. Erinnerst du dich noch an Myspace und Yahoo?
Ich finde vor allem zwei Faktoren interessant:
Erstens, ob zum erhofften Facebook-/Twitter-Kollaps das Fediverse als Begriff schon geläufig genug ist, damit die ehemaligen Nutzer nicht einfach der nächsten Kommerzbude die Tür einrennen.
Zweitens wird entscheidend sein, wie die Gesetzgebung, insbesondere die europäische reagiert (für die Vereinigten Staaten mach ich mir da nicht mehr viel Hoffnungen). Die einfachste Lösung, Facebook’s Monopolstellung aufzubrechen wäre eine gesetzliche Verpflichtung, offene APIs und Protokolle zu unterstützen. Damit wäre Facebook kein umzäunter Garten mehr – es würde genervten Nutzern auch nicht mehr weh tun, die Plattform zu wechseln, denn Soziale Netzwerke wären wie e-mail – egal auf welchem Server oder bei welchem Diensteanbieter du bist, du bist für alle erreichbar und kannst alle erreichen. So wie es ja innerhalb des Fediverse schon der Fall ist.
Stimme ich vollumfänglich zu. Allerdings mache ich mir da keine großen Hoffnungen auf Besserung. Aufrufe an die Konsumenten glaube ich ändern eher wenig bis nichts. Voraussetzung für eine Verhaltensänderung auf deren Seite wäre auch, dass sie eine Wahl hätten. Allerdings beobachte ich, dass immer mehr Leute die Inhalte liefern sich hinter die Wände kommerzieller Welten zurückziehen. Vor allem wenn's da um visuelle Kunst und Illustration geht, kommt bei mir Endzeitstimmung auf. Fast alle der entsprechenden Blogs in meinem Feedreader wurde aufgegeben, alle zu Zuckerbergs Melkstationen abgewandert (sei es nun Instagram oder Facebook). Wenn ich Inhalte aber nur noch exklusiv auf solchen geschlossenen kommerziellen Plattformen anbiete, zwinge ich meine Fans dazu sich auch dort melken zu lassen. Gelegentlich schreibe ich noch Leuten, bedanke mich zum Beispiel, wenn sie noch einen Blog betreiben oder bitte sie darum verwaiste Blogs vielleicht doch wieder zu befüllen. Ich weise auch gern daraufhin, dass sich ein tumblr z.B. auch automatisch über die instagram-App befüllen lässt (sicher auch nicht optimal, aber immerhin gäb's dann nen offenen RSS-feed). Die Antworten auf solche Bitten sind aber durch die Bank negativ. Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen sehe ich eigentlich nie - auch nicht bei Künstler die sich eigentlich als Punks identifizieren. Ja, selbst bei vermeintlich antikapitalistischen Freunden hieß es dann gern: "Kann ich nich. Instagram is da einfacher." Wenn ich Hilfe anbiete wird aus dem "kann ich nich" dann recht schnell ein "interessiert mich nich".
Vor allem bei Leuten die Kunst produzieren denke ich spielt dieses direkte Feedback (also Herzchen, Likes, etc) eine sehr große Rolle. Natürlich schmeichelt das einem und natürlich will man mehr davon. Am Ende bleiben wa eben doch relativ leicht lenkbare Viecher.
Und aus der Perspektive wiegt das Versäumnis umso schwerer, dass die Politik die Gestaltung unserer Gesellschaft einigen privaten Unternehmen überlassen hat die selbstverständlich privatunternehmerische und nicht gesellschaftliche Interessen verfolgen. Ob wa diesen Schaden nochma zurechtbiegen können, kann ich mir im Moment echt nicht vorstellen.