Gold Class - Drum
Da isser. Der kleine Postpunk-Mikrohype für diesen Spätsommer. Was machen wir uns daraus? Ich konnte den Zirkus um die Platte von vornherein nicht so wirklich nachvollziehen. Schon der Vorgänger hat mich relativ kalt gelassen und die mit großem Erfolg in einschlägigen Blogs und Magazinen verbreitete Vorab-Single Twist In The Dark schneidet sich mit dem doch sehr dick aufgetragenen Gesang von Adam Curley für meinen Geschmack etwas viel vom Postpunk-Revival der 00er Jahre ab, dessen Bands einem bis heute in jeder Indiedisse entgenplärren. Member Interpol? Oh yes, i member! Der Rest des Albums schlägt überwiegend in die gleiche Kerbe.
Auf der anderen Seite muss ich der Platte aber eingestehen, dass sie mit einigen sehr runden, sorgfältig konstruierten Songs aufwarten kann. In den schwächeren Momenten klingt's dann mehr nach einem soliden aber recht uninspirierten Neuaufguss. Am besten kommt die Platte auch genau dann, wenn sie ein Stück weit aus den altbackenen Formeln ausbricht. Und das formvollendete, manchmal an die großartigen Protomartyr erinnernde Gitarrenspiel von Evan James Purdey ist das definierende Element, dass die Platte zusammenhält, gerade wenn das Songmaterial da nicht mithalten kann.
Wer weiß, hätten wir anno 2005 anstelle der grausigen Editors diese Platte bekommen, hätte ich die damalige Genre-Inkarnation vielleicht noch ein oder zwei Jahre länger verfolgt. Ich bleibe gespalten, was diese Band angeht. Aber sollte das jetzt eine neue Retrowelle bezüglich der alten Retrowelle auslösen, braucht ihr mit mir nicht mehr zu rechnen. Ich bin dann lieber ganz woanders, während Retro sich selbst bumst.